Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)

☆Shadow - 24☆

Böse sah Strange von oben auf die zwei Frauen herab. Jennas plötzliche Erkenntnis, dass sie fast die Kontrolle verloren hätte, sah man ihr deutlich an. Trotzdem funkelte in Stephens Augen die pure Enttäuschung. Die anderen Schüler, die mittlerweile einen Kreis um das Spektakel gezogen hatten, hielten gespannt ihren Atmen an. Niemand traute sich etwas zu sagen und beinah konnte man das knirschen Lunas Zähne hören. Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und stellte sich langsam neben Jenna. Diese musterte sie nur wütend, schließlich dachten beide, dass der andere Schuld an dem Ganzen war.

"Mit kommen!" Forderte Stephen seine Schülerinnen auf und mit wehendem Umhang lief er voran durch die Gänge des Tempels. Die verwirrenden Gefühle, die er Jenna zu verdanken hatte, sortierte er in diesem Moment erfolgreich aus. Zu sauer war er auf die junge Frau, wenn er nicht dazwischen gegangen wäre, wollte er sich gar nicht ausmalen, was Jenna angerichtet hätte. Doch konnte er sich schon denken, dass Luna sie auch ordentlich provoziert hatte. Die beiden waren sich unsympathisch, was vielleicht auch mit Strange Interesse an der einen und Desinteresse an der anderen Frau zusammenhing. Doch sie waren keine 16 Jahre mehr alt und auf das Theater hatte er sichtlich keine Lust. Immerhin hatten sie in Zukunft größere Probleme zu bewältigen und da spielte es keine Rolle, ob man jemanden mehr mochte oder eben nicht. Seine Augenbrauen hatte Stephen tief ins Gesicht gezogen, als er die Tür zum großen Raum öffnete. Er erinnerte sich unfreiwillig, wie ihm genau in diesem Raum aufgefallen war, wie hübsch er Jenna doch fand. Schnell schüttelte er seinen Kopf frei und drehte sich zu den beiden um.

Als er Jennas blaue Augen enttäuscht aufblinzeln sah, hatte der sonst so gefasste Doktor ordentlich zu kämpfen. Dennoch musste er zumindest dieses eine Mal standhaft bleiben, da nicht nur er mit Jenna alleine war.

"Was glaubt ihr zwei eigentlich, was eure schwachsinnige Idee bewirken sollte? Musste sich erst einer ernsthaft verletzen, bis euer Verstand wiedereingesetzt hätte? Grade von euch beiden hatte ich mir ein bisschen mehr erhofft!"

Seine Stimme zitterte vor Wut und böse funkelten seine sonst so hellen Augen dunkel auf. Als Jenna dies erkannte, blendete sie für einen Moment seine berechtigte schlechte Laune aus und erinnerte sich an die schöne Zeit, die sie mit ihm hatte. Doch als er weiter sauer auf die zwei einredete, verschwanden die Gedanken genauso schnell wie sie gekommen waren.

"Das war das Erste, was man euch hier beigebracht hatte, niemals ernsthaft euch gegenseitig Schaden zuzufügen und ihr habt nicht nur euer Leben, sondern der sämtliche Schüler aufs Spiel gesetzt. Dafür könnte ich ab sofort den weiteren Verlauf eurer Ausbildung zunichtemachen! Also gibt mir wenigstens einen Grund, wieso ich euch noch hierbehalten soll!"

Immer wieder wechselten seine Blicke zwischen den beiden jungen Frauen hin und her und Stephen wusste genau, welche bedrohliche Wirkung er auf seine Mitmenschen haben konnte. Doch das Einzige, was Strange im Augenblick sah, waren zwei naive Frauen, die sich ihrer Kräfte und dessen Ausmaß absolut null bewusst waren. Was seine Theorie nur bestätigte, als niemand der Anwesenden sich auch nur traute, für seine Fehler geradezustehen. Er wollte streng sein, seiner Wut freien Lauf lassen, doch den Blick, den er von Jenna erntete, stach in sein Herz. Er hatte einfach zu große Angst, dass sie sich zu weit von ihm entfernen würde.

"Ihr beide habt schuld, schließlich hat keiner der einfachen Regel befolgt 'Der Klügere gibt nach'. Trotzdem Luna, gerade von dir hätte ich ein bisschen mehr Verstand erwartet. Ich habe dich bewusst um Hilfe gebeten, weil ich gerade dachte, dass du eine große Unterstützung in unserem Team bist und uns hilfst, mehr über Jennas Kräfte herauszufinden. Doch über die Wochen musste ich feststellen, dass du deine innere Kraft lieber missbrauchst, um Unruhe zu stiften." Jetzt war es Luna, dessen Blick während Strange direkten Vorwürfen, immer finsterer wurde. Jenna schienen die beiden für einen Augenblick komplett zu vergessen, diese stand nur ruhig da und war froh, dass Stephen genug Intelligenz bewies und die Situation vernünftig einsortierte. Immerhin wollte sie nicht, das es überhaupt zu solch einem Streit kommen sollte. Weshalb sie unbewusst anfing zu schmunzeln.

"Ja natürlich, die Schuld trifft immer die anderen! Anstatt das sie sich an ihrer eigenen Nase fassen! Immer heißt es Jenna hier, Jenna da. Sie glauben doch nicht, dass ich mein Leben der Flachpfeife anvertraue! Sie kann doch nicht mal auf sich selbst aufpassen! Oder wieso rennen sie der immer wie ein Hündchen hinterher?" Fauchte die kleine Frau Stephen in einem unverschämten Ton an. Dieser versuchte äußerlich ruhig zu wirken, doch Jenna erkannte sofort das seine Geduld bis auf ein Maximum gespannt war. Er wollte es sich nicht anmerken lassen, doch wenn jemand so über sein Mädchen sprach, packte ihn eine innere Wut, die er am liebsten sofort frei gelassen hätte. Moment sein Mädchen? Was war nur in ihn gefahren? Kurz sah er zu Jenna, diese schaute allerdings geschockt zu Luna und bemerkte seinen Blick nicht einmal. Jedoch entging dies der kleineren Frau nicht und die blanke Eifersucht vernebelte wieder ihren Verstand.

"Wir sind nicht blöd Dr. Strange, denken Sie wirklich niemand erkennt, dass sie ein Auge auf Jenna geworfen haben. Außerdem ständig ihr bevorzugtes Verhalten trägt nicht gerade zu ihrer Kompetenz als Lehrer bei!" Jenna blickte entsetzt zwischen den beiden hin und her. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Ersten etwas bemerken sollten.

Doch immerhin waren sie alle erwachsene Menschen und Stephen war zwar Jennas Lehrmeister, aber auf keinen Fall musste er sich an irgendeinen Schwur halten, der ein Verhältnis zu seiner Schülerin verbieten sollte. Weshalb es Luna nichts anging, zu wem er welche Beziehungen pflegte. Eine Tatsache, die den sonst so ruhigen Doktor nur noch mehr erzürnte. Weshalb Strange tief einatmete, bevor er sich auf dasselbe Niveau der Diskussion niederließ.