Kapitel 74

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ich verbrachte den ganzen Donnerstag am Grab meiner Familie mütterlicher Seits. Auch wenn ich nicht wie in den ganzen Büchern und Filmen mit meiner verstorbenen Mutter rede, half es mir doch mich zu beruhigen, einfach nur neben den schönen Blumendekorationen zu sitzen und den Frieden dieses Orts zu genießen.

Ich versuchte so wenig wie möglich an überhaupt irgendwas zu denken und nachdem mein Handy anfing dauer zu klingeln schaltete ich es irgendwann aus, was wahrscheinlich ganz gut war, bevor auch Carlos versuchte, mich zu erreichen.

Als die Sonne dann irgendwann begann langsam unterzugehen, musste ich mich gerade zu dazu zwingen wieder zu meinem Auto zu gehen.
Ich wollte hier nicht weg. Oder nein, ich wollte nur nicht nach Hause. Ich wusste sobald ich mich wieder dieser Villa näherte, wären die letzten Stunden der Ruhe umsonst gewesen und ich wollte mich nicht wieder mit dieser Angst beschäftigen. mit der Angst vor meinem Vater...

Und genau dieses Wissen ließ mich schließlich zögern, loszufahren, nachdem ich den Motor gestartet hatte. Ich konnte es einfach nicht. Mein Rücken war eine stetige Erinnerung an das, was passieren könnte, passiert war und sicherlich noch passieren würde. Und mein größter Wunsch bestand nur daraus, all das zu vergessen.

Daher drehte ich den Schlüssel im Zündschloss schließlich wieder um. Das vibrieren des Motors erstarb und ließ mich in der erwachenden Nacht alleine. Genau so wie ich es wollte.
Vielleicht hätte ich mich um irgendein Hotel gekümmert, wenn mir nicht klar gewesen wäre, dass ich die Nacht so oder so fast ganz durchwachen würde.
Die aufgerissene Haut meines Rückens ließ einfach kein gemütliche Position zu und so legte ich mich schlussendlich bäuchlinks auf die Rückbank meines Wagens.

Lange Zeit starrte ich einfach in die Luft, bis mir irgendwann doch die Augen zufielen.

Glücklicher Weise wachte ich von alleine rechtzeitig auf, um nach Hause zu fahren und alles zu erledigen, dass ich nun mal zu tun hatte.
Bei dem Frühstück gab ich mir so wenig Mühe, wie noch nie zuvor und entschloss mich in Jogginghose in die Schule zu gehen. Kurz hielt ich Dyans in der Hand, bevor ich, mit einem tiefen Atemzug, die Hose in den Wäschekorb warf, mit der Fuhr, die ich so wie so noch am Morgen anschmeißen musste und angelte mir aus einem Regal in meinem Ankleideraum eine eigene. Zwar kam mir meine graue nicht halb so bequem vor wie Dyans seine, aber seine Jogginghose weiter zu tragen kam gar nicht in Frage. Ich mein, was sollte das Ganze überhaupt?! Dyan plus Beziehung war eine Sache der Unmöglichkeit und auch wenn mir bisher unser kleines Spielchen gefallen hatte, ich würde definitiv nicht für immer sein kleines schmutziges Geheimnis bleiben wollen, das er in dunklen Ecken küsste, nur um dann mit einem anderen Mädchen in der Öffentlichkeit herumzumachen. Und für mich war die Aktion mit Cater gestern beweis genug, um zu wissen, dass es genau so laufen würde. Also vorbei damit Kleider auszuleihen, vorbei damit seine Lippen anzuschmachten, vorbei damit in ihm etwas anderes als den Bruder meiner Freundin zu sehen.

Wie schwer es war diesen Grundsatz einzuhalten, war mir jedoch nicht klar gewesen.
Zur Schule kam ich knapp pünktlich zur ersten Stunde, daher sah ich die anderen nicht mehr und traf das erste Mal auf Ciara in unserer geliebten Mathestunde. Ohne ein Wort legte ich Mr. Coleman meinen sauberen Aufsatz hin, der kurz gerade zu überrascht schien, dass ich meine Strafarbeit tatsächlich geschrieben hatte. Danach ließ ich mich noch immer stumm neben Ciara fallen, die nervös mit einem Stift herumspielte. Ich wusste, dass sie mich auf etwas ansprechen wollte. Vielleicht auf mein komisches Verhalten von gestern oder auf ihren Bruder, der ihr sicherlich von dem kleinen 'Zwischenfall' erzählt hatte oder ganz vielleicht war ihr auch aufgefallen, wie ich bei jeder Bewegung leicht das Gesicht verzog. Doch egal was es war, sie brachte es nicht übers Herz und öffnete nur den Mund, um ihn dann wieder zu schließen und betreten wegzuschauen.

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