☆Shadow - 47☆

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Summend ließ Jenna sich auf ihr Bett fallen, mit den Gedanken an das kurze Lächeln von Stephen hatte sie den Dämon fasst komplett vergessen. Doch als ihr Blick auf ihrem Nachttisch fiel, lag dort eine rote Rose mit einer schwarzen Schleife umwickelt. Vorsichtig, als könnte sie in jedem Moment zerbrechen, nahm Jenna die Blume zwischen ihren Händen und streichelte über den seidigen Stoff des schwarzen Bandes. Am Ende stand in schöner Schrift und geschwungener Umrandung ein Einfaches A. und ihr Körper reagierte mit einem schmunzelnden Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie an Andras dachte.
Vorsichtig legte sie die Blume zurück und lehnte sich in ihr Kissen. Während sie durch ihr Fenster die untergehende Sonne beobachtete, schlief sie in Gedanken an Stephen und dem Dämon ein. Verwirrend, ihre komplette Situation war verwirrend und sie spielte mitten drin und müsste früh oder später eine Entscheidung treffen, das war Jenna sich bewusst. Ob sie wollte oder nicht, es war ihre Pflicht.

Ruhig öffnete Jenna früh am Morgen ihre Augen. Draußen tobte ein kräftiger Wind, der dafür sorgte, dass ihr Fenster immer wieder auf und zu flog, wobei Jenna langsam aufstand und sich fragte, ob sie das Fenster überhaupt geöffnet hatte, als sie zu Bett gegangen war?

Ihre Hand ruhte auf dem Verschluss, als sich ihr Gesicht leicht im Glas spiegelte und sie hinaussah. Der Mond leuchtete in seiner vollen Pracht hell am Himmel. Während am Horizont schon langsam die ersten Sonnenstrahlen zum Vorschein kamen und die Dunkelheit durch einen schönen orangen gelben Ton ersetzt wurde. Jetzt begann der Kampf, wie die Sonne den Mond verdrängen würde und für einen kurzen Moment siegte, bis die Dunkelheit abends zurückkehrte und das ganze Spiel von vorne begann. Licht und Dunkelheit standen im Gleichgewicht und trotzdem war Jenna die Nacht nie so vertraut wie der Tag. Vollmond, erklärte Jenna sich oft als einen der wenigen Gründe, wieso sie ausgerechnet in diesen Nächten so schlecht schlief, doch während sie starr auf den großen weißen Ball sah, durchfuhr ihr nur ein Satz, den der Dämon zu ihr gesagt hatte.

"Du weißt doch gar nicht, wie schön meine Welt sein kann!"

Er hatte recht, sie wusste wirklich nicht, wie die Dunkelheit sein konnte. Außer ein paar durchzechte Partynächten schlief sie schließlich nachts immer und erst jetzt, während sie genau in diesem Moment durch ihr Fenster sah, fiel ihr auf, wie schön der Mond sein konnte. Langsam schoben sich dicke Wolken über den hellen Ball und mit einem Ruck schloss Jenna das Fenster. Ihre Augen verloren den Glanz, den Stephen und Andras so sehr an ihr mochten und ruckartig drehte die Bändigerin sich um, als sie wieder deutlich jemanden in ihrem Zimmer wahrnahm. Wie konnte es auch anders sein, stand neben ihrem Schrank eine dunkle Gestalt. Das Einzige, was Jenna erkennen konnte, waren die hellen Augen, die sie musterten und als Andras langsam aus der Dunkelheit herauslief, hielt sie gespannt den Atem an.


Lichtstrahlen brachen durch ihr Fenster und bahnten sich langsam einen Weg durch ihr noch düsteres Zimmer.

Als würde Andras diesen bewusst ausweichen, blieb er im Schatten des alten Möbelstücks stehen und trotzdem erkannte Jenna das sanfte Lächeln, was er ihr zu warf, während sie ihn einfach nur ansah. Ihr Puls erhöhte sich und langsam kam sie auf ihm zu gelaufen. Ihr Kopf schrie, dass es falsch war, doch ihre Beine machten einen Schritt nach dem anderen immer geradewegs auf den Dämon zu. Vorsichtig hielt er ihr seine Hand entgegen und zögerlich berührte Jenna erst seine Fingerspitzen, während sie die Wärme bemerkte, die von dem blonden Mann ausging, nahm er ihre Hand und alles um sie herum löste sich in schwarzen Rauch auf.


"Lass mich dir zeigen, wie schön meine Welt sein kann!" Hörte Jenna Andras verzehrte Stimme und als sie ihre Augen öffnete, befand sie sich nicht mehr in ihrem Zimmer, geschweige denn auf der Erde, sondern in seiner Welt die Schatten.

Zusammen mit dem Dämon stand Jenna in Andras Bibliothek. Sie erkannte den Raum, schließlich war sie schon einmal hier gewesen. Doch von dem Chaos, was der Dämon hinterlassen hatte, war nichts mehr zu sehen.

"Wenn die Nacht kommt, wird deine Sehnsucht klarer!" Sprach er sie an und stellte sich direkt vor ihr.

"Widerstrebe dich nicht der Macht meiner Dunkelheit, lass dich treiben und las alles hinter dir. Denn dann wirst du endlich ein Teil von mir sein!" Er nahm wieder ihre Hand und lief langsam mit Jenna durch das große Gebäude. Bis er vor einem riesigen Fenster stehen blieb und verträumt sah diese hinaus. Auch in seiner Welt ging die Sonne auf, doch irgendwie sah sie anders aus. Kühl schon fast kalt bahnten sich die Lichtstrahlen einen Weg durch den dichten Wald, der das Haus komplett umgab.

Andras umfasste ihre Taille und stellte sich direkt hinter ihr.

"Fühl die Dunkelheit, wie sie dich umschmeichelt." Er drückte sie feste an seinen Körper und ohne sich zu wehren, ließ Jenna die Nähe zu. Starr beobachtete sie die aufgehende Sonne, bis Andras ihr Kinn umfasste und sie sanft zurück in seine Richtung drehte. Sie dabei zwang ihn anzusehen.


"Schütze dein Gesicht vor dem hellen Tageslicht und denk an nichts mehr, was dich traurig macht! Du musst mir folgen, Jenna. Gemeinsam mit mir durch die Dunkelheit. Schließe die Augen und gebe dich deiner Sehnsucht hin, fliehe vor deinen Zweifeln und verliere dich dabei in meiner Dimension! Es könnte alles dir gehören, Jenna. An meiner Seite, meine Königin..." Jenna befolgt seiner Aufforderung und als sie ihre Augen wieder öffnete, war alles um sie herum schwarz nur Andras Stimme schien sie zu hören, es war fast so, als würde er in ihrem Kopf sprechen. Er schien ihr so nah zu sein, so nah, wie es sonst noch niemand war. Weshalb sie eine Gänsehaut bekam.

"Löse dich von der Welt, die dein Herz gefangen hält und entdecke mit mir zusammen eine neue Wirklichkeit." Jenna spürte Andras Hand um ihre Hüfte, drehte sich langsam um und sah zu ihm auf.

Tief sah er ihr in die Augen und als der Dämon Jenna küssen wollte, zog sie ihren Kopf leicht zurück. Sie hatte ihre Zweifel, ihre Gedanken waren bei Stephen und dies bemerkte der Dämon vor ihr.

Er nahm ihre Hand in die seiner und legte sich diese auf die Wange, dabei schmiegte er sich in ihre Berührung, ohne ihre Hand loszulassen.

"Fühle welche Zärtlichkeit in mir erwacht und bring Licht in meine Welt." Zärtlich küsste er ihren Handrücken, als sich die Umgebung änderte, was Jenna erst gar nicht bemerkte, zu fixiert war sie auf den Mann vor ihr. Langsam nahm Andras sie in seine Arme und drehte Jenna vorsichtig um. Geschockt stand sie vor einem großen Spiegel, doch dieser spiegelte nicht das wahre Bild.

Er zeigte sie im Hochzeitskleid. Jenna spürte, wie ihre Knie nachgaben und bevor sie das Bewusstsein verlor, fing der Dämon sie elegant auf. Es war alles zu viel für die junge Frau, eine menschliche Schwäche, doch Andras war fasziniert, als er die wunderschöne Frau ins Schlafzimmer trug und sie in das dunkle Bett legte. Zärtlich strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. Der Dämon erkannte sich selbst nicht mehr, doch wusste er, dass er Bekanntschaft gemacht hatte mit der Kraft der Liebe. Erst jetzt gestand er es sich selbst ein und er würde sich auch nicht mehr dagegen wehren. Sie war hier bei ihm, niemand würde sie ihm wegnehmen. Er würde alles dagegen unternehmen. Liebevoll presste er seine Lippen auf ihre Stirn, verweilte einen Moment und ließ die junge Frau schließlich allein.
Er war das Sinnbild für die Dunkelheit und ausgerechnet er gab sich der Schönheit einer menschlichen Seele hin. Viel stand für ihn auf dem Spiel, doch noch ahnte er nicht die Konsequenzen, die sein Handeln mit sich brachte.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now