~23.3~

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Erst als ich wieder zu Bewusstsein kam, wurde mir bewusst, dass ich eingeschlafen war. Zum Glück lag ich aber nicht mehr in Lucs Armen, sondern auf einem langen Holztisch. Ich versuchte mich aufzusetzen, aber der Raum begann sich vor meinen Augen zu drehen. 
Nachdem ich ein duzend mal geblinzelt hatte, klärte sich meine Sicht. Mein Blick schweifte den Raum, um etwas zu entdecken, was mir ein Hinweis darauf gab, wo ich mich befand.

»Sie ist wach.«, flüsterte eine weibliche Stimme hinter mir. Jemand schritt zu meiner linken. Ich breitete mich darauf vor zu kämpfen. Doch es war nur Caleb.
»Ich dachte schon du wärst tot.«, sagte er und nahm meine Hand in seine.
»Obwohl ich gespürt hatte, dass du nicht tot sein konntest, aber ich habe mir trotzdem Sorgen gemacht.«
Mit einem müden Seufzer entzog ich ihm meine Hand. »Du hast es gespürt?«
»Ja. Genauso wie ich spüre, dass du uns alle retten wirst.«, gab er fröhlich zurück.
»Okey. Na klar.«, erwiderte ich kraftlos. »Was ist passiert? Wo sind die anderen?«
»Du hast Zach gerettet.« Calebs grinsen wurde breiter und ich sah das ihm einer seiner Milchzähne fehlte. Manchmal vergaß ich, wie jung er doch war. »Luc konnte nicht mitkommen. Die anderen sind wieder hier im Lager.«

»Bilde dir nichts ein. Ich brauche Zach noch. Wo ist die Wolfsbestie?«, fragte ich während ich mich aufrichtete.
»Du darfst noch nicht aufstehen. Die Heilerin hat gesagt, dass du mindestens ein paar Tage Bettruhe brauchst, nachdem du so lange bewusstlos warst.«
»Ich war bewusstlos?« Das war nicht gut. Ich sollte doch zur Versammlung der Anführer gehen. »Wie lange?«
»Drei Tage.«, flüsterte er vorsichtig. »Wäre die Heilerin nicht gekommen, hätte dein Körper sich nicht selber davon erholen können. Du wärst für immer blind gewesen. Sie musste deine Augen fast komplett neu konstruieren. Deine Arme…« 

Die hatte ich selber gesehen. Vorsichtig schaute ich an ihnen herunter. Von den Knochentiefen Verletzungen war keine Spur. Da hatte die Heilerin ganze Arbeit geleistet.
»Wo ist die Wolfsbestie?« Sein Blick schellte hinter mich. Ich folgte ihm. Genau hinter mir auf dem Tisch lag er. Sie hatten den Anführer mitgenommen. »Hol die Heilerin wieder und lass sie die Leiche vollkommen heilen. Ich muss den Rest vorbereiten. Die letzten drei Tage habe ich schon verschwendet.«

Drei ganze Tage hatte ich verloren! Aber immerhin dann würde morgen die Versammlung stattfinden. Aber davor musste ich Zach aus Des Körper holen und ihn in den der Wolfsbestie transferieren, bevor sie anfing zu stinken.

»Okey. Ich hole sie schnell, aber ich muss dir etwas Wichtiges zeigen.«, bat Caleb eindringlich.
»Ich habe keine Zeit.« Das wichtigste im Moment war Des zurückzuholen und mir endlich all diese Perlen anzuschauen. Wenn ich alles wusste, dann würde ich endlich verstehen was Maysers Plan war.

»Gib mir nur eine halbe Stunde. Bitte.«, bettelte Caleb. »Du wohnst seit fast einem Jahr hier und niemand hat dir das gezeigt. Glaub mir. Du wirst es nicht bereuen.«
»Ich gebe dir zehn Minuten.«, bot ich an. Caleb grinste breit, als hätte er gewonnen.
»Warte kurz. Ich hole schnell die Heilerin.« Er verschwand bevor ich etwas erwidern konnte. Widerwillig lehnte ich mich auf dem Tisch zurück und starrte an die Decke. Ich musste mir einen Plan zurechtlegen. Ständig stand ich zwischen zwei Fronten, von denen ich beide nicht vollkommen verstand.
Mehyl würde jetzt wohl sehr wütend auf mich sein, dass ich meine Cousins nicht hierhergebracht hatte. Aber bei der Versammlung würde sich mir bestimmt noch eine Chance bieten.

»Sie ist hier. Solange sie die Wolfsbestie heilt, können wir kurz gehen.«, forderte Caleb. Die Heilerin warf ihm einen warnenden Blick zu.
»Du kannst nicht so mit ihr reden.«, flüsterte sie ihm zu. »Du bist nur ein Sklave. Sie kann dich töten.«
Das brachte mich zum Grinsen. »Da hörst du es Caleb.«
»Sie wird mich nicht töten.«, entgegnete er, als wäre es absurd. »Wir sind Freunde.« Die Heilerin sah ängstlich von mir zu Caleb, bis ihr Blick endlich zu der Leiche glitt, wegen der sie hier war.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt