Kapitel 78

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Belle

Mein Schädel brummte als ich blinzelnd zu mir kam. Ich setzte mich auf und hörte plötzlich eine vertraute Stimme. »Gut. Du bist wach.« Jack stellte mir ein Tablett auf den Schoß.

Meine Augen wurden rund als es mir dämmerte. Ich lag in Jacks Hütte. In seinem Bett. Ich hatte hier schon einmal geschlafen. Vor langer Zeit als ich mich hier noch als Gefangene aufhielt.

»W-Was mache ich hier?« Meine Finger verkrampften sich in der Decke und mein Blick wanderte an mir runter. Puh.

»Erleichtert?«, schob Jack eine Augenbraue in die Höhe.

Verlegen schoss mir die Röte in die Wangen. »Das- Ich-«

»Du solltest etwas essen. In vier Stunden müssen wir aufbrechen.«

»Wie bin ich hier her?« Gestern lernte ich meinen Großvater kennen, der mir Andrew als Leibwächter zuteilte und dann...?

»Du hast das Bewusstsein verloren.«, erklärte mir Jack.

»War nicht Andrew bei mir?«

Als ich seinen Namen erwähnte, spannte sich Jack an. »Ja. Dein neuer Leibwächter ging mir ziemlich auf den Sack.«

»Weiß er, dass ich hier bin?«

»Ja« Seine Antworten fielen knapp aus.

Die Stimmung war angespannt. In einer Nacht war so viel passiert. Ich hatte ihm meinen Hass ins Gesicht geschleudert. Hatte ihm zu verstehen gegeben, dass ich nichts für ihn empfand und ich seinem Volk aus freier Entscheidung helfen würde. Und dennoch habe ich zwei Stunden darauf meine teure Halskette und ein Skizzenbuch auf meinem Bett vorgefunden. Mit einer Notiz von ihm.

Ich senkte den Blick auf das Essen, das er mir gebracht hatte. Jack stand wortlos auf und verschwand in seinem Badezimmer. Eine Minute später hörte ich das Wasser laufen. Nicht sicher wie ich auf sein Verhalten reagieren sollte, nahm ich das belegte Brot zur Hand. Mir stieg der Geruch von Kaffee in die Nase. Meine Fingerspitzen tasteten nach der Tasse. Sie war warm. War das nicht sehr wertvoll in dieser Gegend? Ich schürzte die Lippen und nahm einen Schluck davon.

Von draußen vernahm ich das Zwitschern der Vögel wahr obwohl die Sonne sich noch gar nicht gezeigt hatte. Während ich auch den Rest auf dem Tablett verschlang lehnte ich mich zurück und dachte über den gestrigen Tag nach. Es hatte so schön angefangen gehabt. Ich hatte erfahren, dass Jack lebte. Das hatte mir gereicht gehabt all meine Sorgen schwinden zu lassen. Der gemeinsame Morgen, wo er mir seine Gefühle – nein, seine vermeintlichen Gefühle – gestanden hatte und seine Berührung... Doch nur ein wenig später und sein Freund verpasste mir einen Tritt aus Jacks wahren Absichten in die Magengrube.

Als ich versuchte auf Zehenspitzen das Tablett auf den Tisch zu stellen ohne ein einziges Geräusch zu erzeugen, kamen mir noch zwei weitere Personen in den Sinn. Mein Vater, der sterbenskrank war. Und mein Großvater, den ich erst jetzt kennengelernt hatte. Ich sollte mich bei ihnen blicken lassen.

»Willst du schon abhauen?«

Erschrocken schnappte ich nach Luft als Jack so plötzlich hinter mir auftauchte. Ich ließ die Hand von der Türklinke sinken und drehte mich um. Der Farblose stand lässig im Türrahmen angelehnt und verschränkte die Arme vor der Brust. Wasser tropfte von seinen nassen Haaren auf den hölzernen Boden und das graue Shirt, das er nun trug, schmiegte sich an seine straffe Haut. Ich schluckte und versuchte meinen Blick von ihm zu reißen. »Hm?«

Jack gluckste leise und stieß sich von dem Rahmen ab. »Ich habe gefragt ob du schon abhauen willst.«

Mein Mund war plötzlich staubtrocken und ich hatte Schwierigkeiten einen Satz vor mich hin zu stammeln. »I-Ich- mein V-Vater- Er«

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt