Kapitel 61

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Belle

Der Wagen kam vor dem großen, roten Gebäude zum Stehen. Wie wollte Jason eigentlich meinen Zustand erklären? Was wollte er den Menschen erzählen? Er hatte sicherlich schon alles durchdacht, denn anders konnte ich mir seine entspannte Haltung nicht erklären als er ausstieg und draußen im Regen auf mich wartete. Es donnerte laut und ein Blitz hellte daraufhin die Straße für zwei Sekunden auf. Zwei Sekunden, in denen ich einen Blick in Jasons wahnsinnige Augen erhaschen konnte. Nachdem man hinter mir die Tür zugeschlagen hatte, fuhr das Auto auch schon weg. Verwundert starrte ich dem wegfahrenden Auto hinterher. Wollte Jason wirklich nur mit fünf seiner Leute in das rote Hauptquartier eindringen?

»Willkommen, Mister McGuard.«, öffneten zwei rote Beamte die großen Türen in die riesige Empfangshalle.

Jason hatte ihnen nur zugenickt. Fragte sich denn keiner, warum er ein blutüberströmtes Mädchen bei sich hatte?

»Mister McGuard! Guten Abend, was führt Sie denn so spät hier her?«, begrüßte ihn die Mitarbeiterin am Empfang, wobei ihr Lächeln ins Schwanken geriet als sie mich hinter Jason entdeckte.

»Ein eiliger Auftrag vom Mister William Night höchstpersönlich.« Wir blieben vor dem Empfangstresen stehen. Gespannt hörte ich Jasons Geschichte zu. »Diese junge Dame muss von meinen Leuten hier untergebracht werden. Morgen findet ihr Gerichtsverfahren statt, aber bis dahin darf niemand von ihr erfahren. Ich würde Ihnen gerne mehr dazu sagen, aber alles wird von Mister Night streng geheim behandelt.«

Die Dame blinzelte überfordert. »Unsere Leute können ab hier übernehmen.« Sie griff bereits nach ihrem Telefon, da hielt Jasons Stimme sie davon ab: »Keiner darf das erfahren. Auch keine roten Sicherheitsangestellte.«

»Ich- Ich verstehe nicht, Sir. So lautet die Prozedur. Sie müssen die Gefangene an unser Personal übergeben. Anders kann ich Sie hier nicht durchlassen.«

Sichtlich zufrieden mit der Lage, verschränkte ich meine Arme vor der Brust und unterdrückte ein Grinsen. Das war's für dich, Jason.

Doch er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und deutete der Dame, näher zu kommen damit er ihr was zu flüstern konnte. Zögerlich wagte sie sich an Jason, der ihr schließlich überraschend lange etwas erklärte. Ich konnte nichts hören, aber die Blicke, die mir die Frau zuwarf, bestätigten meine Vermutung. Er hatte sie mit weiteren Lügen umgestimmt. Am Ende erschien sie ziemlich verstört und starrte mich entsetzt an.

»Sie verstehen doch?«

Geistesabwesend und mit kreidebleicher Haut, nickte sie. »N-Natürlich, Sir, bitte folgen Sie mir.«

Sie schritt voraus und wir folgten ihr. Auf ihr Befehl hin, traten alle rote Bediensteten zur Seite und machten uns den Weg zu den Aufzügen ganz hinten Platz. Jason bedankte sich herzlich bei ihr ehe sie wortlos zurückkehrte.

»Was hast du zu ihr gesagt?«, konnte ich meine Neugier nicht im Zaum halten. Wieso hatte sie mich so angestarrt?

Jasons Mund schmückte ein breites Grinsen. »Dass du William Night attackiert hast und er deswegen im Krankenhaus liegt. Sie wollte mir nicht glauben, da die Information über seinen kleinen „Herzinfakt" längst hier angekommen ist, aber ich versicherte ihr, dass das nur zur Deckung der eigentlichen Tat gesagt wurde. Keiner dürfte erfahren, dass der große William Night verwundbar ist, also wird die kleine Verbrecherin strengst geheim von dem engsten Vertrauten des roten Anführers begleitet. Und weil du violett bist, könnten wir Williams Personal nicht ohne einer gründlichen Untersuchung vertrauen.«

Nicht zu fassen. Ich wusste nicht, was mich mehr überraschte: dass er dachte, diese Lüge sei glaubhaft oder dass das wirklich jemand geglaubt hatte. Diese Welt war von viel zu vielen dummen Menschen besudelt und ich steckte mittendrin.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now