☆Shadow - 36☆

1.4K 95 3
                                    

Mit einem breiten Lächeln lief Jenna durch die Gänge des Kamar-Taj, bemerkte durchaus die Blicke ihrer Mitschüler, zu tief saßen noch die Erinnerungen an den Kampf, den sie mit Luna ausgetragen hatte und natürlich hatten alle mitbekommen, wie Jenna nach wie vor hier war und Luna nie wiedergesehen wurde. Niemand hier war dumm und alle konnten sich denken, dass sie die talentierte Magierin aus dem Tempel geschmissen hatten. Doch nach all dem Geschehenen war Luna nach wie vor beliebt und Jenna eben nicht, was ihr Image nur schlechter anstatt besser machte. Immerhin ließen die blöden Kommentare und Sticheleien nach. Denn nach dem Vorfall hatten genug gesehen, wozu die Bändigerin fähig war. Sie hatte sich ihren Respekt verdient, wenn auch anders als erwartet. Sie wurde gefürchtet und musste unwillkürlich an die Begegnung mit Andras denken, als er ihr damals das Angebot gemacht hatte, an seiner Seite zu kämpfen. Er hatte ihr gesagt, er würde sie zu einer Person machen, die respektiert und gefürchtet werden würde und genau das war es, was Jenna bis da nicht wollte und jetzt selbst dafür gesorgt hatte, auch wenn es nie ihre Absicht gewesen war.

Gedankenverloren schüttelte Jenna ihren Kopf. Sie sollte aufhören, an den Dämon zu denken, denn das hier und jetzt spielte eine Rolle oder besser gesagt das Geschehene. Denn sie hatte eine unglaubliche Zeit mit Stephen verbracht und beide hatten sich endlich ihre Liebe gestanden. Etwas, was schon längst überfällig gewesen war. Sie gehörten zusammen, das stand für die Bändigerin fest und niemand sollte ihnen dazwischenfunken.

Verträumt streckte Jenna ihre Nase Richtung Himmel, während sie so an Stephen dachte und gleichzeitig die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut kitzelten. Zu schön konnte dieser Tag werden, bis sie plötzlich einen Schatten aus den Augenwinkeln angesprungen sah. Gerade noch konnte Jenna dem Angriff ausweichen, doch durch den Aufprall wurde eine unglaubliche Energie freigesetzt, die dafür sorgte, dass die Bändigerin mehrere Meter über das Trainingsgelände flog und mit dem Rücken gegen eine Sandsäule krachte. Für einen Moment blieb ihr die Luft weg und sie wusste nicht, wie ihr geschah, als Jenna keuchend versuchte, ihre Kräfte wiederzufinden.

Ein Bild des Chaos bot sich ihr, als ihre Sicht wieder klarer wurde und die entstandene Staubwolke sich langsam legte. Verletzte Schüler lagen überall verteilt, teilweise rieben sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die betroffenen Stellen oder blieben im schlimmsten Fall einfach regungslos liegen. Taumelnd richtete Jenna sich auf und half so schnell sie konnte den anderen. Jedoch immer den Blick auf die Person gerichtet, die für das Chaos verantwortlich war. Denn diese stand mitten auf den Trainingsplatz, der Boden um ihr herum zerstört und war ebenfalls dabei, sich auf den nächsten Angriff vorzubereiten. Da die Attacke auch an dessen Kräften gezerrt hatte. Als die Fremde den Kopf hob und man so erste Mal das Gesicht unter der schwarzen Kapuze erkennen konnte, musste Jenna tief schlucken, als sie in rote Augen blickte. Durchfuhr es ihre Gedanken, doch viel Zeit blieb ihr nicht, da auch der weibliche Dämon aus einem ganz bestimmten Grunde hier gewesen war, nämlich Jenna! Die Gestalt stürmte auf die Bändigerin zu und diese reagierte schnell mit abwechselnden Angriffen, die die Fremde zumindest daran hinderte, den Abstand aufzuholen. Auch wenn Jenna ihre volle Kraft nicht einsetzen konnte, da die Gefahr zu groß war, andere zu verletzen und es ihr auch nicht gelang, ihren schmerzenden Rücken komplett auszublenden. Ein Gefühl, was sie nicht beschreiben konnte, durchfuhr Jennas Körper, als Stephen und Wong ihr zur Hilfe eilten und ebenfalls den Dämon angriffen. Für einen Moment sah es so aus, als wären sie im Vorteil, doch als sich eine leuchtende Schlinge um Jennas Hals legte, wurde sämtliche Luft aus ihren Lungen gedrückt und sie konnte gerade noch erkennen, wer dafür verantwortlich war, Luna!

Nakaas Augen funkelten bedrohlich, denn die Dämonin freute sich. Als sie feststellte, dass alles nach Plan verlief, so wie es ihr Bruder verlangt hatte. Auch die Magierin überraschte Nakaa mit ihrem rücksichtlosen Verhalten. Doch Andras Kraft, Menschen sämtliches positives Gefühl zu nehmen, hatte sie noch nie enttäuscht und trotzdem war die Dämonin jedes Mal aufs Neue begeistert, wenn sie eine Seele ohne jegliche Empathie kämpfen sah.


Geschockt blickte Stephen zu seiner Freundin, als diese rückwärts zu Boden gedrückt wurde und er seine ehemalige Schülerin erkennen konnte, die an dem Angriff schuld war. Strange musste sich in diesem Moment beherrschen, nicht die Kontrolle über sein Handeln zu verlieren, denn immerhin kam in ihm die blanke Wut hoch. Dabei spielte es absolut keine Rolle, wer Jenna etwas antat. Doch das ausgerechnet Luna sein Vertrauen missbraucht hatte, um auf die andere Seite zu wechseln, damit hätte Stephen nicht gerechnet. Nakaa bemerkte durchaus, das der Doktor für einen Augenblick abgelenkt war und nutzte die Chance, um diesen zu überwältigen, doch gerade in solchen Momenten war Stephen dankbar, das auf sein Freund Wong immer verlass war und er den Angriff gekonnt abwehrte. Dabei hielt ein magisches Schild die Dämonin im inneren Fest, doch lange würde der Schutz nicht halten, das wusste auch Stephen. Weshalb er ein Portal unter Jennas Körper formte und das letzte, was die Bändigerin hörte, war sein Wort:"Lauf!"

Das Portal schloss sich und somit wurde auch die Schlinge, die immer noch um Jennas Hals hing, abgeschnürt und löste sich in hellen Funken auf. Zu ihrer Verwunderung landete sie ca. 1 Meter über ein parkendes Auto und hinterließ eine deutliche Beule auf dem Dach. Die junge Frau sprang vom Auto und bemerkte durchaus die merkwürdigen und fragenden Blicke der vorbeigehenden Fußgänger, als Jenna sich verwirrend umsah.

Stephen hatte sie aus Nepal hinaus teleportiert, doch nicht irgendwo hin, nein, sie befand sich auf den Straßen Berlins, und zwar genau die Ecke, in der Jenna sich perfekt auskannte. Als sich hinter ihr ein oranges Portal öffnete, erinnerte sie sich zurück an Stephens Worte und ohne weiter abzuwarten, rannte sie los, dabei rempelte Jenna aus Versehen mehrere Fremde an, die ihr nur wütende Beschimpfungen entgegenwarfen. Doch sich groß zu entschuldigen, dafür hatte sie keine Zeit. Immerhin schien sie in ihrer Vermutung recht zu haben, denn Luna war bereits dabei, die Verfolgung wieder aufzunehmen. Schnell reagierte die Bändigerin und versuchte den Abstand zu erhöhen, sie war schnell und mit den Wochen des Trainings wurde sie beweglicher und auch ihre Ausdauer hatte an Form gewonnen. Weshalb sie mit einem kräftigen Sprung und mit der Hilfe des Windes von einer Hauswand zur anderen sprang und sich im nächsten Moment auf den Dächern fortbewegte. Zu groß war die Gefahr, dass Menschen verletzt werden konnten, weshalb Jenna sich nur aufs Wegrennen konzentrierte. Als sie gerade genug Schwung gesammelt hatte, um von einem Dach aufs Nächste zu springen. Drehte sich das Haus vor ihr um und Jenna rutschte an der Wand hinunter auf die Straße, jedoch nicht so, wie sie diese vorher verlassen hatte. 

Luna hatte die beiden in die Spiegeldimension befördert und war nun im taktischen Vorteil, denn Jenna konnte diese nicht manipulieren, so wie Luna es tat. Alles ergab keinen Sinn mehr. Straßen stellten sich auf oder endeten plötzlich einfach genauso wie Häuser sich drehten, Lücken entstanden und die Bändigerin durch all das Wirrwarr einen Weg hinausfinden musste. Doch sie konnte nicht Zaubern und laut Stephen konnten nur Magier die Dimension verlassen. Weshalb sie auf Luna angewiesen war. Sofort erinnerte sie sich, dass alles, was in der Dimension geschah, keine Auswirkung auf die 'normale' Welt hatte, weshalb Luna vielleicht doch nicht so überlegt gehandelt hatte, wie sie im Augenblick dachte. Denn nun konnte Jenna ihrer Kraft voll und ganz Vertrauen und musste sich eine Lösung einfallen lassen, Luna endlich loszuwerden.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Where stories live. Discover now