~27.1~

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 Attica und Des hatten innerhalb der kürzesten Zeit Mehyls gesamte Arme zusammengerufen. Nur drei duzend Soldaten sollten im Lager zurückbleiben, um die Gefangenen zu bewachen.

Jeder einzelne der dunklen Neyfrem die nun vor mir auf dem Feld standen hatte einen von den roten Kristallen -die in den Mienen befördert wurden- in der Hand. Auch Luc hatte einen von Des zugeworfen bekommen. Die Vorfreude konnte man förmlich spüren. Es war ein Ereignis, auf das viele Jahrzehnte gewartet hatten. Manche der jüngeren sogar ihr ganzes Leben.

»Warum nimmst du die ganze Armee mit? Denkst du etwa auf dem verlassenen Planeten wartet ein Heer an Soldaten auf dich?«, fragte ich Mehyl telepathisch.

»Etwas wartet dort auf uns seit vielen Jahren. Ob nun Soldaten oder etwas anderes weiß ich nicht. Aber Hermes wird es uns nicht leicht machen an das Heilmittel zu kommen. Davon hängt zu viel ab. Wir werden die stärkste Macht sein, die es geben wird.«

»Mutter wäre bestimmt stolz auf dich.«, sagte ich ironisch und lachte. Der Gedanke ließ mir keine Ruhe. Deshalb war mir dieser Kommentar wahrscheinlich herausgerutscht.

Auch Mehyl entfuhr ein Lachen, bevor er sich an Attica wandte. »Deshar soll Freya jetzt bringen.«

»Ich begleite ihn.«, wandte ich ein. Wenn Freya wusste, dass Des nicht mehr Zach war, würde es ein Aufstand geben. Sie würde sicherlich annehmen, dass ich ihn umgebracht hatte. Mehyl nickte und gab mir eine Phiole.

»Das ist um die Zelle zu öffnen.«, erklärte er.

Des stand immer noch wo er zuvor gestanden hatte und sah Luc wütend an. Dieser sagte etwas und Des machte einen Schritt auf ihn zu, als würde er ihn schlagen wollen. Ich ging auf ihn zu und er zuckte zusammen, als ob ich ihn bei etwas erwischt hätte.

»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«, sagte Luc breit grinsend.

»Warum sollte ich auch? Du!« Befahl ich einen Soldaten zu uns. »Behalte ihn im Auge, bis wir zurück sind.«

Des sah mich verwirrt an, reichte mir jedoch seine Hand, als ich ihm meine hinhielt. Ich sah noch im Augenwinkel, wie er Luc provozierend angrinste bevor wir verschwanden.

****

Wir standen außer Hörweite von Freyas Zelle.

»Tue so als ob du noch Zach wärst. Sonst denkt sie noch, dass ich ihren Freund getötet habe.«, sagte ich eindringlich.

»Und wie ist Zach?«, fragte er.

»Umarme sie einfach und sag ihr, dass sie uns vertrauen soll. Sag sonst nichts mehr. Warte hier. Du kannst nicht in ihre Zelle.«

Ich ging auf Freyas Zelle zu. Wenn alles gut ging würde sie uns glauben. Freya saß auf ihrem Bett und starrte an die Decke.

»Geht es dir gut?«, fragte ich vorsichtig.

Ihr Kopf zuckte ruckartig zu mir. »Ich hatte einen Alptraum. Geht es Zach gut?«

»Ja. Ihm geht es gut.«, sagte ich in meiner monotonsten Stimme. »Er steht draußen. Wir haben einen Plan. Mehyl wartet auf uns. Wir konnten dich nicht vorher besuchen und dich einweihen. Aber tue einfach was wir sagen und verrate niemanden etwas.«

Sie sah mich misstrauisch an. »Was ist mit dir? Denkst du ich vertraue dir? Ich habe dich viele Menschen töten sehen, noch vor ein paar Tagen, als wir bei deinen Cousins waren. Denkst du wirklich ich glaube, dass du dich verändert hast? Ich weiß auf welcher Seite du stehst.«

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt