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Nach dem Training war ich immer so hungrig, dass ich dem Mädchen an der Essensausgabe immer anblaffte mir mehr Essen aufzuladen. Sie sah mich immer ängstlich mit ihren großen Reh Augen an und gab mir eine Extra Portion. Natürlich wusste sie, wer ich war. Wie alle anderen und deshalb versuchten sie nicht in meiner Gegenwart aufzufallen und meinen Unmut auf sich zu ziehen. Genau wie Caleb war sie eine der Sklaven, die aber anders, als die anderen nicht die Kristalle befördern musste, sondern zu ihrem Glück eine leichtere Aufgabe hatte. Sie war sehr hübsch, mit ihren langen blonden Haaren und selbst die Lumpen, die sie am Leibe trug ließen sie nicht minder schön aussehen. Wer weiß, was sie tun musste, um an diese Arbeit zu kommen. Aber in der Mine hätte sie keinen Monat ausgehalten. Ich konnte ihr nicht verdenken, dass sie alles tun würde, um zu überleben.

Während ich mein Essen hungrig in mich schlang, wartete ich, dass Des endlich von seiner Besprechung kam. Beim Duschen hatte ich die besten Ideen und hatte mir so schon überlegt, wie ich die Sache angehen würde. Es freute mich schon sehr meinen Plan in die Tat umzuwandeln und Des Gesichtsausdruck zu sehen würde unbezahlbar werden, dass wusste ich jetzt schon.

»Die Besprechung ging etwas länger.«, erklärte Des, als er endlich kam und sich vor mich setzte.

Ich nickte und aß weiter. Und ließ mir meine Vorfreude nicht anmerken.

»Ich schätze du willst einiges wissen nicht?«, fragte er unentwegt. »Was mich wundert ist, dass du nicht wütend auf mich bist. Es scheint dir egal zu sein.«

»Ja. Einiges will ich wissen, aber wieso sollte ich wütend sein. Dank deiner Hilfe bin ich zu einem dunklen Neyfrem geworden.«, antwortete ich.

»Damit hatte ich nicht wirklich was zu tun. Ich habe dich nicht gezwungen deinen Vater zu töten.«, erwiderte er.

»Nein. Du hast für Mehyl spioniert und mich Verraten, damit er planen konnte, dass ich unseren Vater töte. Also warst du praktisch schuld.«, schilderte ich die Tatsache. Er konnte doch nicht ernsthaft glauben, dass er nichts dazu beigetragen hatte.

»Wenn man es so sieht, dann war es wohl meine Schuld.«, gab er zu. »Aber das ist doch bestimmt nicht, was du wissen willst.«

»Ohne dich hätte er wohl nicht erfahren, dass ich mit Nalhyka befreundet war. Ich will wissen, ob du sie getötet hast? «, meine Stimme war eiskalt und ich sah ihn ohne Gefühle in die Augen. Ich musste es nicht einmal vortäuschen, denn ich fühlte nichts mehr, seit ich dunkel geworden war. Es war eine riesige Erleichterung nicht mehr diese ständige Trauer, um Nalhyka zu spüren, die mich zuvor ausgefüllt hatte. Aber zu Wut und Hass war ich noch in der Lage und wenn mich jemand hinterging, würde diese Person sterben. Ohne dass ich einen zweiten Gedanken daran verschwenden musste. Da war Des auch keine Ausnahme.

»Ja. Du musstest dich von ihr lösen. Sie hat dich zu sehr zurück gehalten. Nalhyka war dein Anker zu den Neyfrem und diesen mussten wir lösen. Ihr Tod war nötig, um alles in Gang zu setzen.«, sagte er ohne sichtbare Reue.

»Warum hast du mich verraten?«, fragte ich. Er zuckte zusammen, als er den Blick in meinen Augen sah. »Ich wollte dir helfen. Mehyl ist dein Bruder und er wollte schon immer, dass ihr beide zusammen alles verändert. Du warst immer so dickköpfig und deine ganze Moral über richtig und falsch hat alles nur unnötig erschwert. Über Jahrzehnte hast du dem widerstanden. Erst als du auf die Erde gegangen bist habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass du dich mit ihm verbündest. Du hast nur einen kleinen Schub in die richtige Richtung benötigt. Und ich wusste, wenn du erst mal ein dunkler Neyfrem wärst, würdest du mir dankbar sein.«

»Das bin ich. Aber ich kann dir nicht trauen. «, sagte ich wahrheitsgemäß.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt