9 - Zugeständnisse

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„Wie konntest du so dumm sein?", zischte Asifa Samir zu, sobald die Tür hinter ihnen zugefallen war und sie sich allein in den Gemächern befanden, die er König ihm hatte bereiten lassen. Jeder von ihnen war in einem anderen Teil des verschlungenen Schlosses untergebracht, angeblich um ihnen allen das Maximum an Annehmlichkeiten bieten zu können. Asifa wusste allerdings sofort, dass es eine Strategie war, sie von allzu vielen Treffen ohne das Wissen des Königs abzuhalten. Deswegen hatte sie die Dienerin, die sie zu ihrer eigenen Kammer hatte führen sollen, brüsk abgewiesen und war stattdessen dem Prinzen gefolgt.

„Wie konntest du ihm sofort nachgeben, ohne den Versuch eines Widerstandes? Es gibt genug, was Candalonien bedroht, wenn du nur verhandelt hättest, wäre er sicher mit ein paar getöteten Hexen zufrieden gewesen."

Samir sagte nichts. Ein Ausdruck stand auf seinem Gesicht, als hörte er ihr nicht einmal richtig zu, als hätte er Protest schon von Anfang an nicht in Betracht gezogen. Es machte sie nur noch wütender.

„War es die Einfalt von Willehad? Hattest du das Gefühl, du musst seine Idiotie wieder gutmachen?"

Jetzt endlich regte sich Samirs Miene.

„Er hat mir einen Gefallen getan mit seiner Direktheit", sagte er. „Unsere Audienz wäre so oder so auf das gleiche Ergebnis hinausgelaufen, dank ihm konnten wir es glücklicherweise abkürzen. Und haben somit mehr Zeit, uns einen Plan zu überlegen, wie wir dem König geben können, was er für seine Hilfe verlangt."

Asifa schnaubte ungläubig auf.

„Du wolltest, dass es so kommt", sagte sie scharf. „Von Anfang an."

Er lächelte müde.

„Wenn wir den Hölzernen Kapitän so einfach hätten sprechen können, dann wären seine Antworten nutzlos gewesen", erwiderte er. „Das hier gibt mir die Gewissheit, dass wir den richtigen Weg gewählt haben."

Sie schüttelte den Kopf. Samir konnte reden, das wusste er und das wusste sie, aber sie hatte genug Zeit in seiner Gesellschaft verbracht, um zu erkennen, wann er sich selbst zu überzeugen versuchte, nicht nur sein Gegenüber. Er hatte Angst vor dem, was der Hölzerne Kapitän ihnen sagen würde. Er hatte Angst vor den letzten Schritten und er hatte Angst davor, sie nicht schnell genug zu gehen und die Angst trübte seine Entscheidungskraft.

„Ich werde dir folgen bis zum bitteren Ende", sagte sie. „Aber ich werde dir nicht sagen, dass du richtig gehandelt hast."

„Dann werde ich dich überzeugen müssen", gab er zurück und ließ sich auf einen gepolsterten Stuhl fallen. Andere hätten ihm Freiraum gelassen, damit er sich von der letzten Nacht erholen konnte, seine Gedanken sammeln und einen Plan formen, wie er sein Versprechen hielt, aber Asifa fürchtete, dass seine Aufmerksamkeit zu schwinden drohte, wenn man ihn allein ließ. Nichts Gutes würde geschehen, wenn sie nicht hier war, um ihn von weiteren Fehlern abzuhalten.

„Das wird nichts ändern an dem Handel, auf den du dich eingelassen hast", sagte sie bitter. „Der Drache hätte Yusuf fast getötet."

„Er hat uns überrascht", wandte Samir leise ein. „Wenn wir das nächste Mal vorbereitet sind, werden wir bessere Aussichten haben."

Sie zwang die bittere Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. Stattdessen atmete sie tief durch. Es war noch immer kein Vorhaben, bei dem sie ihn unterstützen wollte, aber wenn es seine Entscheidung war ... dann war es ihre Pflicht, ihm nach bestem Vermögen zu helfen.

„Das Jungfrauenopfer", sagte sie knapp. „Es findet an einem vorbestimmten Standpunkt zu einer vorbestimmten Zeit statt und ich wette mit dir, dass sie die jungen Dinger oft genug mit solcher Gewalt dorthin zwingen müssen, dass sie immer von ein paar Soldaten begleitet werden."

Dornen - Das Königreich in FlammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt