Kapitel 46

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Was macht man, wenn man von einer neuen Freundin auf eine Party mitgeschleppt wird und eigentlich überhaupt keinen Bock hat? Die meisten würden jetzt sagen, betrink dich und feier mit! Du bleibst nicht ewig jung!

Die haben allerdings auch keinen Alkoholiker als Vater und bekommen deswegen schon allein beim Geruch von Alkohol das große Kotzen. Man glaubt gar nicht wie angespannt ich war, seitdem sich dieses riesige aber auch wunderschöne Haus mit hunderten besoffenen Teenagern gefüllt hatte. Jedesmal wenn mir jemand zu nahe kam musste ich mich beherrschen, um nicht zurückzuzucken. Ich war vor allem und jedem auf der Hut, weil mein Gehirn ständig dachte einer dieser Rowdies wäre mein Vater. Gab es hier denn wirklich gar keinen, der noch nüchtern war?!

Von dem angetrunkenen Ex-besten-Freund dann auch noch indirekt als intrigantes Miststück beleidigt zu werden, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, was, oder besser gesagt wen, er mit Jackie meinte, trug auch nicht gerade zur Beruhigung meiner aufgewühlten Nerven bei. Nochmal nachzuhaken erschien mir aber in anbetracht der Wut in seiner Stimme auch nicht als die beste Idee und so entschied ich mich, meine Cola schlürfend, für den einfachsten, feigesten aber definitiv auch besten Weg; und zwar den nach hinten.

Während ich also den Rückzug antrat und mir verzweifelt versuchte einzurden, heute Nacht NICHT die ganze Zeit über Dans Worte nachzudenken, beschloss wohl irgendein Teil von mir mal nach Dyan und Ciara zu suchen. Die beiden hatten schon ein Glas zu viel gekippt und in einem Bad gab es einfach so viele Möglichkeiten sich zu verletzen... umfallen und sich den Kopf am Waschbecken anhauen, ausversehen einen Spiegel kaputt schlagen, ins Klo fallen... naja vielleicht doch nicht so viele realistische.

Trotzdem, es war besser wenn jemand nüchterndes ein Auge auf die beiden hatte.

Einer der praktischen Vorteile, wenn jeder einen gewissen Respekt vor dir hat und du wie ein blaues Kaninchen im Schnee auffällst unter den vielen kleidertragenden Mädchen war, dass es mir nicht ganz so schwer fiel, mich durch die tanzende Masse zu drängen.

Die meisten die mich sahen, seien sie noch so betrunken, rissen verwundert die Augen auf und machten mir dann Platz. Und denen, denen wirklich jedes Gefühl für ihre Umgebung entfallen war, rammte ich einfach den Ellebogen in die Seite und tacklete sie aus dem Weg.
So quteschte ich mich also durch die ganzen Leute, bis ich am anderen Ende wieder ausgespuckt wurde und in den Flur stolperte. Hier war es zwar auch nicht wesentlich leerer, aber wenigstens blieb man nicht zwischen hüfteschwingenden, riesen-Arsch-Mädchen stecken und konnte normal laufen. Dafür schien aber die Anzahl von Pärchen, die es nicht schafften sich ein abgelegeneres privates Plätzchen zu suchen, stark zu steigen, da an jedem Türrahmen mindestens ein knutschendes oder andersweit beschäftigtes Paar stand. Oh Mann ich fühlte mich wie in einem Gruppenporno.

In der Hoffnung schnell wieder aus diesem von Stöhnen erfülltem Flur zu kommen schaute ich mich kurz um. Allerdings schien es nicht so als könnte ich gleich wieder von hier abhauen, denn einer der wenigen Türrahmen, die nicht als Knutschstütze benutzt wurden, wurde von jemand anderem belegt. Und zwar als eine ich-bin-zu-betunken-um-gerade-zu-stehen-Stütze.

Ich verdrehte schnaufend die Augen und stapfte auf ihn zu, um dann stirnrunzelnd neben ihm stehen zu bleiben.

Für einen kurzen Moment war ich mir nicht sicher, ob Dyan nicht eingeschlafen war, so wie er mit dem Kopf an die Tür angelehnt dastand. Vielleicht sollte ich ihn mal ganz vorsichtig anstupsen...? Plötzlich machte er eine ruckartige Bewegung mit seinem Arm, die  seine Fingerknöchel gegen das Holz knallen und mich erschrocken zurückstolpern ließ.

"Ciaraa, mach die Tür auf!", grummelte er und spätestens jetzt war ich mir sicher, dass er zumindest halb bei Bewusstsein war. Gott, die beiden sollten dringenst nach Hause und so wie ich mein Pech kannte, würde wohl mir die Ehre zukommen, dafür zu sorgen, dass sie dort auch unbeschadet ankamen.

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