☆Shadow - 48☆

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Stephen lag nichts ahnend in seinem Bett und sah stur an die Decke, dabei ruhte seine rechte Hand auf seiner nackten Brust, während sein Oberkörper sich langsam auf und ab bewegte. Hätte er in dem Moment gewusst, dass der Dämon die Bändigerin aufsuchte, hätte er höchstwahrscheinlich etwas unternommen, auch wenn er mit seinen Gefühlen momentan im Zweifel stand. Irgendetwas hatte diese Frau an sich und irgendetwas wehrte sich in seinem Innern. Als würde ihn jemand zwingen, Abstand zu halten. Dabei verdrängte eine Art Filter seine Gefühle, doch der Filter schien brüchig zu werden. Schließlich ging die junge Frau ihm seit gestern nicht mehr aus dem Kopf, geschweige denn aus dem Sinn. Er hatte gespürt, nein, es gewusst das Jenna unter normalen Bedingungen das Angebot des Milliardärs sofort hätte angenommen, wenn er nicht gewesen wäre. Ja, sie war für ihn dageblieben, Jenna hatte zwar behauptet, es wäre ihre Pflicht gewesen. Doch er wusste, dass es gelogen war. Sie war lediglich für Stephen geblieben. Für den arroganten Doktor, der sich einfach nicht erklären konnte, wie jemanden so zu ihm halten würde und vor allem ihn lieben konnte. Immerhin kannte er sich am besten und er war nicht immer stolz darauf, wie er nun mal war. Nachdenklich drehte er sich auf die Seite und sah aus seinem Fenster. Es war eindeutig, ihm fehlte etwas tief in seinem Herzen und es hatte etwas mit der Frau namens Jenna zu tun. Schlafen konnte er sowieso nicht mehr, weshalb er sich dazu entschloss aufzustehen und sich eine erfrischende Dusche zu gönnen.

Als er, nur mit einem Handtuch bekleidet, zurück in sein großes Wohnzimmer kehrte, bereitete er sich genüsslich einen Tee zu. Mit der noch heißen Tasse in der Hand lief er auf sein Designer-Sofa zu und als er sich gerade auf dieses hinsetzen wollte, durchzuckte Stephen ein stechender Schmerz. Die Tasse zerbrach in tausend einzelnen Scherben auf seinem Boden und panisch rang der Magier nach Luft. Er presste seine Hand auf seine Brust und sank dabei auf die Knie. Mit der linken Hand umklammerte er die Sofakante, doch fehlte ihm die Kraft, sich zu halten. Zu groß war der Schmerz, der im Augenblick durch seinen Körper pochte und von seinem Herz ausging. Weshalb er vom Sofa rutschte und flach mit dem Rücken auf dem Boden lag.

Vereinzelte Scherben schnitten in seine Haut, doch dies schien Stephen nicht einmal zu bemerken. Sein Körper zuckte und in seinem Kopf erschienen unzählige Bilder, seine Erinnerungen an Jenna und sich kehrten zurück und wurden immer klarer. Nach 2 Minuten, die sich angefühlt hatten wie unzählige Stunden, war der Spuk vorbei und keuchend zog Stephen sich an seinem Wohnzimmertisch hoch. Er presste erneut seine Hand auf die Brust, doch der Schmerz war komplett verschwunden. Seine Hände zitterten, als er bemerkte, was so eben geschehen war. Andras hatte ihn manipuliert, alle glücklichen Erinnerungen herausgelöscht und aus irgendeinem Grund waren sie zurückgekehrt. Er war wieder ganz der Alte.

Mit wackeligen Beinen stapfte der Magier durch seine Wohnung, wobei er sich an jedem Möbelstück stützen musste. Er zauberte sich gerade so seine Gewänder an, als er auch schon durch seine Wohnungstür ins Sanctum Sanctorum stolperte und direkt vor Wongs Füßen fiel. Dieser sah ihn im ersten Moment verwundert an, als er den Ernst der Lage erkannte.

"Was ist los?" Wong bückte sich zu seinem Freund und half ihm langsam auf, dabei stützte er Stephen und lief gemeinsam mit ihm die große Treppe hinunter.

"Jenna, wir müssen zu ihr. Andras, er hat mich manipuliert. Er hat etwas mit mir gemacht, doch es ist weg, irgendetwas stimmt hier nicht!" Stöhnte Stephen und kämpfte mit seinem Kreislauf, damit er nicht sein Bewusstsein verlor.

Ohne etwas zu erwidern, öffnete Wong ein Portal direkt in Jennas Zimmer. Doch bevor sie durch dieses durch waren, erkannten beide schon, dass es zu spät war. Jenna war verschwunden. Wong setzte seinen Freund auf Jennas Bett ab und sah sich in ihrem Zimmer um. Wobei Stephens Blick auf ihren Nachttisch fiel und er die rote Rose bemerkte.

"Er hat sie zu sich geholt ..." Sprach Stephen ruhig aus und deutete auf die Rose, als Wong sich fragend umdrehte. Stumm starrten beide die Blume an und langsam setzte Wong sich neben seinen Freund. Stephen stützte seinen Kopf in seine Hände, die wie wild zitterten. Verzweifelt bebte Stephens Körper und so hatte Wong seinen Freund noch nie erlebt. Ruhig legte er seine Hand auf dessen Schulter, um ihm zu signalisieren, dass er für ihn da war. Auch wenn er im Augenblick wenig für diesen tun konnte.

Zu viele Gefühle prasselten im Moment auf Stephen ein. Hass, Wut, Verzweiflung, Trauer und der Gedanke, dass Andras Jenna irgendetwas antat, machte ihn wahnsinnig. Natürlich erinnerte er sich daran, wie er zu ihr war, als er unter Andras Macht stand, der Dämon war stark und anscheinend hatten sie ihre einzige Chance verloren, ihn aufzuhalten. Doch wieso ausgerechnet jetzt sein Fluch auf Stephen nachließ, konnte er sich nicht erklären. Stephen war doch selbst schuld, er war zu schwach gewesen, die Liebe hatte ihn schwach gemacht. Immerhin gab es keine stärkere Magie als die Liebe und jeder würde irgendwann einmal in ihrem Bann stehen. Dennoch wusste er, dass der Krieg bevorstand. Er hatte es in der Zukunft gesehen und anscheinend war genau das eingetreten, was er von Anfang an vermeiden wollte. Würde Jenna wirklich die Seiten wechseln müsste er sie aufhalten, koste es was es wolle.


Wong sah seinen Freund ruhig von der Seite an, als dieser seinen Kopf hob und ihn mit Tränen in den Augen ansah.

"Es wird nicht mehr lange dauern, Wong. Das, worauf wir uns vorbereiten, wird bald eintreten und wir brauchen jetzt jede Hilfe, die wir kriegen können!" Sprach Stephen so ruhig er konnte und stand vom Bett auf. Er war immer noch etwas wackelig auf den Beinen, als er zurück ins Sanctum Sanctorum kehrte. Stephen fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und nahm seinen typischen, arroganten Blick ein, als er zusammen mit Wong ein Portal öffnete und ins Avenger Hauptgebäude trat.


"Eh Mr. Stark, ich glaube sie haben besuch!" Begrüßte sie zuerst ein Junge, der die Fremden verwunderlich musterten. Cool kam Tony Stark um die Kurve gelaufen, doch als er die beiden erblickte, änderte sich sein Gesichtsausdruck.

"Ich habe eigentlich mit ihrer Freundin gerechnet, anscheinend hat sie es sich immer noch nicht anders überlegt." Dabei nahm er seine Brille ab und legte sie auf einen der Glastische. Auch Captain America und Black Widow versammelten sich um die beiden und verschränkten neugierig die Arme.

"Es ist so weit, es hat begonnen!" Stephens Blick verdunkelte sich und die anderen verstanden sofort, was der Magier damit meinte.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now