~27.3~

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Dieser Volari war vielleicht ein besserer Drache als ich, aber dafür hatte ich meine Kräfte. Ohne zu vergessen, dass ich weiter mit den Flügeln schlagen musste, beeinflusste ich die Hyse um mich herum. Ich konnte spüren wie sie floss und wie der Volari große Mengen von ihr in sich einzog. Als ich die Hyse vom Einfließen in die Lungen des Drachen hinderte, keuchte der Volari. Er versuchte wieder die Kontrolle über seine Lungen zu bekommen und sie zum Atmen anzuregen, aber es war zwecklos. Nun war es nicht mehr schwer einen Angriff zu starten. Meine Krallen schlugen, durch seine Schuppen in sein Fleisch. Ich spürte sein zähes Blut an meinen Tatzen entlang kriechen, bevor es von der Hyse mitgerissen wurde. Der Volari kreischte schmerzerfüllt. Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, doch dazu war ich in dieser Form nicht in der Lage. Der Volari blinzelte und bohrte schließlich sein Blick in meinen. Es kam mir vor wie in Zeitlupe, als meine Krallen sich aus seinem Fleisch lösten und er fiel. Mit rasender Geschwindigkeit näherte er sich wie ein Meteorit dem Boden zu.

Einer wäre erledigt. Warum hatte Mehyl solchen Respekt vor diesen Kreaturen. Sie mochten vielleicht groß sein und Feuer speien, aber sie waren nicht sonderlich schwer zu töten. Es waren noch etwa drei Volari in der Luft. Suchend blickte ich zu Luc und entdeckte ihn einige Meter von mir entfernt. Er hatte bereits einen umgebracht, wie ich sehen konnte und wurde nun von zwei gleichzeitig attackiert. Auf dem Boden kämpften einige Soldaten gegen den letzten Volari. Gerade als ich wieder zu Luc blickte und ihm einen der beiden Wesen abnehmen wollte, fing er kurz meinen Blick auf. Schnell hielt er ihn nicht, da er sonst von einer Feuerwolke erwischt worden wäre. Als er die Gefahr abgewendet hatte, huschte sein Blick schnell wieder zu mir und er schien mir etwas zuschreien zu wollen. Dadurch sah er den nächsten Angriff der Kreatur nicht kommen und eine riesige Feuerwolke streifte seine linke Seite. Luc reagierte schnell und zog seinen Flügel ein, doch damit konnte er nicht verhindern, dass sein ganzer Arm versenkt wurde. Wenn er nicht sterben sollte, musste ich ihm helfen. Ich breitete meine Flügel aus und wollte sie zum schlagen aufziehen, als mich eine immense Kraft an der Brust traf. Mein Gehirn setzte aus und ich konnte nicht mehr klar denken. Ich konnte nicht mal den Ursprung der Schmerzen ausmachen, welche sich in meinem ganzen Körper verteilten.

Wind sauste durch meine Schuppen. Schnell blinzelte ich, um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Ich musste schnell mit den Flügeln schlagen, wenn ich nicht auf dem Boden zerbersten wollte. Meine Flügel verweigerten den Befehl. Allerdings wurde meine Sicht klarer. Anders als ich angenommen hatte, raste ich nicht auf den Boden zu, sondern wurde Richtung Himmel gerissen. Schielend blickte ich an mir herab. Der Volari den ich gerade getötet hatte, war auf Rache aus. Diese Wesen waren anscheinend nicht so leicht zu töten, wie ich angenommen hatte. Ich beherrschte die Hyse um uns herum und bremste ihn so aus. Diesmal sollte ich nicht so dumm sein und es mit den Gleichen Mitteln versuchen. Also ging ich in seine Gedanken. Doch bevor ich eintreten konnte, wurde ich von einer unglaublich robusten Barriere blockiert. Was waren diese Wesen. Wie konnten sie so gut wie gegen jede Fähigkeit eines Neyfrems immun sein?

Nun gut. Dann musste ich sie wohl auf die altmodische Art töten. Ich ließ mich im Sinkflug in die Tiefe fallen. Sofort folgte mir der Volari. Er war geübter im fliegen als ich, weshalb er mich auch schnell einholte. Doch damit hatte ich gerechnet. Schnell zog ich meine Flügel ein und rammte mein gesamtes Gewicht auf seinen. Jeder Knochen in mir vibrierte. Die Verwirrung des Volaris nutzte ich aus, um wieder nach oben zu steigen. Sobald ich einige Meter über ihm schwebte, positionierte ich meine Krallen und ließ mich auf den Volari fallen. Dieser rollte sich in der Luft zur Seite und brüllte laut. Gut so. Er sollte sauer werden. Wieder schnürte ich dem Volari mit meinen Fähigkeiten die Luft ab. Es schien ihn zu stören. Nicht so sehr, dass er starb, aber genug, um keuchend nach Luft zu schnappen. Da seine Konzentration nun auf seine Atmung lag, griff ich an. So schnell ich konnte, sauste ich auf ihn zu und schnappte nach ihm. In letzter Sekunde konnte er meinen Angriff ausweichen. Doch ich ließ nicht von ihm ab. Durch seine Abwehr hatte er mir freie Sicht auf seine Kehle gelassen. Mit voller Kraft bohrte ich meine spitzen Zähne in seinen Hals. Er zuckte und versuchte mich von sich weg zu stoßen, doch ich ließ nicht locker. Die ruckartigen Bewegungen verschlechterten seine Situation nur. Unmengen von Blut floss mir in den Mund. Bevor sich der Volari befreien konnte, riss ich ihm, mit einem letzten Ruck, die Kehle raus. Das konnte er nicht überleben. Sein massiger Körper zuckte noch ein duzend mal, bevor sein Körper endgültig Richtung Boden raste.

Wieder schaute ich mich um. Luc schien immer noch Probleme mit einen der Volari zu haben. Es schien nicht gut um ihn zu stehen. Bevor mich sein Volari entdeckte ging ich einige Meter unter ihn in Stellung. Nun verwendete ich schon dieselbe Taktik, wie der Volari der mich vorhin angegriffen hatte. Meine Flügel brannten, durch die ganze Anstrengung. Mit letzter Kraft stieg ich zum Volari auf und biss wie dem Volari zuvor, so fest es mir Möglich war in seine Kehle. Der Volari und Luc hatten mich nicht kommen sehen. Ich riss meinen Kopf zur Seite und ließ das abgetrennte Stück fallen. Bevor der Volari auf mich fiel, flog ich zur Seite und stellte mich Luc gegenüber.

»Nicht schlecht für einen Neyfrem.«, lobte ich Luc.

»Bist du verletzt? Der Angriff von dem Volari sah schmerzhaft aus.«, fragte Luc. Seine Stimme klang besorgt.

»Nein. Was ist mit deinem Arm? Medium oder Rare?« Mein Blick glitt zu seinem angebrannten Arm.

»Keine Sorge. Mit geht es gut. Nur eine kleine Verbrennung. Nichts was eine Heilerin nicht hinbekommen würde.«, sagte er und grinste mich glücklich an. Er sollte nicht so lachen. Es war nicht so, dass ich mir um ihn Sorgen machte. Ich hatte nur meinen Witz rausbringen wollen.

»Dann geh zu der Heilerin. Eine ist irgendwo da unten.«, sagte ich und deutete auf Mehyl und die Soldaten. Sie hatten uns fast die ganze Arbeit gelassen. Nur einen einzigen Volari hatten sie erledigt. Auch ihre Fähigkeiten waren wohl nutzlos gegen die Volari. Meine Gedanken wanderten zu Rrrru. Mit einem Volari eine Verbindung zu haben, wäre für einen dunklen Neyfrem von großem Vorteil. Beide Kräfte vereint machten ein unbesiegbares Team aus. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass ein Volari eine solche Verbindung eingehen würde. Dafür schienen sie mir zu eigenwillig zu sein.

Luc landete auf dem Boden und ich tat es ihm gleich. Die Rückwandlung verlief schneller als zuvor. Von Luc hörte ich ab und zu einige Schmerzenslaute, doch auch bei ihm ging es zügiger als bei der Verwandlung. Als ich sein Arm sah, verstand ich auch warum. In seiner Menschlichen Form sah die Verletzung schlimmer aus. Seine Haut war fast am ganzen Arm versenkt. Das musste sich eine Heilerin ansehen. Fast als hätte sie meine Gedanken gehört trat sie zu uns vor.

»Mayser, benötigt Ihr einen Heiler?«, fragte sie vorsichtig, um mich nicht zu beleidigen. Ich schüttelte den Kopf und deutete auf Luc.

»Er hat einen nötig. Kümmere dich um ihn.«, befahl ich. Sie sah Luc unschlüssig an. Es wiederstrebte sie, einen Neyfrem zu heilen. Doch es war ein Befehl gewesen. Ihr blieb keine andere Wahl. Es dauerte nicht lange, bis sie zur Seite trat und freie Sicht auf Lucs Arm ließ. Wo zuvor seine Verkohlte Haut zu sehen gewesen war, zeigten sich nun keinerlei Spuren davon.

Ich spürte wie Mehyl nun auch neben mich trat. »Mayser. Das hat zu lange gedauert. Wir haben heute keine Zeit für so etwas. Wir haben einen strengen Zeitplan.«, sagte er, als habe ich mir ausgesucht von diesen Volari angegriffen worden zu sein.

»Ihr hättet ruhig helfen können.«, betonte ich genervt, über seine ständigen Forderungen.

»Es sah aus, als hättet ihr alles im Griff. Außerdem müssen wir unsere Kräfte schonen. Wer weiß, was uns alles auf dem Weg zum Heilmittel noch angreift. Wir sollten nicht alle unsere Kräfte an nur eine Art verschwenden.«, gab er nachdenklich zu bedenken. Immer der Pragmatische. Mehyl und ich glichen uns in keiner Weise. Wo er logisch nachdachte bevor er handelte, war ich jemand der sofort zu den Waffen griff und einen Angriff startete. Deshalb hatte ich es wohl in meinem früheren Leben nicht mit ihm aufnehmen können. Er war mir immer einen Schritt voraus.

»Wir sollten gehen, bevor es zu spät wird. Eine weitere Möglichkeit wird sich uns nicht geben. Heute muss sich die Prophezeiung erfüllen. So steht es geschrieben.«, erklärte er, während er mich zu dem Rest der Gruppe führte. Luc und die Heilerin folgten uns.

Wir begannen den Weg zu dem Heilmittel. 

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt