Kapitel 31

262K 12.8K 1.6K
                                    

Super. Diese Idioten sollten sich ein anderes Stammlokal suchen. Genervt stöhnte ich auf. Allerdings würde ich nicht darum kommen sie heute persönlich zu bedienen, denn gleich hinter ihnen betrat auch Henry das Dinnertime und Amanda und er sollten sich dringend  aussprechen.

Also tief ein und aus atmen. Hastig versuchte ich mich zu fassen.

Verdammt! Sah man mir meinen Nervenzusammenbruch noch an?!

Panisch schnappte ich mir einen Löffel von Tony und betrachtete mich in dem verzogenen Spiegelbild.

Hm, scheiße sah ich schon aus, mit den leicht geröteten Augen und dem blauen Schatten über meinem Kinn, aber für meinen kleinen Selbstmitleid-Marathon waren das doch akzeptable Rückbleibsel.

Außerdem könnte man auch denken ich wäre einfach erschöpft und deswegen sahen meine Augen aus, als wäre ich eine Kifferin.

Ich kann mich wage daran erinneren, dass du heute morgen noch ein singender Sonnenschein warst.  Und jetzt neun Stunden später haben wir einen Tobsuchtanfall und einen Heulkrampf zu bemengeln. Das nenne ich mal Stimmungsschwankungen.

Tage sind nunmal mies und gauckeln einem vor Gut zu sein, nur um einen dann voll ins Gesicht zu schlagen: Ha! Rein gefallen! Heute wird es scheiße!

Leise klappernd legte ich den Löffel wieder ab und überzeugte meine Beine davon raus in die Höhle des Löwens zu gehen.

"Guten Tag. Was kann ich euch bringen?"

Meine Stimme klang so natürlich wie eine bellende Katze, aber nagut, wenigstens war sie nicht nur für Fledermäuse verständlich.
13 ernste Gesichter blickten mir entgegen und die meisten sagten so viel aus wie: Verpiss dich wir haben was dringendes zu bereden.

Ein kleiner Teil von mir wäre der unausgesprochenen Aufforderzng gerne nachgekommen und hätte sich weiter die Wunden geleckt, doch nach dem tiefen Loch der letzten Stunden wurde es Zeit,  dass wieder die starke Tessa aus ihrem Bett kroch. Du hast dich jetzt lang genug ausgeruht!

Ich seufzte und verlagerte mein Gewicht auf ein Bein. "Hört mal, ihr könnt gleich aufhören so zu gucken. Ich mache auch nur meinen Job. Bestellt irgendwas und ich lasse euch wieder alleine."

Weitere Sekunden blieb es still und ich begann ungeduldig mit dem Fuß zu tippen.
Immernoch starrten sie mich alle unverwandt an und solangsam nervte es echt.

"Leu-te!", ich trennte die Silben mit Absicht während ich vor einem Gesicht herumschnippste. Ich glaube  das war dieser Jan- oder Jake?- von gestern.

"Ich bin zwar gerne euer Testkaninchen für den Determinator-Blick aber so viel Zeit habe ich leider nicht."

Langsam blickte ich jeden einzelnen von ihnen entnervt in die Augen. Auch bei Dan gab ich keine Sekunde nach, doch bei Dyans tiefen braunen Augen stockte ich plötzlich.

Meine Kehle wurde eng und trocken und ich wusste noch nicht mal genau von was. Aber irgendwas schien mir anders als sonst. Dyan schaute mich offen an, keine Abweisung oder Misstrauen. Als versuchte er mich anders zu sehen, aus den Augen einer anderen Person.

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, doch ich schaffte es mir nichts anmerken zu lassen.

"Also ich nehme eine große Cola, eine mittlere Pizza Diavolo und deine Handynummer, Süße", fing aufeinmal ein Typ mit aschblonden Haaren,  einem Lippenpircing und einem Nasenring an, den ich noch nicht kennengelernt hatte, und lächelte mich anzüglich an.

Wie von automatisch kopierte ich sein Lächeln und kritzelte auf meinen Block Henrys Handynummer. Dann riss ich den Zettel ab und reichte ihm ihn mit einem Zwinkern. "Bitte Schnucki. Und ihr anderen?"

behind the screenWhere stories live. Discover now