☆Shadow - 40☆

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Albträume plagten Jenna, als sie schweißgebadet aus ihrem Schlaf erwachte. Mit beiden Händen fuhr sie sich durchs Gesicht, als sie realisierte, dass es nur ein Traum gewesen war. Doch als sie wieder ihre Augen öffnete, befand sie sich nicht in ihrem Zimmer. Um genau zu sein, wusste sie nicht mal, wo sie gerade war. Sie lag in einem großen Himmelbett, an dessen schwarze Vorhänge Hinunterhingen. Die dafür sorgten, dass Jenna nur verschwommen den Rest des Zimmers sehen konnte. Ihre Hände fuhren über die schwarze seidige Bettwäsche, als sie diese vorsichtig bei Seite schob. Ihr Blick begutachtete das Zimmer, doch sie schien allein zu sein. Weshalb sie leise den schwarzen Vorhang bei Seite schob und ihre nackten Füße den kalten Boden berührten. Sie trug ein langes weißes Nachthemd, was schon beinah zu schick aussah, dass man darin schlafen sollte. Sie hob sich stark vom Rest des Zimmers ab, in ihrem hellen Kleid. Der Raum war schwarz gehalten und das Einzige, was dem Ganzen ein wenig Farbe gab, waren die unzähligen Kerzen, die in dem großen Schlafzimmer verteilt waren und für einen warmen Schimmer sorgten. Mehrere Kerzen brannten schon eine ganze Weile vor sich hin, zumindest waren die meisten bis zur Hälfte abgebrannt. Langsam ging Jenna auf die große Tür zu und als sie durchs Zimmer lief, glitzerte das Kleid wunderschön im Kerzenschein. Mit einem leisen Knatschen öffnete sich die schwere Tür von allein und vorsichtig wagte die Bändigerin einen Blick nach draußen. Ihre langen Haare fielen wellig über ihre Schulter und sorgten für ein unangenehmes Kribbeln auf Jennas angespannter Haut.

Jenna stand vor einer großen Treppe, die mehrere Stufen nach unten führte, an dessen Ränder weitere Kerzen leise vor sich hin flackerten. Ihr Blick fiel auf eine Gestalt, die mit dem Rücken zu ihr unten an der Treppe stand und nachdenklich ein großes Regal voller Bücher musterte. Leise und auf Zehenspitzen setzte Jenna einen Schritt nach dem anderen auf die mit weichem Stoff überzogene Treppe.

Sie war leise, so wie eine Raubkatze auf ihrem Beutezug und trotzdem drehte der Fremde sich langsam um, als hätte er sie gehört, nein, als würde er spüren, dass Jenna hier war. Ihr Atem stockte und auf der vorletzten Stufe blieb die junge Frau stehen. Verträumt schon fast freundlich lächelte Andras und Jenna wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Denn der Dämon sah sie einfach nur an und schien sich sogar zu freuen, die Bändigerin zu sehen. Mit starkem Herzklopfen erwiderte Jenna den Blick des Blonden und die beiden sahen sich für einen Moment direkt an. Solange bis Andras sich aus dem Bann ihrer blauen Kristalle lösen konnte und unauffällig den Rest begutachtete, der sich ihm Bot. Es wäre gelogen, wenn der Dämon behaupten würde, dass es ihm nicht gefällt, was er zu sehen bekam. Was sich sofort auf seinem Gesichtsausdruck widerspiegelte und er charmant anfing zu lächeln. Ihre Haare hingen wild über ihre Schulter und ihre Wangen trugen noch diese leichte Röte, die für Menschen nun mal typisch war, nach dem sie geschlafen hatten. Das Kleid schmiegte sich wunderbar an ihren weiblichen Kurven und der Stoff gewährte durch die Beinschlitze gerade genug Haut, um mit Andras Fantasie zu spielen. Er wollte diese Frau und er wollte das Jenna endlich ihm gehöre. Er brauchte eine Königin und bei dem Anblick, der ihm gerade geschenkt wurde, wusste er, dass nur diese eine Frau seine Auserwählte sein sollte. Diese und sonst keine!

Er hörte laut das Blut durch ihre Adern pochen und bemerkte das starke Herzklopfen, was unregelmäßiger schlug, als er sich ihr langsam näherte. Sie war nicht abgeneigt, das wusste der Dämon seitdem ersten aufeinandertreffen. Ihre Reaktion verriet die junge Frau, auch wenn sie es wahrscheinlich selbst nicht zugeben würde.
Nach gefühlten Stunden durchbrach Jenna das Schweigen und die damit entstandene Anspannung.


"Andras, was mache ich hier?" Er stand direkt vor ihr und mit einem Ausdruck auf dem Gesicht sah er sie an. Einen Ausdruck, denn sie nur von Stephen kannte. Stephen! Sie durfte nicht hier sein, sie hatte es ihm versprochen. Andras war gefährlich, das wusste die Bändigerin. Doch im Moment hatte sie das Gefühl, dass Andras einfach nur ein Mann war, der sich nach mehr sehnte, als es vielleicht seine Bestimmung war. Als es ihm vielleicht erlaubt war. Der Dämon hatte irgendwas an sich. Irgendwas, was Jenna sich selbst nicht mal erklären konnte. Er zog sie auf eine gewisse Art und Weise an, auf dieselbe Art wie auch Stephen Jenna anzog und trotzdem waren ihre Gefühle für den talentierten Magier größer. Dachte die Bändigerin zumindest.


Andras bemerkte, wie Jennas Gedanken abschweiften und vorsichtig umfasste er ihre Hand, wodurch er ihre volle Aufmerksamkeit erlangte und verwundert über die plötzliche Berührung des Dämons sah sie ihm direkt in seine hellen Augen. Trotzdem ging er auf ihre Frage nicht ein, sondern legte ihre Hand auf seine Wange und schmiegte sich in die warme Berührung. Genießerisch schloss er die Augen und Jenna traute sich nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

"Ich halte das nicht länger aus, verstehe es doch!" Erwiderte er ruhig und öffnete wieder seine Augen verletzt, sah er sie an und Jenna umspielte eine Gänsehaut. Feste umklammerte er ihre Hand, die immer noch auf seiner Wange lag.


"Wann fängt das Leben an, was ich mit dir leben kann?" Seine Augen funkelten und für einen Moment hatte sie das Gefühl, dass in den sonst so kalten Augen ein warmer Ausdruck aufleuchtete. Sie wollte etwas erwidern, doch kein Ton ging über ihre Lippen. Ihre Augen sprangen zwischen seinen hin und her und ihr Kopf suchte nach einer Antwort, als Andras auch schon sehnsüchtig seine Lippen auf die ihre presste und Jenna diese im nächsten Augenblick von sich wegdrückte.

"Verstehe, doch ich kann nicht!" Ihre Stimme klang belegt und Jenna wusste selber nicht, wieso sich Tränen in ihren Augen bildeten, als sie in das enttäuschte Gesicht des Dämons sah.


"Es geht nicht!" Nuschelte die Bändigerin leise und kehrte dem Dämon ihren Rücken zu.

Verletzt und sauer fuhr dieser sich durchs Gesicht und nickte aufgebracht auf und ab. Etwas, was Jenna nicht sah, aber deutlich spürte.

"Ich weiß, dass du irgendwann an meiner Seite sein wirst!" Plötzlich stand der Dämon vor Jenna, umfasste ihre Oberarme und drückte sie feste an das Bücherregal. Geschockt sah sie Andras an, als sie die Wut in seinem Blick erkannte.

"Andras, du tust mir weh!" Flehte Jenna, denn Andras Finger bohrten sich tief in ihre Haut. Mit den Worten löste sich der Dämon von der jungen Frau und ging einige Schritte zurück.


"Es, es tut mir ... -", bevor er sich entschuldigte, sorgte der Dämon mit einem Fingerschnippen dafür, dass Jenna aus seiner Welt verschwand und er wieder allein in seiner Bücherei stand.

Er war schwach geworden. Er war das Böse und diese Seele hatte fast dafür gesorgt, dass er sich entschuldigt hätte. Das er Reue gezeigt hätte, dass es ihm leidtat, dabei hatte sie ihn doch abgewiesen. Sie hatte ihm sein Herz gebrochen. Nein, wie konnte jemand sein Herz brechen, wenn er nicht lieben konnte. Er durfte nicht lieben, was sollten die anderen Dämonen nur denken. Er war einfach nur enttäuscht, mehr nicht. Das redete Andras sich zumindest ein.

Für einen kurzen Augenblick, als er von seinen Gefühlen überrannt wurde und wutentbrannt anfing zu schreien, zerstörte er innerhalb Sekunden die Regale in seiner Bücherei und stieg triumphierend über die auf dem Boden liegenden Büchern und kaputten Regale, als er die Treppe hinauf in das Schlafzimmer lief, in dem er vor ein paar Stunden noch die Bändigerin liebevoll hineingelegt hatte. Er setzte sich auf die Bettkante und in dem Moment war er sauer auf sich selbst, auch wenn er nicht wusste, warum? Doch eins war ihm klar, er würde jetzt alles unternehmen, um ihre Gunst zu gewinnen und wusste, dass der manipulierte Stephen Strange ihm eine große Hilfe sein würde. Sein Plan war im Endkampf und diesen würde er gewinnen, als der neue König der Hölle!

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt