Kapitel 41

2.9K 189 9
                                    

Belle

Im Kopf lief ich das Gespräch mit Shane ab, versuchte herauszufinden ob etwas zwischen uns gesagt wurde, das auf so eine Vermutung hinweisen würde, aber nicht viel war mir im Gedächtnis geblieben. Nur kleine Wortfetzen. Mehr nicht.

Angst und Panik wollten mir die Luft zuschnüren, mich unterkriegen, mich um mein Leben rennen lassen, aber ein winziger Funken Hoffnung hielt mich noch an Ort und Stelle, ließ mich die aufsteigenden Tränen zurückdrängen und meine Angst runterschlucken.

Das Gespräch sagte gar nichts. Nur dass ich eine höhere Stellung als Shane hatte. Eine höhere Stellung als Mia. Mehr nicht.

Selbstsicher, so gut wie möglich, straffte ich die Schultern, schluckte den Kloß im Hals runter und gesellte mich wieder zu den Anderen, die sich auf dem Boden niedergelassen hatten. Jack war gerade dabei Shane fest an ein Baum zu fesseln damit auch er sich für heute Nacht ein wenig Ruhe holen konnte.

Wir gingen ein wenig auf Abstand von Shane, ehe er mir die vielversprechende Handschelle entgegenhielt. Das winzige Vertrauen, das er noch für mich übrig hatte, war nun endgültig verschwunden und ich durfte die Nacht nicht frei verbringen. Schweigend reichte ich ihm meine Hand, widerstrebte nicht als er das kühle Metall um mein empfindliches Handgelenk legte und unterdrückte ein Zischen indem ich meine Lippen fest aufeinander drückte. Ich durfte mich heute Nacht einfach nicht mehr bewegen oder an dem Ding zerren, dann sollte es meine Haut nicht noch weiter reizen.

Jack hielt inne, schien mit sich selbst zu ringen als er meine Hand unter strengem Blick betrachtete. Ich atmete tief durch. Dachte er darüber nach ob er mich nicht lieber auch an ein Baum festbinden sollte damit nicht erneut diese erzwungene Nähe zueinander entstand? Wenn ich ganz ehrlich war, diese Option wäre selbst mir im Moment lieber.

Es war mir egal, ob er nun dachte ich hätte eine höhere Stellung als ein roter Sicherheitsmann oder ob er wusste, dass ich die Tochter seines Feindes war. Er fragte auch nicht danach. Also war es mir egal.

Er ließ von mir ab, die Handschelle fiel in den dichten Gras, auf dem wir saßen. Schließlich fuhr er sich schwer seufzend über das Gesicht. Kurz bestaunte ich wie sich die Dunkelheit wie eine Decke über den Wald ausbreitete. Heute gab es keine Sterne zu bewundern, nur den wolkenreichen Himmel, der uns nicht einmal einen kurzen Blick auf den Mond erhaschen ließ. Es wurde von Sekunde zu Sekunde immer dunkler...

Unwillkürlich schreckte ich in mich zusammen als mich etwas Kühles auf der Haut traf. Jack packte meine Hand fester, die ich in dem Schreck zurückziehen wollte. »Halt einfach still.«, murmelte er schlecht gelaunt und konzentrierte sich wieder darauf mir eine weiße Creme auf das Handgelenk zu schmieren. Ich blinzelte, um zu erkennen was es war. Es war eine Salbe. Und sie brannte wie Feuer auf meiner geröteten Haut.

»Was- Woher hast du die auf einmal her?«

Keine Antwort.

Natürlich nicht. Er sprach ja nicht mit mir. Aber warum dann kümmerte es ihn überhaupt ob das Metall meine Haut weiter reizte?

»Du solltest auch da von« Jetzt reichte er mir eine andere Schachtel, die einem Arzneimittel sehr ähnelte - womöglich sogar eine war. »etwas auf deine Beine auftragen und die Verbände wechseln.« Er reichte mir die besagten Sachen, die er geheimnisvoll aus seinem Rucksack gefischt hatte.

Verblüfft starrte ich das Zeug in meiner Hand an. Woher kam das ganze Zeug auf einmal her?

»Ich war heute Morgen unterwegs, um wichtige Besorgungen für unseren Ausflug zu machen.«, antwortete er auf meine unausgesprochene Frage. Mehr sagte er nicht dazu.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now