☆Shadow - 57☆

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Ungeduldig zog Andras die Bändigerin hinter sich her. Er bemerkte durchaus ihren unsicheren Gang und auch ihre Versuche, sich aus seinem Griff zu befreien, waren eher lächerlich als bedrohlich. Sie hatte ihre Kraft komplett aufgebraucht und auch das Bändigen fiel ihr schwer, weshalb er die Chance nutzen musste. Sie hatte seine Armee ausgelöscht, mit einem Schlag hatte Jenna dafür gesorgt, dass es schlecht um den Dämon stand. Er würde sie keines Falls entkommen lassen, das stand für ihn fest. Jenna hörte noch eine Weile das Knistern des aufkommenden Feuers in Andras Hallen und hatte panische Angst um Stephen. Doch jeder Versuch, sich zu wehren, war hoffnungslos und auch das Gebäude erschien ihr immer größer und verstrickter. Sodass dies dazu führte, dass Jenna bald die Orientierung verloren hatte.


"Lass mich gehen, Andras!" Forderte sie den Dämon hysterisch auf, doch dieser konnte nicht anders, als sich wütend zu ihr umzudrehen und an ihren Handgelenken zu zehren.

"Ich habe dir vertraut, dir meine Welt gezeigt und du hast mich verraten. Ausgerechnet an diesem Nichtsnutz von einem lächerlichen Menschen! Warum, Jenna?! Warum?" Geschockt blickte die junge Frau den Dämon vor sich an, während seine Augen wieder diesen bedrohlichen Ausdruck annahmen. Wütend schnaubte er, als er eine große schwere Tür aufstieß und Jenna unachtsam hinein schubste. Sofort drehte sie sich wieder zu dem Dämon um, doch dieser stand anders als zu erwarten direkt vor ihr und drückte sie gewaltsam mit dem Rücken an die Wand. Dabei presste er seine flache Hand auf ihren Mund und signalisierte ihr leise zu sein.

Erst wehrte Jenna sich zappelnd, doch als sie merkte, dass es aussichtslos war, hielt sie still und sah in seine hellen Augen. Wütend funkelte sie ihn an und Andras musste zugeben, dass er es durchaus attraktiv fand, wenn sie so böse war. Doch gefiel es ihm gleichzeitig nicht, was er eben in genau diesem Moment dachte. Er war böse und hatte tatsächlich eine Schwäche gegenüber dieser Frau entwickelt. Gefühle, die sie nicht so erwiderte, wie er es sich gewünscht hätte. Obwohl er spürte, dass ihn irgendwas mit der Bändigerin verband und er sich sicher war, dass Jenna genauso empfand. Er löste seinen festen Griff um sie und wich einige Schritte zurück. Was war nur los mit ihm?

Er kehrte Jenna den Rücken zu und vergrub seine Hände in dessen Haare. Verwundert über Andras Verhalten wich Jenna langsam zur Tür, sah ihn jedoch stetig dabei an. Als sie gerade die Tür erreicht hatte und sie die Klinke schon an ihrer Handfläche spürte, drehte der Dämon sich zu ihr um. Jenna erstarrte bei seinem verletzten, ja gar traurigen Anblick.

"Wieso tust du mir das an?" Andras Stimme bebte und diese Frage überforderte Jenna, denn sie wusste einfach nicht, was sie hätte darauf antworten sollen. Der Dämon kniff enttäuscht seine Augen zu und sah von ihr ab. Eine Träne lief an seiner Wange hinunter und er wollte beim besten Willen nicht das sie oder gar sonst jemand ihn weinen sah.


Mit dem Rücken zu ihr wartete er Jennas Reaktion ab. Lauschte ihrem Atem und spürte ihre Verwirrung.

"Die Frage müsste ich dir stellen!" Zischte sie immer noch aufgebracht. Mit einer Hand fuhr Andras sich durch sein Gesicht, als er sich wieder zu Jenna umdrehte.

"Ist dein Verlangen nach Rache nun endlich gestillt? Oder wirst du nie ein Ende finden?" Erhob sie ihre Stimme gegen den Dämon und wütend biss er seine Zähne zusammen.

"Ich habe dich zu dem gemacht, was du bist! Aus Glut wurde eine Flamme und auf einer Flamme wurde Zerstörung."

"Du hast gar nichts für mich gemacht, Andras! Und hättest du Stephen nicht so manipuliert, wäre das alles nie geschehen! Du hast mit mir gespielt, als wäre ich eine Marionette. Ein Gegenstand, der nur dir gehören soll, mehr nicht."


"Rede nicht so mit mir!" Forderte er sie bebend auf, denn Andras war kurz davor, die Geduld zu verlieren.

"Warum nicht? Warum sollte ich das tun?" Provozierte Jenna weiterhin und lief wieder auf den Mann zu. Der ihr trotzig wie ein kleines Kind den Rücken zu drehte nicht in Stande, sie anzusehen. Jenna überlegte kurz, nahm schließlich vorsichtig seine Hand in die ihre, damit er sie endlich wieder ansah. Andras Ausdruck wurde sanfter, als er ihre Berührung auf seiner Haut spürte.


"Verflucht zu dem gemacht, was ich bin. Es ist meine Bestimmung, so zu sein. Ich bin ein Dämon und deshalb werde ich dich nicht mehr gehen lassen! Du gehörst zu mir! Verstehst du es nicht, du musst bei mir bleiben. Du brachtest Licht in meine Welt zum ersten Mal seit Tausenden von Jahren habe ich das Gefühl, vollständig zu sein! Bitte, Jenna!" Flehend streichelte er mit seinem Handrücken über ihre Wange.

"Jenna, ich liebe dich!" Es dauerte einen Moment, bis Andras wirklich begriff, was er da gesagt hatte. Eigentlich verstand er es erst, als die junge Frau ihn daraufhin verwirrt ansah. Tränen bildeten sich in ihren Augen, während Jenna seine Hand losließ, um den Abstand zu vergrößern.


"Du weißt doch gar nicht, was Liebe bedeutet!" Wisperte sie und zum ersten Mal hatte Andras das Gefühl, dass alleine diese Worte ausreichten, um ihn auf die Knie zu zwingen. Jedoch tat er es nicht, er stand einfach nur da. Funkelte sie traurig an, als er plötzlich spürte, wie sich jemand ihnen näherte.


~•~


"Konzentriere dich, Stephen!" Sprach der Magier zu sich selbst, während er verwirrt die langen Gänge des immer größer werdenden Gebäudes ablief. Alles um ihn herum drehte sich, Gemälde fingen an, mit ihm zu reden und aus jedem Raum hörte er Jennas Stimme schreien. Andras spielte mit seinem Verstand. Das konnte nicht echt sein! Feste kniff Stephen seine Augen zusammen, versuchte sich zu konzentrieren, dachte immer wieder an sie. Er hatte ein Ziel vor Augen und das war Jenna zu finden, um dem Ganzen endlich ein Ende zu bereiten. Ruhig hob der Magier seinen Kopf und sah sich um. Er blendete das um sich Geschehene aus und rannte los, immer weiter grade aus und plötzlich sah er sie vor sich, wie Jenna Hilfe suchend ihre Hand nach ihm ausstreckte.

Er berührte sie und augenblicklich erwachte er auf dem Boden des Flures, wo er so eben noch gestanden hatte. Nur dieses Mal war es nichts weiter als ein ganz normaler Flur. Vorsichtig rappelte der Magier sich auf. Das Gebäude schien gar nicht mehr so groß zu sein, wie Andras versucht hatte, ihm dies einzureden. Dennoch setzte Stephen konzentriert einen Fuß nach dem anderen vorwärts, bis sein Mantel ihn plötzlich abbremste und auf eine alte Holztür deutete. Stephens Hände zitterten, als er den goldenen Knauf drehte und langsam spähte er durch den Schlitz, bevor er die Tür mit einem Schwung aufdrückte.

Er staunte jedoch nicht schlecht, weil das Einzige, was in diesem Raum stand, ein Spiegel war. Behutsam näherte Stephen sich diesem und blickte auf die verschiedensten Symbole, die am Rahmen eingraviert waren.

"Das muss er sein der Spiegel!" Murmelte er, als er plötzlich Jennas Stimme hörte. Schnell steuerte der Magier aus der Tür hinaus und folgte den Geräuschen. Dabei sah er nicht, wie ihn jemand aus dem Spiegel heraus beobachtete.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now