Kapitel 39

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Festgezurrt an den Beifahrersitz meines Autos versuchte ich Ciara mit meinen Blicken zu töten.  Sie nahm das aber anscheinend ziemlich locker, denn sie summte fröhlich die Melodie des Liedes mit, welches gerade aus dem Radio plärte und konzentrierte sich ganz auf die Straße.

Es dürfte eigentlich nicht mehr allzu lang dauern, bis wir ihr Haus erreicht hatten, und mal wieder versuchte ich den Knoten des Schales, der meine Hände zusammenfesselte zu lockern. Mann, wo hatte sie nur gelernt so gut Leute zu fesseln?!

Wie es dazu gekommen war, dass ich hier jetzt,  mit einem Tuch im Mund und die Hände hinterm Rücken zusammengebunden saß, war für jeden außer mich wahrscheinlich eine ziemlich witzige Geschichte.

Als mein Gehirn auch mal realisiert hatte, das ich zugestimmt hatte mit zu Ciara, und damit auch zu DYAN, zu fahren, hatte ich einen Fluchtversuch unternommen und ich bin mir zu 99,99% sicher mir wäre es auch gelungen, wenn ich meine Beine gescheit hätte heben können und dieser VERDAMMTE STEIN nicht im Weg gewesen  wäre!

Aber wie immer war das Glück nicht auf meiner Seite und ich stolperte über den einzigen verfickten Stein auf dem ganzen geteerten Parkplatz! Und während ich dann versuchte, auf dem Bauch und meinen VERBRÜHTEN OBERSCHENKELN wieder zu Luft zu kommen, nahm sich Ciara doch endlich Zeit ihre Tarnung abzunehmen und benutzte den Schal als Fessel.

Keine Ahnung was sie dann hatte, um mir auch noch das Tuch in den Mund zu stopfen. Ich mein, hallo? Ich habe doch nur den ganzen Parkplatz zusammengekrischen und die alte Frau auf der anderen Straßenseite sah auch nur so aus, als würde sie gleich einen Herzinfakt erleiden oder die Polizei rufen. Aber ich denke auf die Idee hatte sie erst der Penner gebracht, der ganz plötzlich aus einem Haufen Müll aufgetaucht war und Ciara angebrüllt hatte, sie solle mich ruhig stellen. Nachdem sie dann nach einige Sekunden aus Schock mit mir geschrien hatte, wurde mir etwas trockenes, raues in den Mund gesteckt und ich in Richtung Auto gezogen. Jetzt ehrlich?! Dieser Penner kam nicht auf die Idee dem Opfer zu helfen, sondern ermutigte die Entführer auch noch?! Wollten die mich alle verarschen?!

Wie gut aber das ich nicht Tessa Anderson wäre, wenn ich nicht versuchen würde es Ciara trotzdem so schwer wie möglich zu machen. Deswegen standen wir sicherlich noch eine geschlagene halbe Stunde an dem Auto, in der Ciara auf mich einredete einzusteigen, ich versuchte zu dem Müllhaufen zu rennen und diesem Penner eine reinzuhauen und mir  Ciara darauf wieder wild fluchend folgte.

Richtig witzig wurde es erst als einer der Kellner aus dem Café auch noch dazu kam und Ciara half mich wie ein Schwein vor sich her zu treiben. Immer wieder musste ich Armen ausweichen oder Harken schlagen und langsam fing ich an mich wirklich zu wundern, weshalb man jemandem half ein Mädchen zu entführen?! Das ist doch genau das Gegenteil von der Reaktion die man erwarten sollte! Aber ja, okay, spielen wir halt noch etwas Tessajagd. Mit meiner Kondition durch das Kickboxen könnte ich sicherlich noch länger hin und her rennen, nur waren meine Oberschenkel ein zunehmendes Problem. Mir einfach die Hosen von den Beinen zu reißen und in den nächsten kalten See zu springen wurde eine immer verlockendere Idee. Aber bevor der durchgeknallte Teil von mir die Oberhand gewann, wurde ich an der Taille hochgehoben und von dem lieben, kleinen, Entführer unterstützenden Vollidioten eines Kellners zum Auto getragen und dort sogleich mit dem Gurt festgeschnallt.

Ohne dieses verdammte Tuch im Mund hätte ich ihn aus einem kindischen Trotzanfall einfach in die Hand gebissen, egal ob es etwas gebracht hätte. So aber musste ich mich auf meine nichtvorhandenen Hexenkräfte verlassen und verwünschte ihn bis zu seinem 40. Lebensjahr mit scheußlicher Akne. Muhahahaha! Das kommt davon wenn man sich mit mir anlegt!

Vielleicht sollten wir doch ins Krankenhaus und dein Gehirn untersuchen lassen.

Pfff, ach was. Bei mir läuft da oben alles in Ordnung! Ich spreche nur manchmal mit einer nervenden Stimme in meinem Kopf und... oh warte! Du hast recht, das sollte man mal untersuchen lassen!

Hmm, vielleicht fuhr mich Ciara ja doch noch zu einem Arzt, obwohl... jetzt wo wir gerade bei ihr angekommen waren... Oh Fuck! Wir sind bei ihr angekommen!

Ein Schauder jagte mir über den Rücken, als wir die Kieseinfahrt hinauffuhren und sich die gigantische Villa vor uns erstreckte.

Obwohl aus den Lautsprechern gerade ein fröhliches Sommerlied dröhnte nahm in meinem Kopf ein Kerl im schwarzen Frack gerade platz vor einer Orgel und begann ein schaurig gruseliges Lied zu spielen.

Super,  jetzt fang ich an komplett durchzudrehen.

In das Tuch in meinem Mund hineinknurrend versuchte ich es erneut mit meinem Killerblick. Und tatsächlich bekam ich, nachdem Ciara vor dem Eingang geparkt hatte, eine Reaktion von ihr.

Leicht schüchtern strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaffte es kaum länger als ein paar Sekunden in meine Richtung zu schauen. Ha! Ja genau, fühle dich mies, dass du mich gefesselt hast!

Zwar war es nicht das Leichteste mit dem Stück Stoff im Mund zu lächeln, aber das fiese siegessichere Grinsen konnte ich mir auch nicht verkneifen.

"Guck nicht so böse! Du hast es dir selbst eingebrockt, dass ich dich fesseln musste! Wärst du einfach so mitgekommen wäre es auch nicht soweit gekommen."

Ich zog als stille Antwort nur eine Augenbraue nach oben und sah sie zweifelnd an.

Wieder nur einige schüchternde Blicke zu mir, bevor sie erneut versuchte sich selbst ein gutes Gewissen zu reden. "Außerdem ist es nur zu deinem Besten, immerhin..."

Sie hielt inne starrte mich kurz mit gerunzelter Stirn an, bevor sie die Arme vor der Brust verschränkte und ihre Augen aufblitzten. "Ach, weißt du was? Ich habe es nicht nötig mich rauszureden! Ich helfe dir damit, und basta! Und jetzt schwing deinen Arsch aus dem Auto und rein in das Haus! Hop hop, aber zackig!"

Total überrumpelt von ihrer plötzlichen Bestimmtheit folgte ich ihren Befehl und rannte schon fast rüber zum Eingang der Villa, in meinem Kopf schreiend wie ein kleines Kind: "bitte versohl mir nicht denn Hintern! Ich mach ja schon was du willst!"

Also mit dieser Widerstandskraft von Ciara konnte ich viel mehr anfangen, als mit dem kleinen verzweifelten Häufchen Elend. Mit meiner Theorie, dass sie einen harten Kern hatte, hatte ich wirklich genau ins Schwarze getroffen.

An der Tür wartete ich auf sie, da selbst wenn nicht abgeschlossen wäre, ich mit den verbundenen Händen den Türknauf nicht hätte umdrehen können.
Ciara kam mit hochgestrecktem Kinn auf mich zu, was mich zum Augenrollen brachte. Okay, ein bisschen weniger Selbstbewusstsein und es wäre noch besser. Aber hey! Man soll Menschen so akzeptieren wie sie sind und... naja ok, wenn mir jemand nicht gefällt schlag ich ihn meistens, also sollte ich soetwas lieber nicht denken.

Ciara schloss die Tür auf und lief einfach hinein, ohne auf mich zu warten. Das bedeutete ich musste irgendwie schnell hinter ihr hineinschlupfen bevor die Tür wieder ins Schloss fiel und... HIMMEL UND HÖLLE TUT  DAS WEH!

Die schwere Holztür mit dem Bein aufhaltend, stand ich ihm Türrahmen und fluchte was das Zeug hielt. Und das so laut, das man auch durch das Tuch das ein oder andere verstand.

"...Missgeburt!...verasch mich doch du... ich schwöre dir... bring dich um..."

Ciara wirbelte zu mir herum und verzog entschuldigend das Gesicht. "Ups...", mehr bekam ich von ihren Worten nicht mit, da sie von einem lauten Rumpeln übertönt wurden und der lauten Stimme von... wieso lebe ich überhaupt noch, wenn du mich doch so quälen willst, Schicksal?!

"Alles okay Ciara?"

Mit einem entnervten Seufzen schaute ich zur Treppe, wo er jeden Moment hinunter kommen musste.

Sry das ihr so lang warten musstet :) ich freue mich das inzwischen so viele meine Geschichte lesen ♥ vielen dank ♥♥

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