Kapitel 30

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Dyan's Sicht

Tessa festzuhalten wenn sie vor Wut fast platzt, war gewiss schwerer als man glauben sollte. Solangsam würde es mich echt mal interessieren welchen Sport sie macht, um so geschickt im Kampf zu sein!

Dass ich sie ganz eng an mich gezogen hatte, um sie bewegungsunfähig zu machen, war mir gar nicht aufgefallen, bis sie plötzlich ihre Gegenwehr ersterben ließ.
Und für einen kurzen Moment... war ich wirklich schockiert wie angenehm es war, Tessa im Arm zu halten.
Ihr Duft war kein beissendes Parfum, sondern eine Mischung aus fruchtigem Shampoo und zart duftenden Blumen. Dazu hatte sie genau die richtige Größe für mich. Ich konnte mein Kinn ganz leicht auf ihren Scheitel legen, während sie ihren Kopf an meine Halsbeuge vergraben konnte...

Aber als der Moment vorbei war,  könnte ich mir einfach nur eine selbst reinhauen. Es gab mehr als genug Mädchen, die die gleichen Kriterien erfüllten und nicht so nervenaufreibend und dickköpfig waren, wie unsere aufbrausende Prinzessin.

Umso komischer fand ich es, dass ich schmunzeln musste, als Tessa völlig in Gedanken versunken stehen blieb, selbst als ich sie losließ.

Wäre sie jemand anders würde ich sie nun wieder in die Arme nehmen und ihr solange Schmeicheleien ins Ohr flüstern, bis sie mit mir in die Schultoiletten kam. Eigentlich schade, dass sie nun mal niemand anderes war, denn sie hatte echt einen heißen Körper.

Ich musste sie sogar zweimal anreden, bis ihr bewusst wurde, dass immernoch kein einziges Blatt zwischen uns passte und hastig nach vorne schritt.
Die leichte Röte auf ihren Wangen, ließ sie jünger und unschuldiger wirken. Man könnte fast meinen, dass sie nicht so hart und kalt war, wie sie jedem begegnete. Aber sie versuchte natürlich von ihrer Verlegenheit abzulenken,  in dem sie wissen wollte, was das alles sollte.

Ich hatte mich eigentlich nur eingemischt, da ich wusste, Tessa würde ausrasten und sich in eine Situation begeben, in der man sie leicht von der Schule verweisen konnte. Und so außer jeder Vernunft, wie sie gewesen war, war genau das passiert was ich prophezeit hatte: Sie brauchte die Hilfe von anderen, um nicht größere Probleme zu bekommen.

Also die perfekte Chance um meine Schuld zu begleichen und Tessa wieder vollkommen hassen zu können, ohne die leisen Stimme im Kopf, die flüsterte: sie hat deine Schwester beschützt.

Dabei hatte ich nur nicht bedacht, dass Tessas Vater sicherlich genauso wie mein Vater hin und wieder der Schule größere Summen spendete, die garantierten, dass seine über alles geliebte Tochter jeden Mist bauen konnte, den sie wollte.

Verdammt schade! Damit stand ich wohl immernoch in ihrer Schuld.

Nachdem ich Tessa aufgeklärt hatte, weshalb wir uns eingemischt hatten, drehte sie sich mit ihrem üblichen berechneten Ausdruck in den Augen um und ging extra scharf an Stefanie vorbei.
Vielleicht sollte ich mit dem kleinen Bündel Elend Mitleid haben, allerdings musste ich zu geben, dass sie mir nichts bedeutete.
Sie konnte von Glück reden, dass sie wegen der Lippenstift-Aktion keinen Stress mit mir bekam. Wie tief konnte man eigentlich sinken, um die private Telefonnummer an eine Windschutzscheibe zu schmieren, wo jeder sie lesen konnte?
Sie sollte mir dankbar sein, dass ich es so schnell habe säubern lassen, bevor irgendein Perverser sie angerufen hatte.
Angewidert blickte ich von Stefanie zu Tessa, die wie erstarrt stehengeblieben war.

"Aber schon ziemlich übertrieben von dir so einen Aufstand zu machen. Was bindet dich an dieses Auto? Normalerweise ist dir doch auch immer alles egal", sprach Dan sie an und ich konnte sehen, dass er es nur sagte um Tessa zu reizen. Aber ich konnte auch sehen, dass es klappte, Tessa damit auf die Palme zu bringen. Vielleicht sogar zu gut.

Man konnte in ihren Augen lesen, dass sie wieder kurz vorm Platzen war. Aber dieses Mal noch schlimmer, noch gewaltiger.

Für ein paar Sekunden blieb sie stehen, als wäre sie hin und her gerissen, doch dann stapfte sie ohne ein Wort davon und bückte sich nur nochmal, um etwas neben Stefanies Auto aufzuheben.
Kopfschüttelnd ging ich auf Dan zu, der mit einem gereizten Glitzern unser wütenden Diva hinterher blickte.

behind the screenWhere stories live. Discover now