Kapitel 59

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Belle

Ich erstarrte zu einer Salzsäule. Jede noch so kleine Bewegung könnte von dem Eindringling als Angriff gedeutet werden und das könnte mein Ende bedeuten.

»Hände schön oben halten, wo ich sie sehen kann.«

Ich nickte und bemühte mich, meine Arme nicht hängen zu lassen. Noch hatte ich mich nicht getraut meinen Kopf ein wenig nach links zu bewegen, um dem Täter ins Gesicht zu sehen. Seine Stimme war mir nicht vertraut, aber besonders bedrohlich klang sie nun auch wieder nicht. »Wer bist du?«, wagte ich daher zu fragen.

Es war mir selbst eine Überraschung, wie unbesorgt mein Ton beim Reden klang.

»Das ist unwichtig. Folge einfach meinen Anweisungen und dir wird nichts passieren.«

Erneutes Nicken meinerseits. Ich befeuchtete meine trockenen Lippen und schluckte. Konnte es ein Farbloser sein? Wenn ja, wie hatte er es hier rein geschafft?

»Wir haben hier ein Problem, schickt Verstärkung.« Er sprach eindeutig in ein Headset oder etwas in der Art.

Dass er nur meinetwegen nach Verstärkung rief, bedeutete, dass er wohl neu in diesem Gebiet war und nichts zu bestimmen hatte. Gut möglich, dass man ihn deswegen vor meiner Tür gepflanzt hatte. So eine leichte Aufgabe sollte auch ein Anfänger hinkriegen.

Nicht lange und ich hörte Schritte von dem Treppengeländer. Ein älterer Mann Mitte 40 erschien und seufzte sobald er mich mit den Händen über dem Kopf und einer Waffe an meinem Schädel entdeckte.

»Wie kommt es dazu?« Seine genervte Stimme sorgte für Aufruhr in meinem Magen. Vor ihm hatte man sich zu fürchten und das tat ich auch. Die Narbe unter seinem Augen, verlieh seinem Aussehen einen bedrohlichen Unterton. Er fuhr sich durch die schulterlangen schwarzen Haare und pfiff den Anfänger neben mir zu sich.

Als dieser endlich die Waffe senkte und sich von mir entfernte, konnte ich einen Blick auf diesen erhaschen. Und fast hätte ich aufgelacht als mir klar wurde, dass ich von einem dürren Jugendlichen bedroht wurde. Das war doch wohl ein Witz.

Ich versuchte einen Blick auf ihre Armbänder zu erhaschen, aber diese waren gekonnt mit Tüchern abgedeckt. Verdammt. So wusste ich nicht einmal, mit wem ich es hier zu tun hatte.

Wo zur Hölle waren Shane und Keith? Wo waren alle anderen Sicherheitsmänner? Wie konnten sie solche Leute so weit eindringen lassen, dass sie mich in meinem eigenen Zuhause bedrohen konnten?! Wütend presste ich die Lippen aufeinander. Das hier war anders als jener Tag im Markt.

»Er soll entscheiden, was mit ihr geschieht. Vielleicht kann sie von Nutzen sein.«

Der Jugendliche nickte und deutete mir, ihnen zu folgen als sie voraus gingen. Als ich meine Arme senkte, ermahnte man mich sofort und ich hob sie wieder an.

Jeder meiner Schritte war bedacht und vorsichtig gesetzt. Aus Angst, sie könnten meine Bewegungen falsch einschätzen und mir etwas antun, hielt ich sogar den Atem an. Sie führten mich zielsicher ins Büro meines Vaters, was wiederum meine Vermutung bestätigte, dass sie dort nach etwas Wichtigem oder streng Geheimen suchten. Allerdings war mein Vater schlauer als das und lagerte nie alles an einem einzigen Ort. Das wussten sie wohl nicht.

Der Ältere klopfte an der geschlossenen Tür an und wartete geduldig auf eine Einladung von innen, die erst nach einigen Sekunden kam. In der Zeit lauschte ich meinem lauten Herzschlag, der seit Langem nicht mehr so schnell geschlagen hatte wie in diesem Moment. Nicht zu wissen, wer diese Leute waren und was sie wollten, war schlimm, aber noch schlimmer war der Gedanke, das alleine durchzumachen. Nicht einmal ein bekanntes Gesicht hatte ich auf dem Weg hier her entdeckt. Wo waren sie alle? Ging es ihnen gut?

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt