☆Shadow - 12☆

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Wochen waren vergangen. Wochen, an denen Jenna fast jeden Tag ein Gespräch mit Strange führte, weil sie nicht gerade die Fortschritte erzielte, die er sich gewünscht hatte. Aber er konnte es nicht nachvollziehen, wieso es ihr so schwerfiel. Dachte sie zumindest. Schließlich musste sie wieder auf ihn warten, da er sie sprechen wollte. Enttäuscht rollte Jenna mit den Augen, denn diese ganzen Gespräche nervten so unglaublich. Sie gab sich immer Mühe, weshalb sie innerlich noch mehr verzweifelte. Jenna war nicht sonderlich beliebt bei den andern, wofür sie Luna allerdings die Schuld gab. Sie mochte Jenna nicht und redete deshalb schlecht über sie, obwohl diese nicht mal wusste, was sie dem Mädchen Schlimmes getan haben soll.

Stephen und Wong waren die einzigen beiden, mit denen sie einigermaßen klarkam. Stephen allerdings besser, wenn er nicht gerade ihr Lehrer war. Er war streng und ehrlich, doch manchmal auch einfach zu viel des Guten. Das überforderte sie, schließlich wollte Jenna ihn stolz machen. Er glaubte an die junge Frau, doch oft hatte er sie so stark unter Druck gesetzt, dass Jenna fast alles hingeschmissen hätte. Wenigstens ließ Andras sie seit dem Vorfall vor 6 Wochen in Ruhe. Er hatte Jenna wieder heimgesucht, doch dieses Mal hatte sie ihn angeschrien, er solle verschwinden. Sie in Ruhe lassen und ohne etwas zu erwidern, löste er sich in Rauch auf. Im selben Moment war Jenna schweißgebadet wach geworden, doch anders als zuvor fühlte sie sich gut. Als hätte sie ihre inneren Dämonen besiegt. Das war das letzte Mal, wo sie Andras gesehen hatte. Worüber sie auch ganz froh war, dann konnte sie sich nur auf sich und ihre Kräfte konzentrieren. Jenna hatte mehr dazu gelernt, doch in Stranges Augen war sie noch nicht perfekt. Sie konnte sowieso nicht nachvollziehen, wieso er ihr so einen Stress machte. Er fragte sie jeden Tag, ob Andras wieder da gewesen wäre, was Jenna sehr schmeichelte und die anderen Schüler nervte. Sie waren neidisch auf Jenna, dass der oberste Zauberer sich mehr Sorgen um sie machte, als um andere. Ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte und sie sogar privat Unterrichtete. Deshalb durfte sie sich täglich gemeine Sachen anhören, weshalb sie erneut mit dem Gedanken spielte zu verschwinden. Einfach aus der Tür heraus und nie wiederzurückkehren. Doch irgendetwas hielt sie davon ab. Noch kam sie nicht auf den Gedanken, dass es vielleicht etwas mit Stephen zu tun haben könnte.

Gedankenverloren wartete Jenna auf ihn und bemerkte nicht, wie er bereits auf sie zu kam. Dort stand sie in ihren dunkelroten Gewändern und sah verträumt aus dem großen Fenster. Blickte runter auf die belebten Straßen New Yorks. In den letzten 2 Wochen zog sie sich immer wieder in das Sanctum Sanctorum zurück.

Welches man durch eine große Tür betreten konnte. Eine Art Portal, die Nepal mit New York, London und Hongkong verband. Doch in New York hielt Jenna sich am liebsten auf. Stephen bemerkte ebenfalls, dass sie nicht sonderlich beliebt war, weil er sie immer nur alleine sah. Was ihr Selbstbewusstsein eher schwächte als stärkte. Er gab sich Mühe, ihr das Gefühl zu geben, dass er sie mochte. Doch trotzdem musste Stephen bedenken, dass er ihr Lehrer war. Er hatte eine gewisse Verantwortung, die er beibehalten musste. Auch wenn es ihm selber schwerfiel, seine Gefühle zurückzuhalten, denn er wusste, dass Jenna ihm mehr bedeutete, als es hätte sein sollen. Am Anfang war da nur der Beschützer Instinkt, der Stephen motivierte. Doch mit den Wochen, die sie zusammen verbrachten, spielten immer mehr Gefühle eine Rolle, die den sonst so gelassenen Doktor verwirrten.

Als Jenna ihn bemerkte, sah sie über ihre Schulter hinweg und lächelte ihn verlegen an. Überspielte ihre Unsicherheit, da sie sich innerlich schon auf eine Standpauke gefasst machte.

Nervös knetete sie ihre Hände und war nicht in Stande, ihm direkt in die Augen zu sehen. Natürlich bemerkte Stephen dies, denn anders als die anderen sah er Jenna jede Kleinigkeit an. Auch die Tatsache, dass sie jedes Mal mit den Tränen kämpfte, wenn sie wieder versagte und jedes Mal hasste Stephen sich in diesem Moment selber dafür, dass er seine Geduld verloren hatte. Er wusste, dass er ab und zu streng rüberkam, aber er erinnerte sich nur zu gut an seine Ausbildung. Diese war auch alles andere als leicht für ihn gewesen.

Es gab Höhen und Tiefen und trotzdem hatte er es nie bereut, als er sich entschieden hatte, nach Nepal zu fliegen, um den Tempel zu suchen. Er sah auf seine vernarbten Hände, die leicht zitterten. Er hatte, würde er zumindest behaupten, sogar mehr Schwierigkeiten gehabt am Anfang als Jenna. Weshalb er vielleicht deshalb nicht verstand, wieso es ihr so schwerfiel. Schließlich war sie mit der Kraft geboren und müsse diese nicht erst lernen. Trotzdem entschied er sich dagegen, sie erneut mit den gleichen Themen zu konfrontieren. Weshalb er sich überlegt hatte, heute privat etwas Zeit mit ihr zu verbringen.

Verlegen lächelte er sie an und angespannt wartete sie auf eine Reaktion.

"Schön, dass du einen Moment Zeit hast.", begrüßte er sie ruhig, spürte aber, wie er mit seiner Nervosität zu kämpfen hatte.

"Du bist mein Lehrer, wenn wir nicht gerade Trainieren habe ich immer Zeit.", grinste sie.

"Das ist wohl wahr und trotzdem gönne ich dir heute eine Pause." Stephen zog amüsiert seine Augenbrauen hoch, sodass Jenna nicht bemerkte, dass sein Kreislauf gerade auf Hochtouren war.

"Eine Pause?", fragte sie unglaubwürdig nach, schließlich war er sonst auch immer so streng auf Leistung und Fortschritt getrimmt.

"Komm mit." Er deutete ihr den Weg und als Jenna verstand, dass er es durchaus ernst meinte, lächelte sie Stephen bis über beide Ohren an. Sodass er sich jetzt sicher war, dass er etwas für sie empfand.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now