☆Shadow - 29☆

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Mit einer neu gewonnenen Willensstärke wachte Jenna auf. Obwohl sie spürte, dass ihr die einzelnen Muskeln schmerzten, dank der letzten Woche des intensiven Trainings, sprang sie fröhlich aus ihrem Bett. Obwohl sie eigentlich mit Stephen reden wollte, hatte sie ihn eine Woche nicht gesehen. Er schien immer beschäftigt zu sein. Obwohl Jenna eher den Verdacht hatte, dass er ihr gekonnt aus dem Weg ging. Weshalb sie jetzt nicht wusste, wie sie reagieren sollte.

Normalerweise traf sie sich jeden Freitagmorgen auf dem Trainingsgelände mit Stephen und wurde von dem Meister höchst persönlich unterrichtet. Doch jetzt wusste sie nicht, ob er sie überhaupt sehen wollte. Trotzdem zog Jenna sich ihrer Gewänder an und band ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz. Für einen Moment betrachtete sie sich im Spiegel. Die Wochen des intensiven Trainings hatten schon ihre Spuren auf Jennas Körper hinterlassen. Sie hatte abgenommen, Muskeln aufgebaut und an Ausdauer gewonnen. Auch in ihren Bändigungsfähigkeiten wurde sie immer besser, es war noch nicht perfekt, aber kein Vergleich mehr als zu Anfang. Erde und Luft beherrschte sie schon immer am besten, Wasser hatte sie mittlerweile auch einfacher unter Kontrolle, aber Feuer machte ihr nach wie vor Probleme. Es war schwer für Jenna, ihre Gefühle von ihren Fähigkeiten zu trennen, weshalb immer, wenn sie sauer wurde, das Feuer an Überhand gewann. Feuer war impulsiv, genau wie Jenna es war, wenn sie wütend wurde. Sie hatte sich selbst erschrocken, als sie bei dem Kampf zwischen ihr und Luna verstanden hatte, wozu es fast gekommen wäre.

Gedankenverloren sah sie auf ihre Hand und ballte diese schließlich zu einer Faust. Als der Gong geläutet wurde, der den Schülern signalisierte, dass der Unterricht jeden Moment begann, machte die junge Frau sich auf dem Weg zu ihrem Lehrmeister. Schnellen Schrittes bog sie auf den Trainingsplatz ab, als sie Strange auch schon erblickte, auch dieser hatte die junge Frau bereits bemerkt. Ihr Herz machte einen Sprung, da sie sich trotzdem freute, ihn endlich wiederzusehen."Wie immer 2 Minuten zu spät!" Ermahnte er sie mit einem öligen Unterton und bannt sich gleichzeitig eine Mulde um seine linke Hand. Jenna zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste nach wie vor nicht, was das beste Verhalten gegenüber Stephen nun war. Er empfand was für sie und sie für ihn, doch hatte sie das Gefühl, würde sie ihn zu sehr bedrängen, würde er nur noch mehr Abstand halten. Jenna wollte ihm signalisieren, dass sie sich voll und ganz auf die Ausbildung konzentrieren würde und ihre Gefühle in Hintergrund schob, so wie Stephen es von ihr verlangt hatte.
Auch wenn nach wie vor jeder kleinste Blick, den sie von ihm erntete, eine Gänsehaut auf ihr hinterließ und es Jenna immer schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Dieser Mann machte sie verrückt, anders konnte die junge Frau sich dies nicht erklären.

Ihr Lehrer wandte sich einem kleinen Regal zu, in dem mehrere Waffen abgelegt waren. Er griff nach einem unscheinbaren Holzstab und drehte sich wieder zu Jenna um, während er diesen immer wieder in seiner Hand auf und ab schlug.

"Ich will, dass du jetzt kämpfst, als würde dein Leben davon abhängen!" Stephen kniff seine Augen zusammen und bemerkte durchaus den unsicheren Ausdruck auf Jennas Gesicht. Jedoch wollte er sich selber vergewissern zu was die junge Frau bereits in Stande war. Es war wichtig zu wissen, wie weit Jennas Kraft reichte und eins wusste er bereits, für die anderen Schüler war sie zu stark! "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Stephen!"
Versuchte Jenna noch zu erklären, als ihr Lehrer auch schon mit der Waffe ausholte und der Holzstab an Größe und Flexibilität gewann. Im letzten Moment zog Jenna ihren Unterarm vors Gesicht und wehrte den Angriff ab, trotzdem hinterließ der Stab einen stechenden Schmerz auf ihrem Arm. Geschockt sah sie Stephen an, doch groß Zeit über sein Handeln nachzudenken, blieb ihr nicht, da er schon zum nächsten Schlag ausholte. Jenna wehrte einen Hieb nach dem anderen ab, doch ihr Lehrer drängte sie immer weiter zurück, bis sie schließlich die große Steinmauer an ihrem Rücken spürte. Sie presste ihren Körper gegen die Wand und als sie das grobe Gestein unter ihren Händen fühlte, kam ihr eine Idee. Sie drehte sich zur Seite, bevor der Stab sie traf und gleichzeitig legten sich mehrere Gesteinsbrocken um ihren rechten Arm und formten eine Art Boxhandschuhe. Jenna holte aus und traf Stephen direkt in die Seite. Mit dem Gestein um ihre Hand gewann sie an Kraft. Weshalb Stephen einige Meter zurückfiel, da dieser damit überhaupt nicht gerechnet hatte.

Schmunzelnd stand er auf und strich seine Haare zurück, die ihm wild ins Gesicht gefallen waren. Den Stab hatte er im Fallen verloren, weshalb ihr Meister nun eine Waffe aus Magie formte. Dieselbe Peitsche aus Licht, wie Luna sie bereits verwendet hatte, legte sich um Jennas Arm. Im selben Augenblick löste sie das Gestein, wodurch Stephens Magie sie nicht mehr festhielt. Sie sprang mit einem gedrehten Tritt auf ihn zu, den er allerdings abwehrte und Jenna zurückwarf. Mit einem Rückwärtssalto fing sich die junge Frau ab und landete sanft auf ihren Füßen, da sie die Luft um sich herum bändigte.

Ein Schlagwechsel nach dem anderen folgte und immer wieder steckten Jenna und Stephen abwechselnd Hiebe ein und wehrten gleichzeitig genauso viele ab. Als er jedoch die Chance nutzte und ihr geschickt ein Bein wegzog, verlor die Bändigerin das Gleichgewicht und stolperte zu Boden. Sie sah von unten zu ihm auf und für einen kurzen Moment verlor er sich mal wieder in ihre blauen Augen. Jenna nutzte die Sekunde, stützte sich auf ihren Händen ab und benutzte den Schwung ihrer Beine, um ein Flare* auszuführen. Dabei formte sich eine Feuerwand, die Stephen in letzter Sekunde mit einem Schild abwehren konnte. Doch war diese so mächtig gewesen, dass sein Schild zerbrach und das Einzige, was er erkennen konnte, war wie Jenna auf ihn angesprungen kam und ihm einen letzten Kick gegen seinen Brustkorb verpasste.

Er fiel unsanft auf seinen Rücken, während Jenna über ihn gelehnt Stephens Schultern in den Boden drückte. Außer Atem sahen die beiden sich an.

Einzelne Strähnen hatten sich aus Jennas Zopf gelöst und hingen ihr Wild im Gesicht. Wobei er ihr am liebsten diese hinters Ohr geklemmt hätte, da sie nur störten, als er ihr Gesicht abfuhr. Dabei erkannte Strange eine kleine Wunde an ihrer Wange und fühlte sich sofort schlecht. Auch wenn er eine Niederlage einstecken musste, war er unglaublich stolz auf sie. Niemand traute sich etwas zu sagen, die beiden sahen sich einfach nur an und tauschten intensive Blicke aus. Als sein Blick ihre Lippen musterten, verlor Jenna beinah die Beherrschung und hätte ihn am liebsten geküsst.

Auch Stephen musste zugeben, dass er in diesem Moment nicht abgeneigt gewesen war. Als die beiden sich fast küssten, zog Jenna ihren hochroten Kopf zurück und löste ihren Griff. Sie stellte sich auf und freundlich hielt sie ihm eine Hand entgegen, die er dankbar annahm und sich auf seine Füße ziehen ließ. Jenna war nicht mehr in Stande, ihn anzusehen, weil die Spannung zwischen den beiden ihre Wangen zum Kochen brachte. Auch Stephen realisierte, dass er mal wieder seine Selbstbeherrschung verloren hatte und sein Körper diese Frau mehr wollte, als sein Verstand sich dagegen wehren konnte. Doch so schwer es ihm auch fiel, er musste sich zusammenreißen.

"Du hast meine Erwartungen übertroffen!" Sprach er sie kühl an, nachdem dieser seine Stimme wiedergefunden hatte. Stephen bemerkte Jennas verbrannte Hosenbeine etwas, was der Bändigerin selbst offenbar noch nicht aufgefallen war. Er müsse sich etwas einfallen lassen, um endlich Jennas Kleidungsproblem zu lösen. Es gab keinen Zauber, den er anwenden konnte, um zu verhindern, dass ihre Klamotten immer wieder anfingen, Feuer zu fangen. Jedoch gab es eine Person, von dem er wusste, der eventuell in der Lage war, ein Outfit für die junge Frau zu erstellen, der dieses Maß an Energie aushielt. Doch eigentlich hatte Strange nicht sonderlich Lust, ausgerechnet diesen Jemanden nach Hilfe zu fragen. Aber für Jenna würde er mal wieder über seinen Schatten springen und schließlich hatte er keine andere Wahl.

"Wir treffen uns in einer Stunde im Sanctum Sanctorum!" Mit einem unbeabsichtigten Lächeln auf seinen Lippen verabschiedete Stephen sich von ihr und verträumt sah Jenna ihrem Lehrer nach.

~•~

*Flare:  ist eine akrobatische Bewegung, in der der Ausübende den Rumpf abwechselnd zwischen beiden Armen balanciert und dabei die Beine unterhalb des Körpers in einem durchgehenden Kreis schwingt.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now