Kapitel 40

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Belle

Jack ließ sich von nichts beirren und verließ mit den gefundenen Sachen das Wohnzimmer. Unruhig ließ ich mich auf die Couch fallen, die Augen starr auf den, mir allzu bekannten, Roten gerichtet. Sollte ich mich schlecht fühlen? Wenn ja, wieso tat ich das nicht?

Shane rührte sich leicht, weswegen ich aufhorchte und ihn aufmerksamer musterte. Aber das wars wieder, es blieb bei dieser kleinen Bewegung. War er wach?

»Shane?«, fragte ich sicherheitshalber nach.

Nichts.

Ich atmete erleichtert auf. Wie sollte ich ihm mein Verhalten erklären? Wie sollte ich ihm klarmachen, dass das, was ich ihm antat, uns unversehrt nachhause bringen würde? Im Gegensatz zu seinem Plan. Könnte er meine Identität auspaudern und diese einzige Chance gefährden?

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf die Beine. Wieso dachte ich erst jetzt daran? Ich warf einen raschen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass Jack im Keller noch beschäftigt war und schlich mich an Shane ran, packte ihn an der Schulter und rüttelte.

Immer wieder musste ich mich vergewissern, dass der Farblose noch nicht zurückkam bis ich endlich ein Stöhnen vernahm. Schnell presste ich meine Hand auf Shanes Mund, der sich in Schmerzen verzogen hatte.

»Sei leise!«, zischte ich ihm leise zu. Noch ein Blick zum Treppenanfang. »Du darfst nicht verraten, wer ich bin. Verstehst du?«

Blinzelnd richtete er seinen Blick auf mich, dann auf die Umgebung und versuchte dann sich zu bewegen, was aufgrund der Handschellen im Rücken nicht möglich war. Er riss die Augen auf, sah mich erst erschrocken, dann verwirrt an. »Belle«, stammelte er unverständlich unter meiner Hand, die ich daraufhin wegzog. »Was soll das?!« Wieder drückte ich ihm eine Hand auf den Mund, weil er den Ernst der Lage nicht verstand und zu laut sprach.

»Du darfst nichts verraten. Das alles gehört zu einem Plan. Dir wird nichts geschehen, verhalte dich unauffällig und tu was man dir sagt. Verstanden?«

Shane presste die Lippen aufeinander, die Augen zu schmalen Schlitzen geformt und die Augenbrauen streng zur Mitte gezogen. Und als er vor mir zurückwich, verstand ich, dass er sich erinnerte was ihm zugestoßen war. Er gab mir die Schuld. Er dachte, ich hätte ihn verraten, mit dem Farblosen gemeinsame Sache getan. Im Grunde genommen, ja, aber so kam nicht nur Jack an das was er wollte, sondern auch ich. Es war eine Win-Win Situation.

»Du-«

»Er ist wach?« Jack betrat das Zimmer mit zwei vollen Rucksäcken. »Gut.«

Ich ließ meine Hand sinken, stand auf und ging wieder zurück auf die Couch. Aber nicht ohne ihm vorher noch einen warnenden Blick zuzuwerfen. »Er will nicht helfen.«, log ich und schluckte den tiefen Selbsthass dafür runter. »Ich habs versucht, aber er denkt ich wäre den Roten in den Rücken gefallen.«

Jack schien in bester Laune, denn er sagte nur: »Macht nichts. Wir brauchen im Grunde genommen nur sein Armband.«

»Mhm«, murmelte ich in Gedanken versunken, aber erst nach einer Weile fiel der Groschen bei mir. »Was?!«

Jack zuckte aufgrund meiner plötzlich schrillen Stimme zusammen und warf mir einen seiner gewöhnlichen, bösen Blicke zu. »Ich will ihm nicht die Hand abhacken!«

Ungläubig starrte ich ihn an, glaubte ihm nicht.

Jack verdrehte die Augen. »Naja, das wäre auch eine Lösung«, schmunzelte er bei meinem entrüsteten Blick. »Aber eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass er nicht unbedingt kooperieren muss, weil er uns in Handschellen begleiten wird.«

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt