Bleiben oder gehen

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Wie vereinbart, hatten sich die Freunde im Morgengrauen eingefunden und saßen rings um den Küchentisch, den Lorena gerade abgeräumt hatte. Mit einem hungrigen Magen ließ sich schlecht Pläne schmieden, hatte sie sich gedacht und ein Frühmahl vorbereitet. Dankbar hatten sich die Freunde über die vollen Näpfe mit dem dampfenden Gerstenbrei hergemacht; nun waren sie satt und zufrieden und aufnahmebereit. Hinzu kam, dass Iwe mit Eilien noch nicht zurückgekehrt war - vielleicht wollten sie ihren Besuch bei Tjark sogar verlängern? - somit waren sie allein im Haus. Das passte gut. So blieb genügend Zeit, um alles in Ruhe zu besprechen.

„Ich habe sie schon eingeweiht", erklärte Janko.

Ove, Sjard und Roluf nickten ernst dazu.

„Das ist gut", erwiderte Lorena. „So verlieren wir keine Zeit." Sie holte tief Luft und setzte zu ihrer Rede an - doch plötzlich fehlten ihr die Worte, die sie sich so sorgfältig zurechtgelegt hatte. Wenn ihr es nicht gelang, sich verständlich zu machen, würde es ohne die Hilfe ihrer Freunde schwierig werden. Während sie nach einem passenden Anfangssatz suchte, ließ Ove einen lauten Rülpser hören und handelte sich dafür ein Zischen von allen Seiten ein. Da musste sie spontan kichern - und plötzlich war ihre Verlegenheit wie weggeblasen.

Sie schenkte jedem einzelnen von ihnen ein strahlendes Lächeln und begann. „Zuerst einmal ... ich will euch nicht beschwatzen, sondern möchte eure ehrliche Meinung wissen, und dann brauche ich euren Rat ..."

„Deshalb sind wir gekommen", sagte Roluf aufmunternd. „Nur zu, Lyka, was genau liegt dir auf der Seele?"

„Danke ... äh, also ... es geht darum, dass ich so gerne meine Familie wiederfinden möchte - es macht mich verrückt, wenn ich mir vorstelle, dass sie vielleicht nicht weit entfernt von mir lebt!"

Daraufhin bekam sie ein zustimmendes Murmeln zur Antwort; einzig Janko schwieg. Aber das war ja nichts Neues.

„Wie willst du das anstellen?", erkundigte sich Roluf.

Sie nahm den Schmuck, den sie heute Morgen angelegt hatte, ab und hielt den Anhänger in die Höhe. „Mit dieser Kette um den Hals hatte Hauke mich damals gefunden."

„Ah!" - und „Oh!", gaben die Freunde von sich und neigten sich interessiert vor, um den Rubin eingehender zu betrachteten.

„Dieser Schmuck ist die einzige Spur zu meiner Herkunft! Und kurz bevor Hauke starb, hatte er mich noch gedrängt, dass ich nach meiner Familie suchen soll", sagte sie mit Nachdruck.

Sjard lehnte sich zurück und breitete die Arme aus. „Und wie willst du sie finden auf der großen weiten Welt?"

„Einen solch wertvollen Stein besitzt nicht jeder. Vielleicht erkennt jemand den Anhänger und kann mir mehr darüber sagen."

„Klingt logisch", gab Sjard zu.

„Euer Schiff legt doch an verschiedenen Häfen an, ja? Und man kann an Land?"

„Das nennt man Landgang, ja. Viele Matrosen nutzen ihn, um sich ein Mädchen zu suchen, zu feiern und zu trinken ... das ist mal eine nette Abwechslung", erklärte Roluf augenzwinkernd.

„Gut. Einen solchen Landgang könnte ich nutzen zum herumfragen."

Sjard hob skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Das mach' bloß nicht allein! Du kriegst einen übergebraten oder noch Schlimmeres, und der Rubin ist im Nu geklaut!"

„Ups", entfuhr es ihr. Soweit hatte sie ja noch gar nicht gedacht! Dabei war es so naheliegend. Sie gab ihm sofort recht und fragte weiter: „Und wenn ich mich einfach nur umhöre, ob mir jemand etwas über einen Schiffbruch vor der Insel Strand vor ungefähr vierzehn Jahren sagen könnte? Und aus welchem Hafen das Schiff ausgelaufen war? Nebenbei kann ich ja den Rubin immer noch erwähnen, wenn das notwendig wird."

🌊Der Stern des Meeres🌊*WattyWinner 2019*Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang