39 - Ein besonderes Band

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 „Wie?"

Es war alles, was Asifa herausbekam, während sie ihren Bruder anstarrte. Sie hatte ihn fallen gesehen, sie wusste, dass der Drache alle verbrannt hatte, die nicht rechtzeitig geflohen waren.

„Ich wollte ihn nicht töten", wiederholte Ria dumpf. „Und er ... der Drache hat ihn gesehen und gezögert und sich einem anderen Mann zugewandt. Danach wusste ich, dass er kein richtiger Feind ist und konnte ich nicht zulassen, dass er dort liegen bleibt und stirbt. Ich habe ihn hinter die Felsen gezogen und versteckt, und bin zurückgekommen als alles vorbei war."

Sie verhaspelte sich beim Sprechen, weil sie sich so beeilte, alles zu erzählen, aber Asifa hörte ihr nur halb zu. Sharif schlief unruhig auf der Seite, die Wunden an seiner Schulter behelfsmäßig verbunden, genauso wie sein Bein nur grob geschient war. Er trug noch immer die Uniformshose der Drachengarde, auch wenn das Wams fort war und durch ein grob geschnittenes Hemd ersetzt. Ein Wasserkrug stand neben ihm in der kleinen Höhle, er lag auf mehreren Decken und Kissen, aber es war mehr als offensichtlich, dass all diese Hilfe gerade genug gewesen war, um ihn am Leben zu erhalten. Kundige Hände fehlten ihm.

Tizita huschte an ihr vorbei und legte sich am Kopfende von Sharifs Lager hin, leise grollend, bis Asifa sanft Sharifs Kopf anhob und die Leopardin näher rutschte, damit er danach auf ihrem weichen Bauch gebettet war.

Asifa tastete nach seiner Stirn und presste die Lippen zusammen darüber, wie heiß sie war, während Tizita zu schnurren begann, beruhigend und sanft.

„Es gibt diesen kleinen Nebentunnel – man muss an den Wachen vorne an der Höhle vorbei, aber ich weiß, wenn sie abgelenkt sind und konnte darauf warten, und er war genug bei Sinnen, dass ich ihn nur stützen musste, also ..."

Selbst die Schilderung, wie Ria ihn völlig ohne Hilfe unbemerkt in den Bergkessel gebracht hatte, ließ Asifa nicht aufhorchen, obwohl sie darin mit großer Wahrscheinlichkeit einen eigenen Weg hinaus hätte entdecken können.

„Was hast du ihm gegeben?", fragte sie tonlos und fand einen Stofffetzen, den sie in das Wasser tauchte und damit über Sharifs Stirn strich. Seine Augenlider flatterten und er stöhnte leise auf. Rote Striemen zogen sich über seinen Oberkörper, als sie das Hemd bestimmt hochschob, die Haut um seine Wunden war rot und noch heißer als seine Stirn. Es grenzte an ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.

„Das gleiche Mittel, dass wir immer nach draußen für unsere Verletzten mitnehmen", antwortete Ria verunsichert. „Es hilft gegen Schmerzen, das weiß ich. Und wir haben genug, dass es nicht auffällt, wenn ein bisschen davon fehlt."

„Es hilft nicht gegen Entzündungen", gab Asifa barsch zurück. „Du hättest ihn töten können."

„Ich habe die Wunden ausgewaschen!", verteidigte sich Ria ängstlich. „Ich konnte nicht ... ich habe versucht, mehr über die Heilung herauszufinden, aber ich konnte keinen Verdacht auf mich lenken. Wenn irgendjemand von ihm erfährt, dann ..."

„Keiner Männer bei den Drachenjungfrauen", sagte Asifa, als sie den Satz nicht beendete. „Schon verstanden."

Ria nickte unglücklich.

„Ich wollte niemanden sonst da mit hereinziehen", flüsterte sie. „Ich weiß nicht, was sie mit mir machen werden, wenn sie ihn entdecken, aber ... ich weiß nicht, was mit ihm geschehen soll, während ich weg bin. Ob er das überlebt."

Asifa schnaubte ungläubig auf. Sie würden tagelang, vielleicht wochenlang fort sein. Wenn Ria tatsächlich vorhatte, ihn in dieser Zeit einfach hier liegen zu lassen, dann wäre es gnädiger gewesen, ihn sofort dem Drachen zu überlassen. Vielleicht hatte sie wenig Ahnung davon, was sie tat, aber zumindest hatte sie ihn bis jetzt am Leben erhalten.

Dornen - Das Königreich in FlammenWhere stories live. Discover now