Kapitel 67

296K 14.1K 6.7K
                                    

Ich hätte nie gedacht, dass der Unterricht noch langsamer vergehen könnte als generell schon. Aber dieser Tag schien mich eines besseren belehren zu wollen.

Sollte die Zeit nicht eigentlich schneller vergehen, wenn man über etwas nachdachte? Wenn ja stimmte irgendetwas mit meinem Zeitgefühl nicht mehr, denn die Sekunden schienen gerade zu vor sich hin zu kriechen, während ein Gedanke nach dem anderen in meinem Kopf herumraste. Und keiner von ihnen stimmte mich in irgendeiner weise fröhlich. Der einzige, der nur Annäherungsweise etwas in diese Richtung bewirkte, war, dass Jenny nicht mit Dyan geschlafen hatte. Und das war nun wahrlich nichts, dass einen aus den Socken hauen sollte.

Mal ganz davon abgesehen, dass es jedoch gut möglich war, dass Dyan mit diesem rothaarigem Flitch... ähm Mädchen gefickt hatte. Und ja ich sah es nicht ein, hierbei von etwas anderem als Ficken zu reden, sonst müsste ich Dyan leider kastrieren.

Okay nein, das sollte man am besten so oder so machen.

Die Fragen aller Fragen allerdings war, wie sollte ich mich jetzt verhalten? Sollte ich einfach so tun, als wäre nichts? Erschien mir als nicht sonderlich effektiv und vor allem unumsetzbar. Mir war es jetzt schon kaum möglich ruhig im Deutschunterricht zu sitzen. Da würde es mir kaum gelingen, nicht irgendetwas seltsames in Gegenwart von Dyan und den anderen zu machen.

Vielleicht würde er ja auch von sich aus etwas dazu sagen? Aber dann müsste ich davon ausgehen, dass es ihm genauso wichtig war, wie mir, und schon allein dadurch, dass er mit diesem Mädchen weggegangen war, hatte er mir das Gegenteil bewiesen. Und zu allem Übel, versetzte mir das einen heftigen Stich ins Herz.

Das kam halt davon, wenn man bei einem Macho mehr sieht, als der oberflächliche Wichser, der er nun mal war.

Seufzend ließ ich meinen Kopf in die Hände fallen.

Wieso machte mich dieser Junge so fertig? Wieso LIEß ich mich von ihm so fertig machen?!

Das war der Moment in dem mein Entschluss fiel.

Dyan hatte nur so viel Macht über mich, wie ich ihm gab. Und ich würde ab sofort nicht mehr passiv neben dran stehen, während er diese Macht, nun absichtlich oder nicht, nutzte.

Selbst wenn er nicht von sich aus mit mir reden wollte, ich würde meine Antworten bekommen.

Entschlossen umklammerte ich meinen Bleistift und starrte nach vorne. Kein Entkommen möglich, Dyan Lawyer!

Von einem plötzlichen Tatendrang erfüllt wäre ich am liebsten los gesprintet und hätte ihn zur Rede gestellt, allerdings sah meine Deutschlehrerin mich jetzt schon misstrauisch an und vor mir stand noch eine ganze Physikstunde, bevor die Pause begann, und DIE war wirklich die reinste Hölle!

Es war ja nicht eh schon so, dass ich auf heißen Kohlen zu sitzen schien und die Konzentration eines Stück Brotes hatte, nein, natürlich musste mir mein lieber Lehrer eine wunderschöne HÜ vor die Nase legen, von Hausaufgaben, die ich meines Wissens nach nicht mal auf hatte!

Zwanzig Minuten hatte ich Zeit, mir irgendetwas aus dem Ärmel zu schütteln, doch dafür müsste ich es erstmal schaffen, meinen Kopf davon zu überzeugen, dass dieser Test momentan wichtiger war, als mögliche Reaktionen von Dyan durchzuspielen. Allerdings war er gerade bei meiner Lieblings-Fantasie angelangt, bei der er alles leugnete und es mir sogar beweisen konnte, dass da nichts mit einer anderen gelaufen war. Schon fast verzweifelt raufte er sich das Haar und sah mich mit diesen unglaublichen, tiefen Augen an. Ich würde natürlich nicht sofort nachgeben sondern ihn wissen lassen, dass man so etwas nicht mit mir abziehen konnte. Da könnte er gleich bei seinen One-night-stands bleiben und mir bloß nicht nochmal auf die Pelle rücken. Wenn er mich jedoch zurückhalten würde, wenn ich mich abwandte um ihn Zeit zu geben, darüber nachzudenken, dann würde ich mich sicherlich überzeugen lassen. Ich meine, wer konnte schon diesem Mann widerstehen? Ich würde ihn an die Spinde drücken und diesen herrlichen, atemberaubenden Mun...

behind the screenWhere stories live. Discover now