Kapitel 25

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Belle

Jemand zerrte ungeduldig an meinem Handgelenk, weswegen ich genervt die Augen aufschlug. »Kannst du das mal sein lassen?«, fauchte ich Jack an, der aufgestanden war, aber nicht ganz aufrecht stehen konnte, da unsere Hände immer noch zusammen hingen.

Ich sparte mir ein amüsiertes Grinsen, daran war er selbst schuld. Aber als ich seinem gereizten Blick entgegnete, tat ich ihm den Gefallen, schob die Decke weg, die plötzlich auf mir lag, und sprang ebenfalls auf die Beine. Ich gähnte einmal ausgiebig. Es war noch dunkel, die Sonne ging erst frisch auf und tauchte den Wald in warme Farbtöne ein. Wie lange hatten wir geschlafen? Paar Stunden? Es war auf jeden Fall nicht genug.

»Dir auch einen guten Morgen«, lächelte ich ihn übertrieben zuckersüß an und hielt ihm meine gefesselte Hand hin und ließ die Mundwinkel ruckartig sinken. »Jetzt mach das endlich ab!«

Geduldig atmete Jack aus. »Ich finde den Schlüssel nicht.«

Erst jetzt bemerkte ich die beiden Rucksäcke, deren Inhalt auf dem Boden verstreut lag. Wie lange war er schon wach und wieso konnte er den Schlüssel nicht finden?!

»Ist das ein Scherz?!«

»Sehe ich so aus als wäre ich in Stimmung für Scherze?!«, fauchte er.

Ungläubig starrte ich ihn an. Gott, warum musste das alles mir immer passieren? Ich kniete mich hin und wühlte in dem ganzen Zeug rum, schnappte mir anschließend beide Taschen und durchsuchte wirklich jeden Winkel ab. Jack setzte sich neben mich und ließ mich gewähren. Er zog nicht an den Handschellen, sondern ließ seine Hand mitgehen. Frustriert ließ ich ab und fuhr mir durch die Haare, die wild in alle Richtungen abstanden und zog mir Grashalme und Blätter raus.

»Was jetzt?«, fragte ich während ich mir müde die Augen rieb und den Rücken durchbog. Wäre ich nicht so unglaublich ausgelaugt gewesen, hätte ich niemals unter solchen Umständen schlafen können.

Jack war für seine Verhältnisse sehr ruhig heute. Schließlich atmete er tief durch. »In der Nähe des blauen Viertels haben wir Vorräte an Waffen, unter anderem auch eine Metallsäge.«

Das durfte doch wohl nicht wahr sein! War ich bis dahin an einen Farblosen gebunden?!

Ich stöhnte auf und fuhr mir mit der rechten Hand durch die zerzausten Haare. »Dann sollten wir schneller vorangehen.«

Jack lachte verächtlich auf. »Da wären wir uns zum ersten Mal einig.«

Gemeinsam packten wir alles wieder in ihre ursprünglichen Plätze und schulterten die Rucksäcke jeweils nur auf einer Schulter und machten uns, fast Hand in Hand, auf den Weg. Es legte sich dabei ein unangenehmes Schweigen zwischen uns und ich wusste, dass es an der erzwungenen Nähe zueinander lag.

In meinem Kopf spielte sich gefühlt jedes Szenario ab und meine Augen suchten immer nach Fluchtwegen. Aber diese waren zwecklos solange ich an ihn gebunden war. Wie sollte ich mich wehren, wenn er sich plötzlich dazu entschied mir weh zu tun? Wenn er mir zu nah kam? Oder er das Werkzeug nicht fand und stattdessen meine Hand abhackte? Okay, beim letzten Gedanken musste ich schmunzeln. Allein die Vorstellung war so surreal, dass es schon komisch war. Sowas würde Jack nicht tun.

Vorsichtig schielte ich zu ihm. Nein, das würde er nicht. Oder? Ich krauste die Stirn als ich ihn noch genauer betrachtete. Chaotische braune Haare, dunkle Augen, harte Gesichtszüge und wütend funkelnde Augen, die auf ... mich gerichtet waren. »Hör auf mich anzustarren«, brummte er schlecht gelaunt.

Sofort wand ich den Blick ab und schluckte. Vielleicht ja auch doch.

»Tut mir leid«, murmelte ich und ging noch ein paar Zentimeter auf Abstand.


Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now