☆Shadow - 13☆

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Stephen hielt Jenna verlegen die Tür auf und genießerisch zog sie die Luft der Außenwelt ein. Sie war alles andere als frisch, bestand eher aus Autoabgasen und Uringeruch. Doch trotzdem war Jenna froh, mal aus dem Sanctum Sanctorum herauszukommen. Sie hätte jeder Zeit gehen können, schließlich war sie nicht eingesperrt und trotzdem wäre sie alleine nie auf die Idee gekommen, das Gebäude zu verlassen. Sie musste sich auf ihre Ausbildung konzentrieren, das durfte sie sich nämlich den ganzen Tag von Strange anhören. Weshalb sie umso erstaunter war, dass er sie sogar begleitete und Zeit mit ihr verbringen wollte. Denn in all den Wochen hatte sie verdrängt, dass sie Stephen durchaus mochte, aber eben nur als Stephen und nicht als Dr. Strange. Etwas, was sie selber nicht richtig verstand, denn sie war Strange trotzdem dankbar und froh, dass er sich überhaupt die Mühe machte, sich ihrer anzunehmen. Bevor die beiden allerdings Richtung Stadt liefen, zauberte Stephen Jenna und sich die okkulten Gewänder in normale Alltagsklamotten zurück. Lässig legte Stephen seine Hände in die Hosentasche und lief Schulter an Schulter mit Jenna durch New York. Begeistert musterte die junge Frau die riesigen Gebäude, denn so etwas kannte sie nur aus dem Fernsehen. Sie wuchs von klein auf in der Hauptstadt Deutschlands auf und träumte schon immer davon, eines Tages mal nach Amerika auszuwandern. Doch das ihr Traum schneller in Erfüllung gehen sollte wie gedacht, hätte sie nie erwartet. Vor allem die Tatsache, dass sie einfach zwischen mehreren Ländern hin und her wechseln konnte, indem sie durch 3 Türen gehen musste, klang immer noch unglaubwürdig.

Strange bemerkte durchaus die Begeisterung, die sich in Jennas Blick spiegelte und war schließlich froh, dass er diese Entscheidung getroffen hatte, um mit ihr Zeit zu verbringen. Auch ihm tat es mal gut, nicht im Dienst zu sein und einfach einen freien Nachmittag zu genießen. Erst jetzt bemerkte er, dass seitdem er geschworen hatte, die Erde zu beschützen, die freien Stunden seiner Seitz auch immer seltener wurden. Weshalb er seinem Freund Wong umso dankbarer war, dass dieser seine heutigen Aufgaben übernahm. Überrascht hatte es Stephen nicht, denn schließlich war Wong derjenige, der ihm dazu geraten hatte, dass Jenna eine Pause benötigte. Stephen musste zugeben, dass er am Anfang seinem Freund kein Glauben schenken wollte. Doch jetzt, als er in Jennas lächelndes Gesicht sah, war er umso dankbarer, das er auf Wong gehört hatte. Weshalb Strange einmal für ein paar Stunden seine Sorgen und Gedanken verdrängen konnte, um den restlichen Tag zu genießen.

Stumm liefen die beiden an unzähligen Menschenmassen vorbei. Jenna bemerkte erst jetzt, wie schüchtern sie doch eigentlich war, weil sie nicht wusste, wie sie ein Gespräch beginnen sollte. Verlegen sah sie an der Seite zu ihm auf und ertappte sich selbst dabei, wie sie ihn bewundernd von der Seite beäugte. Er war schon ein besonderer Mensch mit einem ganz besonderen Charakter. Auf einer Art war er streng und so aufgeblasen und im nächsten Moment brachte er sie zum Lachen mit seiner charmanten und lässigen Art. Ein Verhalten, dass das Gefühlschaos in Jenna nur verstärken sollte. Trotzdem war sie sich sicher, dass er in ihr nur eine von vielen Schülerinnen sah mit dem Unterschied, dass sie nicht Zaubern konnte, sondern einfach nur ein Talent besaß, was bis jetzt niemand hatte. Vielleicht war genau das der Grund, weshalb Strange so bemüht war, sie zu trainieren, weil er es als eine persönliche Herausforderung sah der Trainer von der Bändigerin zu sein. Nein, so etwas durfte sie nicht denken. Sie mochte ihn, das stand fest, aber auf was für eine Art er sie mochte, das konnte Jenna sich beim besten Willen nicht erklären. Dafür war Strange eine Person, die in Jennas Augen zu kompliziert zu lesen war. Als er ihren Blick bemerkte, schmunzelte er verlegen und brach endlich das Schweigen.

"Lass mich raten, du warst noch nie in New York?" Er beäugte sie von oben und fixierte die junge Frau mit seinen türkisen Augen. Verlegen sah sie von ihm ab und spürte, wie ihre Wangen sich leicht erhitzten.

"Leider nein.", seufzte sie vorsichtig in der Hoffnung, dass er ihre Nervosität nicht bemerkte. Doch er kannte sie schon zu gut, schließlich kannte er sie länger, als Jenna es überhaupt wusste. Weshalb es ihn schmeichelte, wie sie reagierte. Er wollte in Ruhe mit ihr reden, immerhin waren sie endlich mal für ein paar Stunden alleine.

"Hast du Lust, einen Kaffee trinken zu gehen? Ich kenne ein kleines, aber nettes Café in New York." Man sah es Stephen nicht an, doch auch sein Herz schlug bis zum Anschlag in der Hoffnung, das Jenna seine Idee gut fand.

"Gerne!", erwiderte sie schüchtern und umschlug dabei ihre Hände verlegen.

"Es ist allerdings ein Stückchen weg, doch der Besitzer kennt mich schon." Vorsichtig sah Stephen sich um, legte seinen Ring an und formte ein Orangenes-Portal.

"Seitdem ich da durchgefallen bin, sind die mir nicht mehr geheuer.", schmunzelte Jenna.

"Und das tut mir immer noch sehr leid ..." Er hielt ihr seine vernarbte Hand entgegen und Jenna war überrascht, dass nach unzähligen Wochen endlich eine Entschuldigung von ihm kam.

"Schon in Ordnung." Verlegen legte sie ihre in die seine und zusammen liefen sie durch das Portal. Die beiden befanden sich auf der Rückseite des Cafés und gingen durch eine Hintertür hinein. Die Bedienung, ein etwas in die Jahre gekommener Mann mit Brille, stand mit dem Rücken zu den beiden. Stephen hielt immer noch fest Jennas Hand und machte keine Anstalten, diese loszulassen. Als er den älteren Mann gerade begrüßen wollte, kam dieser ihm allerdings zuvor.

"Stephen, bevor Sie mich wieder erschrecken, bin ich froh, Sie mal wieder zu sehen." Mit einem Küchentuch in der Hand drehte der Mann sich um und lächelte so stark, das sein Gesicht noch mehr Falten warf, als es eh schon der Fall war. Lieb sah er an Stephen vorbei und grinste Jenna an, die verlegen lächelte.

"Oh, wie ich sehe, hast du endlich mal ein Mädchen mitgebracht. Ist sie etwa deine Freundin?" Jenna stand hinter Stephen, konnte also sein geschocktes Gesicht nicht erkennen. Fing aber an zu lachen, als dieser scharf die Luft einzog und den Älteren ermahnte.

"Stan! Wenn du mich immer so blamierst, war es das letzte Mal, das ich deinen Laden empfehle."

"Schon gut, schon gut. Dann lass ich das junge Glück mal alleine!" Er kehrte den beiden wieder den Rücken zu und putzte weiter seine Kaffeetassen. Stephen sah zu Jenna und zuckte nur verlegen mit den Schultern. Er zog sie sanft an der Hand hinter sich her bis an einem Tisch, der etwas abgelegener stand. Liebevoll rückte er ihren Stuhl zu Recht und im selben Moment war Jenna enttäuscht, als er ihre Hand losließ, um sich gegenüber von ihr zu setzen. Er nahm die Getränkekarte und überreichte sie verlegen der jungen Frau vor sich. Dankbar nahm sie diese entgegen und schenkte Strange erneut ein Lächeln.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now