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Die Wärme des Lagerfeuers umarmte mich, wie einen alten Freund. Meine Wut auf Luc und vor allem auf mich selber wich langsam von mir. Die Flammen schlängelten sich umeinander und kämpften um die Hyse, als würde nur der stärkere sie erhalten. Sie wurden heller, als freuten sie sich länger am Leben bleiben zu können nur um im nächsten Augenblich von einer größeren Flamme verschlingt zu werden. Ich war wie in Trance, völlig gefangen von dem Spiel des Feuers. Meine Hand näherte sich den Flammen. Ich bildete eine Hyseblase um meine Hand, wie ein Handschuh. Undurchdringlich. Hielt es dem Feuer hin, um sie zu nähren. Sie zu stärken und sie brüllten wohlwollend. Eine große Säule Feuer bildete sich und schoss in den Himmel. Das Bild das sich mir bot, war atemberaubend. Ich zog meine Hand zurück und die Säule schrumpfte wieder in sich zusammen.

Ich atmete tief ein und sah mich um. Die Magie war zum Teil zurückgekehrt. Ich spürte es deutlich in der Hyse. Nichts so deutlich, wie zuvor, aber dennoch deutlich genug. Meine Energie versuchte die Kraft zu greifen, aber diese wand sich geschickt, wie eine Schlange um meinen griff. Nicht einmal berühren konnte ich sie.

Mein Blick wanderte am Lagerfeuer entlang und ich sah direkt in Kates starrenden Augen. Ich schob mein Stolz beiseite und ging auf sie zu. Jeder Zelle meines Körpers wiederstrebte, was ich als nächstes sagte. Bevor ich was sagte atmete tief ein und sah ihr tief in die Augen, um sie zu überzeugen, dass ich es ernst meinte. »Es tut mir leid.« Kate sah mich überrascht an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Erst dachte ich, dass sie nichts darauf antworten würde, denn sie sah mich nur nachdenklich an. »Macht nichts. Ich weiß, du hast viel durchgemacht. «, plapperte sie los und wie immer gab es kein halten. »Ich kann doch nicht lange auf meine beste Freundin sein. Du bist wie eine Schwester für mich. Naja wie eine Schwester, die ich lange nicht mehr gesehen habe und die anscheinend auch nichts mehr von ihrer Familie wissen will.«

»Natürlich, will ich was von euch wissen.«, würgte ich hervor. Man sollte meinen, dass mir das Lügen jetzt leichter Fallen würde. Dem war jedoch nicht so. Zumindest nicht in dem Gebiet der Gefühlsduseleien.

»Warte. Du bist doch nicht wie meine Schwester. Sonst wäre das zwischen dir und Jay damals komisch gewesen.«, sagte sie, als sei es ein Witz und lachte. »Komm. Jay freut sich bestimmt unglaublich dich zu sehen.«

»Wo ist er eigentlich? Vorhin stand er nicht bei euch.«, fragte ich und versuchte sorge in meine Stimme zu legen.

Ihr Blick wurde undurchdringlich und ihre Miene verdüsterte sich. »Er soll dir das lieber selber erzählen.«, sagte sie kryptisch.

Sie führte mich etwas abseits des Lagerfeuers, in Richtung des Waldes. Doch wir betraten den Wald nicht, stattdessen liefen wir über einen kleinen Pfad entlang der Bäume. Dort saß nicht weit von uns eine Gestallt auf einen hölzernen Stuhl. Hier war die Musik noch hörbar und man konnte das Fest in sicherer Entfernung sehen. Wir näherten uns der Gestallt und ich konnte erkenne, dass es Jay war. Warum war er hier ganz alleine, statt bei den anderen beim Fest?

»Ivy?«, schrie er fast. »Bist du das wirklich?« Als wir vor im standen konnte ich sehen, dass ihm Freudentränen über die Wangen liefen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich früher auch so emotional gewesen sein sollte. Diese zwei waren sehr nah am Wasser gebaut.

»Warum bist du nicht da unten?«, überging ich seine Frage. Seine Freude ließ nach und er sah zu sich runter.

»Ich habe keine Lust mich bemitleiden zu lassen.«, erwiderte er grimmig.

»Warum sollten sie dich bemitleiden?« Er wechselte mit Kate einen Blick und sie schüttelte den Kopf. »Weil ich in diesem Stuhl sitze und nicht mehr aufstehen kann.«

»Was meinst du?«

»Ich kann nicht mehr laufen. Meine Beine sind gelähmt.« Seine Worte waren ein flüstern, welches vom Wind weggetragen wurde, als seien sie nie über seine Lippen gekommen. Ich zuckte mit den Schultern. Sein Zustand war mir egal. Jay hatte bis jetzt echt Unglück hier auf Gaia gehabt. Zuerst war er vergiftet worden und jetzt war er gelähmt.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt