Kapitel 69

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Belle

Sein Schrei, voller Schmerz und Leid, schallte in den vier Wänden wider. Und als er sich neben mich sacken ließ, atmete ich auf. Ich saugte so viel Luft auf einmal ein, dass es in einem Hustenanfall endete und mir schwindelig wurde. Meine Hände wanderten zu meinem nun entblößten Hals, wo vor kurzem noch seine zugedrückt hatten. Endlich Sauerstoff!

Dennoch durfte ich mir nicht zu viel Zeit lassen, um mich zu erholen, denn sein Brüllen musste auch bis nach oben gehört worden sein. Ich musste mich also beeilen.

So schnell ich in diesem Zustand nur konnte, rappelte ich mich mühsam auf und eilte zur Kammer. Ich riss die Tür auf und sah mich in der Dunkelheit um. Und da war es. In dieser roten Schachtel befand sich das, worauf alle hier so scharf waren. Mein rotes Armband. Ohne weiter zu überlegen, stürmte ich darauf zu und riss es an mich. Meine Finger zitterten als ich die Box an meine Brust drückte. Ich musste hier raus. Mit schwachen Knien kehrte ich zurück zu Jason, der noch am Boden lag und sich auf die Augen drückte. Er hatte aufgehört zu schreien und versuchte stattdessen sich aufzustemmen.

Aber zu spät für ihn, denn ich hatte bereits seine Waffe in der Hand und richtete diese auf ihn. »Steh auf.«, befiehl ich mit kratziger Stimme.

Jason hielt in seiner Bewegung inne. Vom Treppenabsatz ertönten plötzlich Schritte. Verdammt. Ich packte Jason von hinten am Kragen und zog ihn zu mir. Den Lauf der Pistole an seinen Schädel gedrückt blickte ich nun in die Augen seines Neffen. Shane.

Dieser stand ebenfalls bewaffnet oben und schien seinen Augen kaum zu glauben. Sein Blick sprang zwischen seinem Onkel und mir hin und her und blieb schließlich an meiner Waffe hängen. Auch er richtete seine nun auf mich. Seine Kleidung war von Blut befleckt. Das erklärt wieso er nicht viel früher aufgekreuzt war. Oben lief ein ganz anderes Szenario ab. Ich hoffte nur, dass es Matt und Sierra gut ging. Hoffentlich hatte Matt sich meine Worte zu Herzen genommen und war bei der ersten Möglichkeit von hier verschwunden...

Meine Atmung ging flacher. Ich versteckte mich hinter Jason. »Leg die Waffe weg oder ich werde schießen.«, drohte ich.

Shane grunzte. »Wir wissen doch, dass du es nicht-«

Ich drückte ab. Es gab einen kleinen Rückstoß, aber ich konnte mich schnell wieder fassen. Jason hingegen stöhnte ein weiteres Mal voller Schmerz auf und hielt sich den Arm, das nun ununterbrochen blutete. Er war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. Das merkte ich an seinem Schwanken. Ich packte ihn fester.

»Ich werde alles tun, um hier rauszukommen.«, versicherte ich dem Roten. »Alles.«

Shane schluckte schwer und lockerte seinen Griff um die Waffe. »Wenn du ihn umbringst, hast du keine Möglichkeit lebend hier rauszukommen.«

»Und wenn schon!«, knurrte ich ungeduldig. Meine Nerven waren am Ende. Ich war am Ende. Ich sah nur noch schwarz. Was hatte ich noch zu verlieren? Für was tat ich das alles? Für wen?! »Dann sterben wir eben alle zusammen, hier und jetzt! Mir ist das auch Recht.«

Langsam nahm Shane einen Schritt Treppen abwärts, ich presste den Lauf der Pistole wieder an Jasons Schädel und war bereit den Abzug zu drücken. Dieser Mann hatte meine Mutter getötet. Ebenso mit einer Kugel in den Kopf. Im Moment empfand ich keinerlei Mitgefühl für diesen elenden Verräter. Ganz genau. Ich wollte, dass er stirbt. Hier und jetzt. Mein Finger zuckte.

»Stopp!«, rief plötzlich eine schrille Stimme, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war.

Mein Blick verschwamm. Diese Stimme... Meine Händen fingen an zu zittern als ich meine Augen auf Shelly richtete, die hinter Shane am Treppenabsatz stand und mit weit aufgerissenen Augen auf ihren verletzten Vater starrte. Ihre Augen mit Tränen gefüllt.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now