Kapitel 12

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Belle

Dieser Jack brachte mich in ein anderes Zimmer, welches etwas größer war, aber dennoch nicht groß genug für all die Menschen, die sich darin aufhielten. In der Mitte des Raums befand sich ein großer länglicher Holztisch, der schon mehr als abgenutzt und kaputt war. An diesem Tisch hatten sich geschätzt zwanzig Leute niedergelassen gehabt. Doch nur einer erweckte mein Interesse. Der alte Mann am Ende dieses Tischs. Er starrte mich erwartungsvoll an. Sofort ordnete ich ihm den Namen Bill zu. Das musste er sein. Seine Aura, trotz seines hohen Alters, strahlte Macht und Dunkelheit aus. Ich schluckte. Noch immer war die Angst, erkannt zu werden viel zu hoch.

»Setz dich.« Die Stimme des höchsten Anführers war sehr kühl und für einen Farblosen sehr neutral. Keinerlei Anflug von Hass im Tonfall. Dennoch verpasste es mir einen ungeheuren Schauer über den Rücken.

Ich suchte den Raum nach Mia ab und fand sie auf der rechten Seite des Tischs zwischen zwei Farblosen. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Hatte sie sich an unsere Abmachung gehalten? Oder hatte sie geplaudert? Mir schlug das Herz bis zum Hals bei dem Gedanken. Ich sah zu Jack, der neben mir stand und auf mich wartete. Er nickte mit dem Kopf auf den Stuhl zwischen zwei Farblosen auf der linken Seite. Gegenüber von Mia.

Tief durchatmend nahm ich Platz und starrte die Tischplatte an. Ich wartete darauf, dass jemand anfing zu sprechen. Bis dahin hielt ich den Blick gesenkt. Vielleicht hatten sie dann Mitleid mit mir und die Konsequenzen für vorhin fielen aus? Obwohl... Wen versuchte ich zu täuschen? Mich oder Farblose? Mitleid war doch ein Fremdwort für sie. Verdammt! Langsam gingen mir die Ideen aus. Ich spielte jede Karte aus und ein Ass im Ärmel hatte ich auch nicht. Vielleicht hätte ich Jack sagen sollen, dass ich es bereute, auch wenn es gelogen wäre.

»Wie heißt du?« Die erste Frage...

Ich blickte auf. »Belle« Verdammt. »-a. Bella.«

Einige runzelten die Stirn, aber sagten nichts darauf, sondern schrieben es auf. Verwirrt versuchte ich einen Blick auf das Papier zu erhaschen, jedoch erfolglos. Der Farblose neben mir reichte den Zettel weiter damit jemand Anderes für ihn weiter schrieb als er meinen Versuch zu spicken entdeckte. Unschuldig rieb ich mir den Arm und vermied den Blickkontakt.

»Nachname?« Die zweite Frage...

Mir kam der Name, den mir mein Trainer in den Kopf gepflanzt hatte, in den Sinn: »Jones.« Ich hätte niemals gedacht, dass ich den in einem echten Verhör verwenden müsste. Dafür standen die Chancen schlecht, aber hier war ich nun. Im berüchtigten schwarzen Viertel.

»Alter?« Die dritte Frage...

»Ähm« Ich zögerte, aber entschloss mich für die Wahrheit. »Achtzehn.«

Bill nickte. »Farbe vor Violett?« Jetzt fingen die richtigen Fragen an...

Die Farbe Violett war tatsächlich etwas Besonderes. Aus den fünf Hauptfarben wurden die besten und vertrauenswürdigsten Arbeiter im Bereich der Hauswirtschaft und Sicherheitsmanagement ausgesucht, getestet und auf Probe gestellt bevor sie im roten Palast als Violette arbeiten durften. Auch dort stand man noch lange unter Beobachtung. 

Bevor ich darauf antwortete, versuchte ich mir die trainierten Antworten ins Gedächtnis zu rufen.

»Grün.« Diese Farbe gehörte zu den eher harmlosen Farben. Sie hatten nicht viel im Rat zu sagen und auch das Volk verhielt sich stets unauffällig.

Erneutes Nicken und Notieren.

»Seit wann arbeitest du für die Roten?« Eine wichtige Frage...

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now