~6.4~

759 93 17
                                    


Es dauerte einige Stunden, bis Des sich zur Seite drehte und mich ansah. »Träume ich? Oder ist das eine der Foltern die du dir überlegt hast?«, fragte er mit kratziger Stimme.

»Du träumst nicht. Ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche.«, gestand ich ein.

»Ach? Meine Hilfe? Erinnre mich bitte kurz daran, warum ich dir helfen sollte?«, fragte er verwundert und lächelte, scheinbar froh, dass ich ihn um Hilfe bat. »Wenn ich mich recht erinnere -und das tue ich, da es keinen Tag her ist- hast du meine Seele in einen Dolch gesperrt und mich seitdem von Wesen jagen lassen, die mich unzählige Male zerfleischt haben. Ich wurde erstochen, gesteinigt, verbrannt und mit einem Stein am Fuß ertränkt. Ständig sterbe ich auf grausame art und dennoch verlangst du nach meiner Hilfe?«

»Also wie ich es sehe, könntest du es hier drin noch viel schlimmer haben.«, drohte ich. »Du siehst also du würdest dir damit selber einen Gefallen tun.«

Er setzte sich endlich auf, lehnte sich an den Baum und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Des sah mich durchdringlich an und schien zu überlegen. »Nein. Überzeugt mich nicht. Ich will etwas im Gegenzug.«

»Und was?«, fragte ich ihn genervt.

»Du Schuldest mir etwas. Und wenn es an der Zeit ist, dann gewährst du mir meinen Gefallen ohne Widerrede.«, forderte er.

»Das wünscht du dir?«, fragte ich ihn verwirrt. Warum forderte er ein Gefallen für später und nicht, dass ich ihn frei ließ. »Warum nicht, dass ich dich hier raushole?«

»Das wirst du auch so tun.«, sagte er selbstsicher und lachte.

»Ach denkst du, ja?« Jetzt war ich die, die zu lachen hatte. Dachte er wirklich ich würde ihm nach einer Zeit einfach hier rausholen, nach allem was er mir angetan hatte? Na wenn er so überzeugt davon war, dann sollte er ruhig in diesem Glauben bleiben. Wenn er sich unbedingt Hoffnungen aufbauen wollte. »Was auch immer. Abgemacht.«

Jetzt wo die Bedingungen unserer Zusammenarbeit geklärt waren, setzte ich mich neben ihn.

»Ich weiß nicht, ob ich es dir erzählt habe, aber ich habe jemanden in deinen alten Körper gesetzt, damit ich Mehyl beobachten kann.«, erzählte ich ihm. Hier drin stellte er keine Gefahr für mich da und würde niemanden etwas erzählen können. »Jemand der mich niemals hintergehen würde.« Nach dem die Worte raus waren, sah Des bedrückt zu Boden.

»Du verstehst es nicht Mayser. Ich habe......«, begann er. Ich unterbrach ihn. »Es geht hier jetzt nicht um dich.«

»Hat er meine Erinnerungen?«, fragte er vorsichtig.

»Das dachte ich anfangs, denn als ich ihn in deinen Körper setzte, da spürte ich deine Erinnerungen. Es war als wäre deine Erinnerungen zwar mit dir gegangen, aber eine lokale Kopie in deinem Körper geblieben. Aber der neue Des kann nicht auf sie zugreifen, so als wäre es eine passwortgeschützte Kopie, auf die nur du zugreifen kannst. Deshalb mussten wir etwas improvisieren. Aber es klappt ziemlich gut.«

»Also warum brauchst du dann meine Hilfe, wenn alles so gut bei dir läuft.«, fragte er mich.

»Attica weiß alles.«, erklärte ich schließlich. »Und sie will Mehyl nichts sagen. Warum?«

»Woher sollte ich das wissen?«, fragte Des, doch ich konnte ihm ansehen, dass er mehr wusste, als er zugeben wollte.

»Sprich.«, forderte ich. »Das war die Abmachung.«

Er seufzte, bevor er begann zu sprechen: »Du weißt noch, was ich dir über ihre Familie erzählt habe?« Ich nickte. »Einer der Neyfrem, die sie erpressten ihren Vater zu töten war Mehy. Er war damals erst seit paar Monaten ein dunkler Neyfrem und er sollte als eine seiner Prüfungen Attica dazu bringen dunkel zu werden. Atticas Vater war alles für sie. Sie haben sich sehr geliebt. Doch als Mehyl drohte ihre Halbgeschwister zu töten, hätte sie für ihren Vater dieses Opfer gebracht, doch sie wusste, dass das nicht sein Wunsch war und er sie für immer gehasst hätte. Ihr Vater flehte sie an ihn zu töten. Also tat sie es.«

»Also hasst sie Mehyl.«, stellte ich fest.

»Das ist noch untertrieben. Sie ist so weit aufgestiegen nur um die Möglichkeit zu haben ihn zu töten. Aber es ist nicht so leicht einen dunklen Neyfrem zu töten.«, erklärte er. Als er meinen verwirrten Blick sah fuhr er fort: »Eines der wenigen Möglichkeiten einen dunklen Neyfrem zu töten ist durch die Familie. Deshalb konntest du deinen Vater so leicht töten. Sonst wäre es auch für Kinder von zwei dunklen Elternteilen fast unmöglich sich zu verwandeln. Es gibt noch eine Möglichkeit einen dunklen Neyfrem zu töten, aber darum geht es jetzt nicht. Attica wollte am Tag bevor du gefangen wurdest, ihren Plan in die Tat umsetzen und Mehyl umbringen. Sie hatte an alles gedacht und wollte beginnen, als sie von dir erfuhr. Attica sah es als Schicksal und stellte den Plan ein. Ich denke sie will dir helfen, damit du Mehyl umbringst.«

Das ergab Sinn. Obwohl sie ihren Vater nicht mehr liebte, nach dem sie sich verwandelt hatte, hatte sie dennoch die Wut gespürt. Genauso wie bei mir und Des Verrates. »Woher weißt du das alles?«

»Ich habe ihr geholfen.«, gestand er und sah mich musternd ab, als würde er auf meine Reaktion warten.

»Warum?«, fragte ich ihn gleichgültig.

»Na warum wohl.« War seine nichtssagende Antwort. »Naja es wäre schön weiter mit dir zu sprechen, aber die Folter wartet auf mich.« Wollte er mich wirklich rauswerfen? Dieser Idiot.

»Bleib hier.«, sagte ich schließlich.

»Aber hier ist es schön.«, sagte er verwundert. »Oder kommt gleich ein Tsunami und ertränkt mich?«

Ich schüttelte den Kopf. »Außer du bestehst darauf.«

»Wir da jemand weich?«, fragte er und lachte. Obwohl der Baum an den Des gelehnt war ein Ahornbaum war, bildete ich eine Kokosnuss und ließ sie auf seinen Kopf fallen.

»Au. Was soll das?«, fragte er entrüstet.

»Du bleibst nur hier, weil ich bald bestimmt noch mal komme und antworten von dir brauche. Und ich habe keine Lust wieder zu warten bist du zu Bewusstsein kommst. Aber wenn unsere Abmachung endet gehst du wieder dahin, wo du hergekommen bist.« Mit diesen Worten verschwand ich. Ich kehrte in mein Zimmer zurück.

Doch ich sollte lieber mit dem falschen Des reden und ihm alles was ich erfahren hatte erzählen. Er konnte auf Atticas Hilfe Angewiesen sein. Also machte ich mich auf den Weg zu seinem Zimmer. Die Gänge waren nicht beleuchtet und so fand ich den weg nur schwer. Ich spürte, wie jemand direkt hinter mir stand. Schnell drehte ich mich um, doch selbst in der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass da niemand war. Ich wandte mich ab und lief weiter. Doch ich spürte eindeutig, dass da jemand war und mir folgte. Jemand beobachtete mich.

~~~~~

Wer denkt ihr steckt in Des Körper?

Und wer beobachtet Mayser?

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt