Kapitel 66

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Belle

Es war überraschend ruhig als wir hier eintrafen. Von den Wächtern war keine Spur zu finden. Ich lief Shane hinterher. Matt folgte mir, den Blick auf das riesige Anliegen gerichtet, aber in seinen Augen fehlte jeglicher Funken.

»Mach nichts Dummes.«, mahnte mich Shane als er meinen entschlossen Blick gerichtet auf die Haustür wahrnahm. »Ich weiß, du bist noch sehr aufgewühlt, aber versuch dich nur auf das Armband zu konzentrieren. Wir gehen rein, holen es und verschwinden. Und ab morgen wird jeder wissen wer die Rote Prinzessin ist und den Posten ihres Vaters übernimmt.«

»Ich habe verstanden.«, fauchte ich, meine Augen glasklar vor mich gerichtet. Niemand würde es mehr schaffen, mich aufzuhalten.

Shane seufzte angesichts meines Tons und konzentrierte sich auf mögliche Gefahren, die im Inneren auf uns warten könnten. Dachte er vielleicht, dass Jason es bereits vor uns hier her geschafft hatte? Es würde ihm sowieso nichts bringen, da er für den Eintritt in den Geheimraum im Keller nicht nur meine Hand, sondern auch meine Stimme benötigen würde. Es war eine Sicherheitsmaßnahme meines Vaters gewesen. Damit konnte man uns nicht erst erledigen und dann unsere leblosen Hände auf die Scanner halten.

Es wäre schlauer gewesen einen anderen Weg reinzufinden, aber komischerweise war auch die Eingangshalle leer und verlassen. Trotzdem war keiner von uns dumm genug zu denken, dass sich hier deswegen keiner aufhielt. Daher blieben wir weiterhin in Alarmbereitschaft, auch als wir uns langsam auf die Treppen zubewegten. Es war viel zu ruhig.

Die roten Sicherheitsbeamten waren alle im roten Hauptgebäude im Einsatz. Inzwischen war ihnen klar gemacht worden, wer der Feind war. Nämlich Jason McGuard. Dafür hatte Shane gesorgt gehabt.

Sicherheitshalber fasste ich an die Stelle im Hosenbund, wo das Taschenmesser ruhte – nur um sicher zu gehen. Jack hatte bis zum letzten Moment an mich gedacht und jetzt würde ich alles tun, was nötig ist um seinen Traum in Erfüllung gehen zu lassen.

Ich würde gerne in der Gewissheit leben, dass niemand – und damit meine ich auch wirklich niemand – um sein Leben fürchtend oder hungernd leben muss. Ich will in einer Welt leben, in der niemand leidet und in der Gerechtigkeit herrscht. Das hatte er mir gesagt, als ich ihn nach seinem Traum gefragt hatte. Wir waren im blauen Viertel einkaufen gewesen, wo ich von Blauen angegriffen wurde.

Schnell blinzelte ich die aufkeimenden Tränen, die mir wieder in den Augen anfingen zu brennen, weg. Mein Herz stand unter Flammen und nichts – rein gar nichts – konnte den Schmerz lindern, konnte Wasser über mein brennendes Herz schütten und mir Trost schenken. Vielleicht würde es erst aufhören zu schmerzen, wenn ich seinen Wünschen nachgekommen war. Auch wenn er es nicht mehr miterleben würde, wollte ich es für seine Familie, für sein Volk, für jene Menschen, die unschuldig zu Unrecht bestraft worden waren, tun.

Und dafür musste ich jetzt stark sein, und noch stärker, wenn ich die anderen Bürger von meinen Vorstellungen und meinem Vorhaben überzeugen wollte.

Kurz hätte ich schwören können einen Schatten um die Ecke huschen gesehen zu haben, aber sobald dieser winzige Moment vorbei war und die anderen nichts bemerkt zu haben schienen, beließ ich es dabei. Vielleicht hatte ich mir das nur eingebildet...

»Shane«, murmelte ich dennoch. »Ich habe kein gutes Gefühl dabei.«

»Es ist nichts. Wir holen nur das Armband.«, erwiderte er und setzte seinen Weg weiter nach unten fort.

Auch als wir unten, sogar im richtigen Vorraum vor dieser wichtigen Tür standen, hatte sich keine Menschenseele bemerkbar gemacht. Hier stimmte doch etwas gewaltig nicht. Das konnte doch nicht nur mir aufgefallen sein... Shane war doch der ausgebildete Sicherheitsmann hier – wieso machte er sich keine Sorgen? Sobald ich diese Tür öffnete, könnte alles passieren. Wir könnten aus allen Ecken angegriffen werden und ich könnte nichts mehr daran ändern, dass sie dieses Armband in die Hände bekamen...

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt