~28.1~

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Mehyl schien den Weg zu dem Berg zu suchen. Doch die Dunkelheit, die um uns herrschte, machte es nicht leichter den Weg zu finden. Doch erst als die Nacht eingebrochen war, erreichten wir den Berg, auf den wir zugesteuert hatten.

»Hier irgendwo muss es sein.«, sagte Mehyl zu mir und deutete auf den Berg.

»Woher weißt du das?«, fragte ich ihn.

»In dieser langen Zeit habe ich schon Speditionen hier hergeleitet. Es ergab sich eine Möglichkeit diese Welt über den Weltenbaum zu betreten. Damals gab es einen Jungen mit Freyas Fähigkeiten. Alle die ich in diese Höhle geschickt habe starben. Die Prophezeiung ist der einzige Weg. Ich habe alles Versucht. Nur du wirst an das Heilmittel kommen.«, erklärte mir Mehyl und sah mich von der Seite aus an. »Du wirst mich doch nicht enttäuschen, Mayser? Nicht wahr?«

Ich verdrehte die Augen. Er versuchte es mit Psychospielchen bei mir? »Natürlich nicht. Ich gehöre zu euch. Wieso sollte ich etwas anderes im Sinn haben? Es gefällt mir bei den dunklen Neyfrem. Außerdem glaube ich, dass dabei mehr für mich rausspringt. Was sollte es mir nützen den Neyfrem zu helfe. Sie haben mir auch noch nie geholfen.« Luc schnaubte neben mir. Entweder er dachte, dass ich meine Worte nicht so meinte oder ihm gefielen sie nicht. Wie dem auch war. Alles was ich gesagt hatte stimmte. Sie hatten mir schon ein Leben gestohlen. Ich hatte versucht alles aufzuhalten und war gescheitert. Nichts würde mich dazu bringen es ein zweites Mal zu versuchen. Es wäre gegen meine Interessen die dunklen Neyfrem zu hintergehen. Selbst wenn ich sie alle besiegte. Was sollte ich tun, als dunkler Neyfrem unter meinem Volk leben? Sie würden mich niemals akzeptieren und ich würde sie niemals ertragen können.

Mehyl nickte mir zu und verschwand. Er sagte, er musste kurz prüfen wo der Eingang war.

»Das bist nicht du, Ivy.«, begann Luc seine Belehrung. »Ich freue mich, dass der Tag der Prophezeiung endlich gekommen ist. So wirst du erkennen, wer du wirklich warst, bist und immer bleiben wirst. Du bist die Mayser die immer um ihr Volk gekämpft hat. Du bist die Ivy die sich selber gefunden hat und ihrem eigenen Erben gefolgt ist. Und du wirst niemals auf Mehyls Seite sein.«

»Na gut. Wenn du das denkst.«, stimmte ich zu, damit er aufhörte mir wiedermal zu erzählen wie gut ich doch im Kern war.

»Ich liebe dich, Ivy. Egal was du tust und wie du dich gibst. Ich weiß wie du wirklich bist und ich glaube daran, dass du das Richtige tust.«, sagte Luc diesmal eindringlicher.

»Warum versuchst du dich mit deinen Worten dann selbst zu überzeugen?«, fragte ich ihn. Luc sah mich lange an und schüttelte schließlich den Kopf.

»Ich habe auf dich gewartet seit ich ein Kind war. Habe gewartet bis die Erwählte kommt, von der die Prophezeiung spricht. Habe gelernt zu kämpfen, um meine eigene Rolle in der Prophezeiung zu erfüllen, aber als du dann da warst, war alles anders. Du warst nicht so wie ich mir dich vorgestellt hatte. Du warst so gelassen, als würde nicht die riesige Bürde auf dir Lasten. Hast mich vor deinem Vater beschützt und ihm im Glauben gelassen, dass du mich für ihn umgebracht hast. Und das obwohl du nichts davon tun musstest. Du wolltest es. Weil es so ist wie du bist. Du bist jemand der kämpft. Für dein Volk. Für deine Freunde. Und für deine Familie.«, ging Lucs Schwafelei weiter. »Du hast mir eine Hoffnung gegeben, die ich noch nie in meinem Leben hatte. Ich war nicht mehr allein in meinem Kampf. Selbst als du zum dunklen Neyfrem wurdest, konnte ich dieses Licht und diese Hoffnung noch in dir sehen. Du hast Caleb aufgenommen und ihn beschützt. Hast einen schwachen und gebrochenen Ivok zu einem Teil von dir gemacht. «

Ich lachte bitter. »Das du mich so siehst. Ich habe meinen Cousin getötet und viele andere Neyfrem. In mir ist weder Hoffnung noch Licht.« Mehyl kam wieder auf mich zu und Luc schwieg. Er schien den Weg zum Ausgang gefunden zu haben, denn er deutete uns ihm zu folgen.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt