Kapitel 32

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Nach einiger Zeit hatte ich mich wieder beruhigt, wenn auch eher aus dem Pflichtgefühl hinaus,  die anderen Gäste weiter zu bedienen.
Ich wischte mir die Tränchen aus den Augenwinkeln und stand wieder auf.

"Also, war wie immer sehr amüsant mit euch", sagte ich mit einem strahlenden Lächeln zu den Jungs.

Jeder von ihnen grinste ebenfalls, nur Piercing-Junge guckte grimmig.

"Das würst du bereuen, kleines Miststück", grummelte er und ich durchstrubelte ihm die Haare.

"Oooch Süßer. Nimm es doch nicht so ernst. Besser du lernst deine Lektion jetzt, als später, nicht war?"

Mit einem kräftigen Griff, den ich ihm nicht zu getraut hätte, packte er mein Handgelenk. Ich versuchte ein zischen zu unterdrücken, als er genau die schon leicht verblassten Blauenflecken quetschte.

"Hör zu du...", fing er mit dieser ich-bin-ein-Badboy-Stimme an, doch bevor er weiter kam drehte ich unsere Hände, bis ich ihn gepackt hielt.

Leicht angepisst und mit einem schmerzhaft pochenden Handgelenk unterbrach ich ihn und zischte in sein überraschtes Gesicht. "Nein, mein Lieber, du hörst zu. Versuch nie wieder mich zu bedrohen und mach Mädchen nicht so billig an! Selbst wenn du ein vorbildhafter Gentleman bist kannst du von Glück reden, wenn sich jemand dir erbamt."

Energisch drückte ich seine Hand weg und richtete mich gerade auf. Ein paar der Jungs kicherten wieder am Tisch und Piercing-Junge rieb sich über den Arm.

"Uhhh von einem Mädchen fertiggemacht, Joe", wurde Piercing-Junge von einem jüngeren Kerl aufgezogen.

Mit hochgezogener Augenbraue musterte ich ihn auffällig. "Ach, findest du es schlimm, wenn ein Mädchen nicht nur die Klappe hält und euch wie verlorene Entchen hinterher dackelt?"

Nervös wich er meinem Blick aus und druckste herum. "Ähm... ähm... j-ja? Ah! Ich meine nein... es-es ist gut wenn jeder seine Meinung vertritt und sich von niemanden unterdrücken lässt."

Zum Ende hin schien er sich wieder zu fassen und wagte schließlich einen Blick in meine Augen, doch sofort war der Fußboden wieder interessanter.

Mann, bist du mies. Arme,  kleine Jungs zu quälen.

Ach komm schon! Es macht so Spaß! Außerdem hat hier jeder andere außer ihm gecheckt, dass ich nur Spaß mache!

Meine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. "Ja da hast du recht. Also komme nicht auf den dummen Gedanken dir was von Dyan sagen zu lassen."

Mit einem Zwinkern zu Dyan, der mich kopfschüttelnd betrachtete, wendete ich mich ab und kam nun endlich wieder meiner Arbeit nach. Das mir jeder einen schrägen Blick zuwarf, störte mich eher weniger. Anscheinend hatte mein Selbstvertrauen nach dem Heulkrampf wieder zu mir gefunden.  Danke! Ich habe dich echt schon vermisst.

Erst eine geschlagene halbe Stunde später fiel mir ein, dass ich ja Amanda noch fragen musste, ob ich bald Brautjungfer sein würde.
Kurz vergewisserte ich mich, dass jeder Gast zufrieden war, dann eilte ich Amanda hinterher in die Küche und hielt sie am Arm fest. Erschrocken zuckte sie zusammen, entspannte sich aber, als sie sah, das es nur ich war.

"Mann Tessa, erschreck mich doch nicht so!"

Ungeduldig winkte ich ab. "Ja ja, jetzt erzähl! Bist du mit Henry zusammen?"

Der ärgerliche Ausdruck verschwand von ihrem Gesicht und es war fast, als wäre sie gar nicht mehr hier bei mir.

Sie seufzte glücklich. "Wir wollen am Samstagabend zusammen essen gehen! Und wenn wir merken, dass da ein Funke zwischen uns ist, dann wollen wir es versuchen."

behind the screenWhere stories live. Discover now