17 - Ein neuer Freund

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Yusuf war wach, als sie ihn besuchte, trotz der starken Schmerzmittel, die sie ihm die letzten Tage gegeben hatten und die ihm kaum eine klare Stunde bescherten.

Als er Elwa durch den handbreiten Schlitz im Vorhang näherkommen sah, richtete er sich auf seinem Bett auf, nur um sofort das Gesicht zu verziehen, als die Bewegung auch seinen verletzten Arm leicht verschob.

„Ich habe ihn seit letztem Abend nicht besucht", flüsterte Lorelei ihr zu, die sie an den anderen, mit Vorhängen abgetrennten Krankenbetten vorbeigeführt hatte. „Ich wusste nicht ... ich ..."

„Natürlich nicht", sagte Elwa dumpf, bevor sie den Vorhang zur Seite schlug und sich zu einer Miene zwang, die hoffentlich ihre schlechten Nachrichten nicht vor ihren Worten verkündete.

„Ich weiß Bescheid", sagte Yusuf knapp, als sie gerade Luft holen wollte. „Die Pflegerinnen sprechen darüber, die anderen Kranken sprechen darüber. Es war schwer zu überhören."

Elwa fühlte sich schuldig, nicht früher zu ihm gekommen zu sein, aber sie hatte sich selbst so machtlos gefühlt. So überrumpelt. Ein Teil von ihr konnte immer noch nicht glauben, welche Nachricht den Taubenschlag des Schlosses aus der Drachenschlucht erreicht hatte, und das ganze in Worte fassen ... Vielleicht hatte sie gehofft, dass Samir schneller zurück sein würde und das Reden für sie übernahm. Das Überbringen der Nachricht. Es war ein selbstsüchtiger Gedanke, das wusste sie sofort, genauso wie die Erleichterung darüber, dass er überlebt hatte. Wenigstens er.

„Wir werden es eben noch ein drittes Mal versuchen müssen", sagte Yusuf. „Es wird zwar einen anderen Plan brauchen, aber ich bin sicher, Asifa und Sharif konnten sich jetzt ebenfalls ein gutes Bild von der Kampfesweise des Drachen machen und sobald mein Arm verheilt ist, haben wir gemeinsam eine gute Aussicht."

Elwa biss sich auf die Lippen. Er hatte gehört, dass der Drachen nicht besiegt worden war, weil der fehlgeschlagene Kampf das ganze Schloss beschäftigte. Aber er hatte nicht den Teil der Nachricht gehört, der die Candalonier wenig kümmerte, aber ihre kleine Gruppe umso mehr. Sie wusste nicht, ob sie es herausbekommen würde, ihre Zunge mit jeder verstrichenen Sekunde schwerer.

„Yusuf", sagte sie und zwang die Tränen zurück, die sich in ihre Augen zu schleichen drohten. Das hier war nicht richtig – Samir und Asifa und Sharif hätten diesen Nachmittag zurückkommen sollen, zerzaust und zerkratzt vielleicht, aber ansonsten unversehrt und vor allem siegreich. Vielleicht war die Taube nur ein grausamer Scherz gewesen, ein Mitglied der Drachengarde, der dem Wanderprinzen seinen klaren Sieg nicht gönnte ... Aber dann war da immer noch ihr Gespräch mit Asifa, bevor sie aufgebrochen waren.

„Asifa und Sharif, sie ..." Sie schluckte, schloss die Augen. Versuchte es erneut. „Sie haben den Drachen nicht überlebt."

Ihr war, als hätte sich Stille über das ganze Schloss gesenkt mit der Aussprache des Unmöglichen, aber es mochte auch nur an dem dumpfen Pochen in ihren Ohren liegen, das sie seit dem knappen Gespräch mit König Maddeo spät am letzten Abend begleitet hatte. Aus seinem Mund hatte es nach einer Kleinigkeit geklungen, der rationale Verlust zweier Leben. Es waren ebenfalls Männer der Drachengarde gestorben und sie wusste, dass etwas nicht nach Plan verlaufen war, aber bis Samir zurück war, blieben ihnen nur die Fakten: Asifa und Sharif waren tot und der Drache lebte weiter.

„Nein", sagte Yusuf nur, seine Stimme völlig sachlich.

„Der Drachenwart hat uns Wort von Prinz Samir persönlich zukommen lassen", sagte sie rasch, bevor es ihr den Hals abschnüren konnte und sie gar nichts mehr herausbrachte. Lorelei stand entgegen ihrer Art völlig stumm daneben, den Blick auf den Boden gesenkt und die Hände so fest ineinander verknotet, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Elwa wusste nicht einmal, wer es ihr gesagt hatte – vielleicht Willehad, vielleicht die seltsame Dame aus der Bibliothek; der König hatte nur ihr und Willehad den Brief des Drachenwarts in unbeeindruckter Sachlichkeit vorgelesen, während Prinz Cristian daneben gestanden hatte und fast zufrieden darüber schien, dass selbst der berühmte Wanderprinz gescheitert war. Dass Elwas Vertrauen in seine Fähigkeiten falsch platziert gewesen war.

Dornen - Das Königreich in FlammenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ