☆Shadow - 54☆

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Dumpf fiel Jenna auf den sandigen Boden und rollte noch einige Meter weiter, bis sie schließlich zu stehen kam. Grob wurde sie am Oberarm gepackt und hochgezogen, was ihr unfreiwillig ein Seufzen entlockte und sie entgeistert in das wutentbrannte Gesicht des Dämons sah. Andras Augen funkelten bedrohlich und es war wieder einer dieser Momente, wo ihr bewusstwurde, wie gefährlich die Dämonen doch eigentlich waren. Denn in diesem Augenblick hätte sie dem blonden Mann mit diesen stechenden weißen Augen alles Erdenkliche und Grausame zugetraut, was die Bändigerin sich nicht einmal vorstellen konnte. Nein, es nicht einmal wollte. Feste zog er weiter an ihrem Arm und umklammerte grob mit seiner anderen Hand ihr Kinn. Seine Finger drückten sich tief in das Fleisch ihrer zarten Wange und Andras bemerkte durchaus, dass Jenna vor Schmerzen ihre Zähne zusammenbiss. Energisch drückte sie mit ihrer freien Hand gegen seinen angespannten Körper in der Hoffnung, sich irgendwie aus der beklemmenden Situation heraus winden zu können, doch er war ihr Kräfte-technisch bei Weitem überlegen. Mit seinem vollen Körpergewicht stemmte er sich gegen ihren Körper, wobei Jenna langsam nach hinten strauchelte bis ihr Rücken gegen einen groben Felsen knallte. Die unebenen Kanten stachen sich ungleichmäßig in ihren Rücken und die Bändigerin konnte nicht einmal mehr auseinanderhalten, welche Schmerzen im Augenblick am schlimmsten waren. Jenna klammerte sich an Andras Kragen in der Hoffnung, ihr Gewicht anders verteilen zu können, um ihre empfindlichen Stellen zu entlasten.

Ihre Hilflosigkeit betonte der Dämon mit einem amüsierten Lächeln, während er ihre angestrengte Mimik beobachtete. Sein Griff an ihrem Hals wurde kräftiger und mit jeder verstrichenen Sekunde glitt Jennas Kraft aus ihrem Körper. Sie hatte keine Chance gegen den Dämon. Er hätte sie schon längst töten können, stattdessen machte er sich einen Spaß aus ihrer hilflosen Situation. Jenna hörte auf sich zu wehren und sah ihn einfach nur an. Sah in seine weißen Augen und bemerkte nicht einmal, wie sie noch ihre Hand von seinem Kragen löste, um diese auf seine Wange legen zu können.


Auch wenn Jenna bereits mit der Situation abgefunden hatte, dass womöglich ihr Leben Enden sollte, konnte sie die Wut und Verzweiflung des Dämons verstehen. Im Grunde war er ebenfalls nur eine gebrochene Seele, die das verloren hatte, was sie am meisten begehrte. Er war enttäuscht und verletzt ihretwegen und hätte Jenna noch die Kraft dazu gehabt, hätte sie ihm gesagt, dass sie es nachvollziehen konnte. Denn genau so hatte die Bändigerin sich gefühlt, als sie von Stephen alleine gelassen wurde.

Ihr Blick wurde verschwommener und vor ihrem geistigen Auge erschien der eine Mann, der ihr am meisten bedeutete, Stephen! Eine Träne glitt an Jennas Wange herab und huschte über Andras markanten Fingerknochen, dabei hinterließ sie ein angespanntes Kribbeln auf seiner Haut und holte den Dämon ins Geschehen zurück.

Blind vor Hass und Verrat blickte er zum ersten Mal und mit klarem Verstand in ihre wunderschönen blauen Augen und wurde nun wieder völlig unfreiwillig in ihren Bann gezogen. Der blanke Hass, der vor wenigen Sekunden noch seinen Körper gefangen hielt, war verschwunden und schon fast sanftmütig wollte er seinen Blick nicht von ihr richten. Erst als Jennas Augen schwerer wurden und sich langsam schlossen, bemerkte er den festen Griff um ihren Hals und löste sich geschockt von ihr. Der Bewusstlosigkeit nah sank Jenna in seine Arme. Doch bevor ihre Hand sich von seiner Wange löste, umklammerte er diese und presste sie weiter an sein Gesicht.

Während er dabei gleichzeitig langsam und behutsam auf die Knie sank. Sein fester Griff um ihren Hals zeichnete sich nun als markant gerötete Stelle ab und würde sich später zu einem ordentlichen Bluterguss entwickeln. Andras vergaß schnell, wie zerbrechlich Menschen doch eigentlich waren. Hätte sie ihn doch bloß nicht so hintergangen. Versuchte der Dämon, sich eine Entschuldigung zurechtzulegen, was ihn zu seinem aggressiven Handeln zwang. Gedankenverloren strich er ihre einzelnen Haarsträhnen aus dem Gesicht und streichelte sanft über die gerötete Stelle an ihrem Hals. Kurz spielte er wieder mit dem Gedanken, einfach zuzudrücken. Er war ein Dämon, ein Diener des Bösen und normalerweise durfte er keine Sekunde überlegen, eine Seele eventuell zu verschonen. Vor allem eine Seele, wo er genau wusste, dass sie sich gegen ihm gewandt hatte. Doch als er dabei zusah, wie ihr blasses Gesicht wieder an Farbe gewann, fingen seine Finger unkontrolliert an zu zittern. Wütend schloss er seine Augen und legte seine Hand auf Jennas Bauch ab. Er spürte, wie dieser sich ruhig auf und ab bewegte und für einen Moment versuchte er seine Pflichten zu vergessen, als er einfach nur da saß mit ihr im Arm.

Jedoch holte ihn ein plötzlicher Knall ins hier und jetzt zurück, was den Dämon aber nicht aufschrecken ließ. Ruhig streifte sein Blick über die Landschaft seines Reiches, da er und die Bändigerin sich auf einer kleinen Anhöhe befand. Er entdeckte seine Legion aus Untoten und folgte dem Fluss der Bewegung, bis er schließlich den arroganten Magier ausfindig gemacht hatte. Andras Mimik verdunkelte sich, als dessen Blicke aufeinandertrafen. Jedoch brach im selben Moment das magische Schild, was seine Feinde umgab in tausend leuchtende Splitter. Sie wurden von den Untoten überrannt und ein süffisantes Grinsen breitete sich auf Andras Gesicht aus, während er gleichzeitig mit der jungen Frau im Arm Aufstand um dem Spektakel erneut seine Aufmerksamkeit zu schenken.

Als die Untoten seine Feinde komplett eingenommen hatten, setzte der Dämon seine Schritte zurück und wandte dem Kampf den Rücken zu. Langsam lief er mit der jungen Frau im Arm und summte siegessicher eine Melodie. Dabei presste er Jenna dicht an seine Brust und bemerkte nicht einmal, wie die Bändigerin vorsichtig ihre Augen öffnete. Leicht benommen dauerte es einen Moment, bis sie ihre Situation erneut begriff und in welcher aussichtslosen Lage sie sich gerade befand.

"Andras!" Jennas Herz setzte für einen Moment aus, als sie Stephens Stimme erkannte und der Dämon zu stehen kam. Sich dabei zu dem Magier umdrehte und genervt anfing zu schnaufen.


"So, so!" War das Einzige, was Andras darauf erwiderte, während Jenna gleichzeitig die Angespanntheit an seinen Körper spürte, da sich sein Griff um sie verstärkte. Er hasste den Magier, er hasste ihn mehr als alles andere auf dieser Welt!

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now