Kapitel 65

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Belle

Was auch immer hinter dieser – nun geschlossenen – Tür auf der Treppe lag... Es schauderte mich. »S-Sollen wir- Sollen wir nachsehen?«, stotterte ich, rang gleichzeitig nach Luft. »Wer liegt dort?«

Jack hatte die Lippen nachdenklich geschürzt und starrte die geschlossene Eisentür an. Dann schüttelte er entschlossen den Kopf. »Wir haben gerade Wichtigeres zu tun.«

Auch wenn ich neugierig war, atmete ich erleichtert auf als er seine Entscheidung erklärte. Zustimmend nickte ich und warf einen Blick auf seinen Freund, der ebenfalls blass seine Zustimmung murmelte.

Daher drehte ich mich um und konzentrierte mich auf das Weitere. Die letzte Tür am Ende dieses Flurs. Aber auch wenn wir dort ankamen, mussten wir auf Shanes Zeichen warten – wie auch immer dieses Zeichen ausfallen mochte.

Im normalen Tempo sollten wir diese Tür in zehn Minuten erreichen, aber im Laufen... Im Moment war ich nicht in der Lage meine Beine in Bewegung zu setzen, aber ich zwang sie trotzdem. Mit leichten Atemübungen versuchte ich meine Atmung wieder unter Kontrolle kriegen.

»Mach dir keine Sorgen darüber.«, murmelte Jack, der plötzlich neben mir herlief. »Alles kommt irgendwann ans Licht.«

»Genau das stimmt eben nicht!«, warf ich verzweifelt die Arme in die Luft. »Das ist reines Wunschdenken! Weißt du eigentlich wie viele Leben dieses Monster genommen hat? Wie viele Unschuldige unter seiner Hand gelitten haben?«, fauchte ich während ich gleichzeitig gegen die Tränen kämpfte, die mir in den Augen brannten. »Er hat meine Mutter umgebracht! Er hat Henry vor meinen Augen getötet und das bloß weil ich ihm nicht verraten wollte, wo dieses dumme Armband steckt! Er- Er hat meinen Vater vergiftet und- und Gott weiß, was er mit mir vorhatte!« Letztendlich schaffte ich es nicht die Tränen zurückzuhalten, aber machte mir auch nicht die Mühe sie wegzuwischen. »Diese Menschen, die wir im Krankenhaus gesehen haben«, blickte ich in Jacks Augen. »Das alles war sein Werk!«

»Belle...«

Aber ich war noch nicht fertig. »Kam das alles ans Licht? Hat je ein Mensch außerhalb dieses Palastes über seine Taten erfahren? Dieser Mann ist nicht aufzuhalten... Vielleicht- Vielleicht hätte mein Vater-«

»Nein.«, widersprach Jack streng. »Dein Vater ist auch nicht die richtige Person, dieses Land vernünftig zu regieren.«

Wut entfachte sich in meinen Adern und ich ballte die Fäuste, um meinen Zorn zu zähmen. »Mein Vater ist ja wohl besser als dieser Abschaum, der gerade versucht seinen Platz einzunehmen!«

»Das habe ich nicht behauptet-«

»Ich weiß ganz genau, wie du über meinen Vater denkst!«, knurrte ich. »Und das werde ich mir sicher nicht anhören!«, wandte ich mich von ihm ab, entschlossen hier so schnell wie möglich rauszukommen.

Doch er hielt mich am Arm zurück. »Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass du die beste Option-« Er schluckte. »Dass du die beste Lösung für dieses Land bist.«

So offen hatten wir noch nie über meine eigentliche Position in diesem Land gesprochen. Mir war klar gewesen, dass er es inzwischen erfahren hatte – wie auch immer – aber wir sprachen gerade so offen darüber, dass mir fast schwindelig wurde. Hasste er mich nicht dafür? Hasste er mich nicht für das Blut, das in meinem Adern floss?

»Ich?«, blinzelte ich. Diesen Weg war ich schon oft genug im Kopf durchgegangen und hatte ihn zig mal abgelehnt, weil ich damals einen Anderen im Kopf hatte... Mein Armband wartete auf mich. Die Zukunft erwartete mich früher als je geplant war. Als ich nichts weiter dazu sagte, folgerte er einfach seine eigene Antwort aus meinem Schweigen.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now