Kapitel 45

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Belle

Er würde mir doch nicht vor Zeugen etwas tun, oder? Ich taumelte einen Schritt zurück. »Du- Wie hast du mich gefunden? Was willst du?«

Ein teuflischer Gesichtsausdruck legte sich auf sein hässliches, von blauen Flecken übersätes Gesicht. »Das, was ich im Wald nicht bekommen habe.« Er trat vor, ich noch einen zurück.

»Jack wird-«

»Nein, das wird er wohl nicht.« Ein süffisantes Grinsen.

Was hatte das zu bedeuten? Hatten sie ihm was getan? Wo zur Hölle war er überhaupt? »Und wie bist du dir da so sicher?«, fragte ich, ausnahmsweise stotterte ich nicht. Ich wartete gar nicht auf eine Antwort: »JACK!«

Schneller als erwartet hatte, legte sich von hinten eine Hand auf meinen Mund. Ich wand mich in den Armen, drückte den Fremden von mir und lag in der nächsten Sekunde in Jaces Armen. »JA-«

Mein Kopf flog zur Seite und ein brennendes Ziehen machte sich auf meiner rechten Wange breit. Tränen sammelten sich in meinen Augen als ich realisierte was geschehen war und zurück zu meinem Peiniger sah. Ohne groß nachzudenken, spuckte ich ihm mitten ins Gesicht. Er verzog kurz das Gesicht, aber seine Miene blieb unverändert.

Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, nicht verstehen was sich gerade abspielte, da zog mich sein Kumpane bereits in die nächste Ecke, weiter weg von den Geschäften. Weiter weg von Menschen, die uns hätten sehen und eingreifen können, wenn sie mir was taten. Weiter weg von Jack, der uns nicht sehen würde sobald ihm auffiel, dass ich nicht hinter ihm war. Keiner konnte uns sehen, keiner würde mich hören.

Stur zappelte ich in seinem Griff und biss in seine dreckige Hand bis er endgültig von mir abließ. Ich wollte sprinten, zurück, aber Jace stellte sich mir in den Weg. Ich sammelte so viel Kraft wie ich konnte und schubste ihn an der Brust zurück.

»Verschwinde! Lasst mich in Ruhe!«, zischte ich, aber konnte die Panik aus meiner Stimme nicht vollständig verbannen. Schwer schluckend starrte ich den Mann an, der sich keinen Millimeter bewegt hatte.

»Du wirst uns erst zuhören!«, giftete er wie eine hinterhältige Schlange und drängte mich mit seiner bloßen Anwesenheit gegen die Wand hinter mir. Nun standen mir beide Blaue rechts und links aufgestellt, zu nahe.

Meine Beine drohten unter mir nachzugeben, weswegen ich mich fest gegen die kalte Hauswand drückte. Stolz wie ich war, drängte ich die Tränen, die aufgrund des Schlags aufgestiegen waren, zurück und reckte das Kinn. »Was willst du?! Hast du letztes Mal nicht schon genug abbekommen?« Seine unzähligen violetten Flecken sprachen zumindest dafür.

»Du, kleine Hure, schuldest uns noch was.«, stahl sich ein vielversprechendes Grinsen auf seine Lippen, weswegen alle Alarmglocken in mir schrillten. Wovon sprach er?

Als ob es noch ginge, drückte ich mich noch fester gegen die harte Wand, in der Hoffnung sie würde mich wie einen Geist durchlassen, drückte die Füße härter in den Boden, in der Hoffnung der Erdboden möge sich öffnen und mich verschlingen. Aber nichts dergleichen geschah oder würde demnächst geschehen. Ich steckte im Schlamassel, in einer Sackgasse mit zwei Perverslingen, die-

»Nicht das«, verdrehte der Blaue die Augen. »Aber wenn du Lust hast können wir das ja vorziehen«, schmiegte er seine Hand in meine Haare.

Reflexartig zog ich mich in mich zusammen und rammte ihm blind meine Faust auf die Nase. Er krächzte und blieb kurz atemlos. Der Andere, dessen Name mir unbekannt war, stellte sich schnell zwischen uns und gab seinem Freund die nötige Zeit, um wieder zu Atem zu finden und wahrscheinlich um zu verhindern dass er mir jetzt an die Gurgel sprang - so wütend wie er mich gerade anfunkelte...

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWhere stories live. Discover now