Kapitel 29

3.3K 192 23
                                    

Belle

Ich atmete zittrig aus. Okay, dann musste ich mich um den hier kümmern. Das schaffte ich. Er konnte ja wohl schlecht hier hoch... hätte ich gesagt, wenn er nicht bereits angefangen hätte zu klettern. Panisch blickte ich mich nach einem nutzbaren Ast um, den ich als Waffe hätte benutzen können, aber es gab nichts!

Ich sah nach unten und dann nach oben. Es ging einfach nicht höher! Verdammt! Okay, okay! Was riet mir Dad immer?

Angriff ist die beste Verteidigung.

Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht konnte ich Jace mit einem Angriff überraschen und das zu meinem Gunsten ausnutzen? Prüfend sah ich nach unten zu meinem Gegner. Er war auf seine Hände, die immer nach greifbaren Stellen weiter oben suchten, gerichtet.

Und ohne weiterzudenken, fing ich an ihm so leise wie möglich entgegenzukommen. Als ich schließlich mit meinem Fuß nah genug war rief ich nach ihm: »Hier oben, du Mistkerl!« Sobald er sein Kopf anhob, trat ich mit voller Kraft in sein Gesicht, weswegen er das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte. Nur leider war das kein allzu großer Sturz, da er nicht sehr weit gekommen war.

Ich hörte ihn vor Schmerz stöhnen und lobte mich innerlich selbst für den guten Tritt. Aus seiner Nase floss Unmengen von Blut, was mir den letzten Nervenkitzel gab zu ihm runterzukommen und den am bereits Boden liegenden Jace noch einmal zu treten. Und noch einmal und noch einmal. Bis er die Hände ergebend hochhielt und mich anbettelte aufzuhören. »Bitte! Es tut mir leid!«

Ich hielt mitten in meiner Bewegung inne und funkelte ihn wütend an. Gut! Er war nicht in der Lage wieder aufzustehen, deswegen drehte ich mich zu Jack, der bereits zwei von ihnen KO geschlagen hatte und nun dem Letzten gegenüber stand. In seiner Hand lag ein Messer. Um neue Kraft zu schöpfen, atmete ich tief ein und aus. Ich sah mich um und wurde schnell fündig. Leise schlich ich zu den großen Steinen und krallte mir eins. Damit rannte ich auf den Blauen, der mit dem Rücken zu mir stand, und schlug ihm von hinten auf den Nacken. Die Schwachstelle eines Menschen - lernte ich.

Er ließ die Waffe fallen, griff sich taumelnd an die schmerzende Stelle und drehte sich zu mir. Jack reagierte schnell und ring ihn endgültig zu Boden, wo der Blaue dann schließlich auch freiwillig liegen blieb.

Jack schnaufte durch und spuckte Blut auf den Boden. Er hatte auch viel einstecken müssen, aber lange nicht so viel wie seine Gegner. Er stemmte die Hände auf die Hüften, während er sich noch vom Ganzen erholte, und starrte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Alles in Ordnung bei dir? Hat er dir was getan?«, deutete er mit dem Kopf auf Jace, der noch immer am Boden lag und sich an den Bauch hielt.

Ich schüttelte den Kopf. »Lass mich dir helfen.«, sagte ich stattdessen und versuchte ihm unter den Arm zu greifen, um ihn zu stützen. Aber er zog seinen Arm kräftig weg, schnappte sich seinen Rucksack, der die ganze Zeit auf der Seite lag und ging im schnellen Tempo voraus. Schnell folgte ich ihm. »Jack, ich- Es tut mir-«

»Fuck!«, drehte er sich abrupt um, weswegen ich gegen seine Brust lief. Sofort schuf ich Abstand zwischen uns. »Du hattest nur eine Aufgabe! Nur eine kack Aufgabe! Du sagtest, dass ich mich auf dich verlassen kann! Du sagtest, dass ich dir vertrauen kann, aber sobald du die Möglichkeit siehst, haust du ab? Was sollte die Scheiße?!«

Ehrlich gesagt war seine Wut gerechtfertigt. Ich hatte ihm mein Wort gegeben und ihn hintergangen. Und trotzdem hatte er mir geholfen. Es gab keine Entschuldigung, die reichen würde, aber trotzdem wollte ich es tun. »Du hast Recht, ich hätte auf dich hören sollen...« Als er nichts sagte und mich weiterhin wütend anfunkelte, fuhr ich fort: »Trotzdem danke ich dir, dass du mich nicht im Stich gelassen hast.«, traute ich mich in seine dunklen Augen zu sehen. Sie schienen noch dunkler als sonst und das lag sicherlich nicht an der Nacht, die uns noch verfolgte.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon