Kapitel 80

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Belle

Nervös spielte ich mit dem Saum meines Kleides. Es war jetzt soweit, ich streckte die Beine durch. Die Wunde an meiner Wade fing erneut an zu pochen und ein Schütteln überkam mich. Mein Vater spürte, dass etwas nicht stimmte und tastete nach meiner Hand und drückte sie ganz fest als er sie fand. Der gelbe Anführer saß auf meiner anderen Seite und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Und dann kamen sie herein. Ich streckte den Rücken durch und zwang mich aufzustehen obwohl meine Knie zitterten und mir plötzlich eiskalt wurde.

Erst betrat ein Mann von großer Statur und dunkelblondem Haar, dem ich schon einmal in unserem Palast begegnet war, den Besprechungsraum der Farblosen. Es war der grüne Anführer, der mich als eine Bedienstete meines Vaters kennengelernt hatte. Heute trug er einen hellgrauen Anzug, der perfekt zu seinem seriösen Auftritt passte. Auch er schien sich an unser erstes Treffen zu erinnern. Allerdings verschwand der kleine Funken von Überraschung auch so schnell wie er gekommen war und er nickte zur Begrüßung emotionslos in die Runde. Mir hatte er keine weitere Aufmerksamkeit mehr geschenkt und nahm wortlos auf einem der für die Anführer reservierten Stühlen Platz.

Musste ich auch lernen, meine Gefühle stets zu kontrollieren und niemals einen Funken Emotion zu zeigen, wenn ich erst einmal Anführerin wurde?

Gleich darauf betrat eine anmutige Frau mit schulterlangen schwarzen Haaren den Raum und verzog die roten Lippen zu einem schmalen gefährlichen Lächeln sobald sie mich neben meinem Vater entdeckte. »Süß«, kommentierte sie lediglich und wandte dann desinteressiert den Blick ab, um sich von einem ihrer Begleiter den Stuhl zurückschieben zu lassen. Sie strich sich das schwarze knielange Kleid glatt ehe sie sich hinsetzte.

Augenblicklich spannte sich mein Vater neben mir an. Und anfangs verstand ich den Grund dafür nicht, aber an den Reaktionen der Anderen erkannte ich, dass diese Dame nicht eingeladen worden war.

Ich hatte noch kein Wort gesagt und wurde bereits von ihr herabgesetzt. Süß. Das war eine Beleidigung, denn sie nahm mich nicht ernst. Wütend blinzelte ich und setzte dennoch ein Lächeln auf. »Willkommen.«, begrüßte ich die beiden, neu zu uns gestoßenen Anführer. Der grüne Anführer und die braune Anführerin, wie ich feststellte. Mein Vater hatte mir bereits zu verstehen gegeben, dass ich mich vor allem vor Gloria Rodth, der braunen Anführerin, in Acht nehmen sollte. Sie sei hinterlistig und versuchte stets ihr Gegenüber kleinzukriegen. Es lag wohl in ihrer Natur. Nicht umsonst war sie verantwortlich für die gesamte Streitkraft dieses Landes. Und allein die Tatsache, dass sie sich hier blicken ließ, sagte mehr über sie aus als Wörter es jemals könnten.

»Ich hoffe mein Erscheinen stört euch nicht.«, verzog Gloria das Gesicht zu einer heimtückischen Grimasse. »Watson hielt es für angebracht, mich über dieses kleine Treffen in Kenntnis zu setzen.«

Mein Blick wanderte zu dem grünen Anführer, der nun das Wort ergriff. »Ich nehme an, das heutige Treffen soll über die Zukunft unseres Landes entscheiden. Daher hielt ich es nur für angebracht sie ebenso darüber zu informieren.«

Ich verkniff mir ein Augenrollen. »Erstmals möchte ich euch für euer Kommen danken. Wie bereits angesprochen wurde, geht es um die Zukunft unseres Landes.«

»Ich unterbreche nur ungerne, aber wer sind Sie?«, unterbrach mich der grüne Anführer und legte den Kopf schief. Er musste zumindest eine Vermutung davon haben wer ich war. Provokant lehnte er sich mit verschränkten Händen auf dem Tisch vor und starrte mich aus blassen Augen an.

»Ich bin Belle Night.«

Gloria, die mir fast gegenüber saß, hob lediglich eine Augenbraue und schenkte mir nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Ach, ist das so?«

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now