☆Shadow - 20☆

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Mit pochenden Kopfschmerzen öffnete Jenna blinzelnd ihre Augen. Sie konnte sich im ersten Moment nur schleierhaft an das Geschehene erinnern. Als sie die weichen Kissen unter ihrem Körper spürte, fragte sie sich trotzdem, in welchem Bett sie da gerade lag? Langsam richtete Jenna sich auf, um einen besseren Überblick über das moderne Zimmer zu bekommen. Es war schlicht eingerichtet, doch dadurch kamen die Designermöbel besser zur Geltung. Ihr Kopf schmerzte höllisch und für einen Moment verharrte sie in der Bewegung, bevor der Schwindel überhandgewinnen sollte. Trotzdem wollte sie herausfinden, wo sie hier war und vor allem sichergehen, dass sich das Ganze nicht wieder in ihrem Kopf abspielte. Obwohl Jenna dort wahrscheinlich nicht solche Kopfschmerzen gehabt hätte. Langsam stand sie auf und strich sich dabei über ihren Schädel. Ein Verband war professionell um ihre Schläfe gewickelt, und als sie vorsichtig Druck auf ihren Hinterkopf ausübte, wusste sie nun, wieso dieser ihr so schmerzte. Als Jenna ihr erschöpftes Gesicht im Spiegel erkennen konnte, musste sie tief schlucken. Die restlichen Haare hingen wild am Verband vorbei und gut sah sie in diesem Moment nicht aus. Sie war sehr blass um die Nase herum und unter ihren Augen hatten sich tiefe Augenringe gebildet. Doch das war ihr so was von egal.
Sie hatte andere Sorgen. Wo war sie? War sie diesmal wirklich alleine? Und hoffentlich ging es Stephen und Wong gut! Denn das war das Letzte, woran sie sich erinnern konnte. An Stephen! Wie sie ihn angesehen hatte, geschrien hatte und er sie nicht hören konnte. Wie verzweifelt Jenna in dem Augenblick war, bevor alles schwarz um sie herum wurde. Doch sie vertraute ihm und seinem genialen Verstand, dass er eine Lösung gefunden hatte und sie verdammt noch mal nicht bei Andras war. Die junge Frau zupfte ihre roten Gewänder zurecht und öffnete vorsichtig die Schlafzimmertür. Eine wollige Wärme umspielte ihre ausgekühlten Glieder und langsam bahnte sie sich ihren Weg nach vorne über den dunklen Fußboden. Jenna lief durch einen schmalen Flur. An der Wand hingen unzählige Bilder von diversen Autos und anderen Kunstwerken. Staunend betrat sie das angrenzende Wohnzimmer und steuerte direkt auf die riesige Fensterfront zu. Ihr Blick lag einige Stockwerke über das nächtliche New York. Die einzelnen bunten Lichter spiegelten sich in Jennas müden blauen Augen wider, die genießerisch den Anblick einsaugten und wieder anfingen zu leuchten. Dieses einzigartige Leuchten, was Stephen so an ihr mochte. Die junge Frau bemerkte nicht, wie die Wohnungstür sich geöffnet hatte und ein nachdenklicher Stephen den Raum betrat. Verträumt stützte Jenna ihre flache Hand auf der Glasscheibe ab und erschrak, als er sich ruhig neben ihr stellte und zusammen mit ihr hinaussah. "Wunderschön nicht wahr?" Sie zuckte zusammen und blickte erschrocken zu diesem. Liebevoll streckte er seine Mundwinkel nach oben und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. Als sie in seine vertrauten türkisen Augen blickte, fing ihr Körper an zu zittern.

"Stephen ..." Winselte Jenna und in diesem Augenblick wurde sie von ihren Gefühlen überrannt. Die Tatsache, dass sie sich wirklich bei ihm befand, erleichterte das Herz der jungen Frau um gefühlt 100 Kilo. Heiße Tränen rannten an ihrer Wange empor und ohne weiter drüber nachzudenken, lehnte sie sich an seine Brust. Stephen verstand sofort und zog Jenna näher an sich heran. Sein Gesicht hatte er tief in ihre Haare gedrückt und genießerisch schloss er seine Augen. Er wollte für sie da sein, sie nie wieder alleine lassen sie beschützen. Das würde er aber anders als bisher. Er musste sich wieder auf den Plan konzentrieren, so wie er es der jungen Frau am Anfang erklärt hatte. Gefühle spielten da ausnahmsweise mal keine Rolle. Innerlich zerbrach er bei dem Gedanken, dass er an allem schuld war. Ohne ihn wäre Jenna vielleicht nie in diese Situation geraten. Hätte er doch besser aufgepasst, eher etwas über den gemeinsamen Feind in Erfahrung gebracht, einfach schlauer gehandelt, wie es sonst so für den Doktor üblich war. Doch seitdem die junge Frau in sein Leben getreten war, hatte sich alles geändert. Zum Positiven, aber auch zum negativen. Er war glücklich über seine Gefühle, die Jenna in ihm geweckt hatte, aber gleichzeitig wurde er auch unvorsichtig. Er wollte sie schnell stark bekommen und hatte nicht daran gedacht, dass auch Andras seine Pläne umsetzen wollte. Mit Jenna im Arm sah Stephen aus dem großen Fenster seiner Wohnung. DerAugenblick könnte ewig so weiter gehen. Am liebsten würde Stephen seine Pflicht nur für einen Moment vergessen, doch sein schlechtes Gewissen und der Gedanke, dass er die Menschheit untergehen sah, verschlimmerte sein Gefühlschaos. Wenn das alles vorbei wäre, würde er sie nicht mehr alleine lassen, versprochen! Aber das sich ihr Verhältnis wieder ändern musste, stand fest. Gefühle machen selbst den stärksten Krieger angreifbar und er musste sie mit aller Macht beschützen, weshalb er beschloss, seine Gefühle so gering wie möglich zu halten. Jenna würde es vielleicht nicht sofort begreifen, aber mit der Zeit würde auch sie es verstehen. Denn er hatte nur diese eine Chance!

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now