☆Shadow - 41☆

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Verwirrt fand Jenna sich in ihrem Zimmer wieder, stand mittlerweile geschlagene 10 Minuten vor dem Spiegel und betrachtete sich in dem Kleid. Es war wirklich wunderschön und stand ihr ausgesprochen gut, doch so sehr sie es auch versuchte zu verdrängen, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu dem Dämon ab. Für einen Moment hatte Jenna das Gefühl gehabt, dass in dem sonst so bösen Dämon ein Hauch Gutes steckt, auch wenn er dies krampfhaft versucht, vor ihr zu verstecken. Gedankenverloren streichelte sie sich über den seidigen Stoff, als das Signal ertönte, das ihr Unterricht jeden Moment beginnen sollte, wenn dieser nach dem gestrigen Angriff überhaupt stattfinden würde. Schnell zog sie sich das Kleid aus, um ihre okkulten Gewänder überzuziehen.

Trotzdem erwischte sie sich selbst dabei, wie sie das Kleid sorgfältig in ihren Schrank räumte. Doch die Aufregung Stephen wiederzusehen, war um einiges größer, weshalb sie schnell den langen Flur entlang lief, um nach draußen zu gelangen, wo ihr Freund und Trainer bereits auf sie wartete.

"Zu spät!" Begrüßte er sie trocken, ohne sich dabei umzudrehen. Schmunzelnd nahm Jenna seine schlechte Laune wahr, sie wusste ja das Stephen ab und zu in sein altes Schema fallen konnte und gestern war auch eindeutig kein gelungener Tag gewesen. Doch das er sie nicht mal zu beachten versuchte, obwohl sie wohlgemerkt die Einzige war, stach der jungen Frau ins Auge.

"Der Unterricht fällt heute aus, wir haben einiges zu besprechen!"


Mit wehendem Umhang lief der schlecht gelaunte Doktor voran und kopfschüttelnd folgte Jenna ihm stumm, um erst mal abzuwarten, was passieren würde.

Stephen öffnete die Tür zum Sanctum Sanctorum wo bereits Wong auf ihn wartete. Dieser lächelte ihn kurz an, sah schließlich verwundert zu Jenna.

"Du bist hier?" Begrüßte er die Bändigerin verwundert und Jenna wusste, worauf er anspielte.

"Ja!" Sprach sie kurz und der Asiate kam gestikulierend auf sie zu.

"Ich habe bestimmt 10-mal in dein Zimmer geguckt und auch sonst alles abgesucht, du warst nicht da!"

"Nun ja, das ist schwer zu erklären." Stammelte Jenna nervös und auch Stephen verschränkte abwertend die Arme. Aus irgendeinem Grund wollte sie es den beiden nicht sagen, wo sie gewesen war, doch während sie genau darüber nachdachte, fiel ihr auf, wie bescheuert es eigentlich klang.

"Ich war bei Andras!" Sprach sie mit entschlossener Stimme, wich trotzdem Stephens grimmigen Blick aus. Doch auch Wong sah sie nicht besser an.

"Du warst was?" Quietschte dieser schon fast.

"Es war nicht freiwillig, falls ihr das denkt! Nachdem Kampf mit Luna hat er mich verschleppt."


"Hat er dir was angetan?" Wong war es, der Jenna die Frage stellte und nicht wie zu erwarten Stephen. Nein, dieser stand einfach nur da und schien die ganze Situation nicht mal ernst zu nehmen.

"Ihr scheint ja nichts passiert zu sein." Wimmelte der Doktor Wongs Frage ab und entsetzt sah Jenna diesen an.

"Nein, hat er nicht!" In Jenna kam die Wut hoch, was fiel Stephen überhaupt ein, sich hier so aufzuspielen. Auch Wong sah seinen Freund fragend an, denn mit so einer Antwort hatte er nicht gerechnet.

Doch niemand erkannte, was in diesem Moment in Stephen vorging. Krampfhaft sah er die junge Frau vor sich an, doch so sehr er es auch versuchte, er erinnerte sich nicht mehr, was er ihr gegenüber fühlen sollte. Seine innere Leere wurde von Stunde zu Stunde größer und seine schlechte Laune wuchs in Sekunden.

Denn aus irgendeinem Grund wollte er nur noch Schlechtes fühlen, was offenbar mit Andras Mächten zusammenhing. Wong hatte ihn am frühen Morgen schon aufgeklärt, was nach seiner Ohnmacht vorgefallen war und trotzdem spürte er nur Verachtung für die Personen, die gerade mit ihm im Raum standen. Auch wenn er Wong Glauben schenken wollte, doch wieso ausgerechnet diese Frau seine Freundin sein sollte, konnte er sich nicht erklären. Denn da war einfach nichts, Stephen hatte das Gefühl, das einst da, wo sein Herz saß, nun eine tiefe Wunde langsam vor sich hin blutete und Stephen einfach nicht wusste, wie er das Loch hätte stopfen können. Ihm war bewusst, sollte Jenna etwas für ihm empfinden, sein Verhalten sie verletzten würde, doch was sollte er machen, wenn da einfach nichts war? Wenn er einfach nichts fühlte!

Vielleicht war es sogar das Beste in der momentanen Lage, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So wie er es sich eigentlich von Anfang an geschworen hatte. Auch wenn er bewusst nichts mehr fühlte, hatte er gewusst, es sogar gespürt, dass die Bändigerin wiederaufgetaucht war und er auf sie warten sollte. Außerdem war er gespannt, nachdem was Wong ihm erzählt hatte, denn so sehr Stephen sich auch angestrengt hatte, er konnte sich einfach nicht an sie erinnern. Als wäre sie aus sämtlichen Erinnerungen rausgestrichen worden und als sie vor ihm stand, musste er mit enttäuschen feststellen, dass er nicht mal bei dem Anblick seiner angeblichen Liebe etwas spürte. Doch nach wie vor sah die Bändigerin ihn mit einem Ausdruck an, den er einfach nicht verstehen konnte und die Tatsache, dass sie bei Andras gewesen war, hatte er schon fast wieder vergessen. Natürlich, wenn Wong ihn nicht daran erinnert hätte.

"Und was wollte der Dämon von dir?" Mischte sich der Asiate in Stephens Gedankengänge ein und der Doktor konzentrierte sich wieder auf das hier und jetzt. Ernst sah er zu Jenna. Ihre Augen zuckten zusammen, als diese sich eine Antwort überlegte.

"Dasselbe wie vorher auch, ich soll auf seine Seite wechseln." Das Andras mehr von ihr wollte, verheimlichte sie den beiden, denn Stephen sollte sich keine Sorgen machen. Doch dieser bemerkte durchaus, dass an ihrer Aussage etwas nicht stimmte, was ihn zweifeln ließ.

"Wisst ihr denn langsam, wie wir ihn aufhalten können?" War dies eine ernst gemeinte Frage oder überlegte Jenna einfach nur, wie sie der momentanen Situation schnell aus dem Weg gehen könnte. Sie wusste es selber nicht nur, dass ihre Gefühle durcheinander waren und sie hoffte später mit Stephen darüber reden zu können.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz