18 - Pläne

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Der Weg zurück dauerte nicht länger als der Hinweg, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Der Drachenwart, der als einziger ein paar Worte des Trostes für Samir übrig gehabt hatte, war in seiner kleinen Hütte verblieben und allein die anderen Soldaten hatten ihn begleitet, wortkarg und ohne Erklärungen, was genau sie sich mit ihrem Eingreifen gedacht hatten.

Vielleicht hätte Samir mehr aus ihnen herausbekommen können, aber er war müde. So unendlich müde. Die einzige Mission, die zwischen ihm und den Antworten gestanden hatte, gescheitert. Oh, er wollte Yusufs Gesicht nicht sehen, wenn er ihn wiedersah, auch wenn er wahrscheinlich bereits die Nachricht erhalten hatte, dank der Taube des Drachenwarts. Der Vogel war in seine Brusttasche geschlüpft, als ahnte er, wie nah am Herzen Samir ihn brauchte, aber es half nur bedingt. Er spürte Steifheit in seinem rechten Arm, da, wo er in den Dornen fast zu Stein erstarrt war. Wie der Stein, an den sie Asifa gefesselt hatten für das missglückte Opfer. Und nicht nur sie, Sharif ... nicht einmal Tizita hatte er wieder gesehen nach der Katastrophe vor der Drachenhöhle und es war schwer, an etwas anderes als die tödlichen Flammen zu denken.

Djadis heiße Stirn, während die letzten Flammen verglühten und er sein Leben aushauchte.

Zu seiner Überraschung erwartete ihn Antonez mit einigen Soldaten vor den Toren der Stadt, seine Miene ernst und fast mitleidig.

„Der König erwartet Euch, mein Prinz", sagte er mit einem Seufzen und lenkte sein eigenes Pferd neben das von Samir, während seine Männer die Vorhut übernahmen. „Er erhofft sich genauere Informationen von Eurem Bericht."

„Was kümmert es ihn?", erwiderte Samir dumpf. „Der Drache lebt, unsere Abmachung ist nichtig. Ich werde mein Glück an anderer Stelle versuchen müssen."

Antonez schüttelte mit einem leisen Brummen den Kopf.

„Ich hätte auf Euch gewettet, nach Eurem Einsatz am Grenzlager", sagte er. „Es ist bedauerlich, dass Euch das Glück nicht gewogen war, Prinz Samir. Aber es muss nicht das Ende Eurer Anstrengungen sein. Prinz Cristian wird eine kleine Mission leiten, mit einem neuen Plan gegen den Drachen und ich werde ihn mit einer kleinen Kompanie unterstützen – neben einer ausgesuchten Gruppe von besten Kämpfern und Strategen."

Samir runzelte die Stirn. „Warum erzählt Ihr mir davon?"

„Weil Prinz Cristian seit zwanzig Jahren nur davon träumen konnte, dem Drachen so nah zu kommen wie Ihr", antwortete Antonez ernst. „Er ist ein guter Mann und ein guter Heerführer, aber er ist nicht genug. Gemeinsam könntet Ihr eine Aussicht auf den Sieg haben."

Er zügelte das Pferd, während sich vor ihnen die Tore der Klippenstadt öffneten.

„Ich kenne Eure genaue Abmachung mit König Maddeo nicht", fuhr er fort. „Aber ich lege Euch ans Herz, neu zu verhandeln. Bietet an, Euch Prinz Cristians Mission anzuschließen."

Samir war der erste, der wieder losritt, aber Antonez folgte ihm rasch, den Blick nicht von ihm abwendend, abwartend.

„Ihr seid nicht auf Befehl des Königs hier", stellte Samir leise fest.

Antonez schnaubte auf. „Dass ich Prinz Cristian begleiten werde, ist reiner Zufall", sagte er. „Er brauchte Soldaten und meine Kompanie war die einzige, die gerade in der Stadt verfügbar ist. Aber mir liegt mein Land am Herzen, Herr Drachentöter. Und ich glaube daran, dass es bei Euch in guten Händen wäre."

„Ihr kennt mich kaum", bemerkte Samir ruhig. Antonez wandte den Blick starr nach vorne, die engen, steilen Gassen der Stadt hinauf. Die Anwohner sahen ihnen tuschelnd hinterher, manche mitleidig, manche wütend. Obwohl sie bei ihrem Aufbruch nichts von dem Vorhaben gewusst hatten, schienen sie es nach dem schlechten Ausgang fast augenblicklich erfahren zu haben.

Dornen - Das Königreich in FlammenWhere stories live. Discover now