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Das Wasser kam rasend schnell auf mich zu, wie ein Hurrikan. »Bist du verrückt geworden?«, schrie ich ihm entgegen. Bevor das Wasser über mir einbrach, bildete ich eine Stabile Hyseblase um mich herum. Fest genug, um das Gewicht des Wassers über mir halten zu können. Die Welle brach über mir ein. Als sich das Wasser gelegt hatte, bildete ich eine Hyseblase um meinen Kopf und schwamm an die Oberfläche. Währenddessen hatte sich Des schon aus seiner Hyseblase befreit und war ins Wasser getaucht. Es schien, als würde das Wasser in einem Behälter mitten auf dem Feld sein. Das Wasser hatte ein Radius von gerade mal zehn Meter und hörte dann abrupt auf.

»Woher hast du das ganze Wasser her?«, fragte ich ihn überrascht.

»Von einem See. Der war in der Nähe der Arena.«

»Und du kannst so viel Wasser auf einmal transportieren?« Er nickte nur. »Du bist ein Idiot. Du weißt aber schon, dass ich dir einfach die Hyse aus den Lungen ziehen könnte?«

»Und ich könnte dich unter Wasser ziehen und du würdest ertrinken.«, erwiderte er.

»Das Wasser besteht aus Hyse, also könnte ich noch atmen.«, widersprach ich.

»Bist du eigentlich immer so eine Klugscheißerin?«, fragte er mich lachend.

»Und bist du immer so freundlich?«, konterte ich und lachte. Das Wasser um uns herum wurde wärmer. »Hast du gerade ins Wasser gepinkelt?«, fragte ich ihn schockiert.

Wir beide sahen uns ernst in die Augen und auf einmal fingen wir beide an, den Lachkrampf unseres Lebens zu haben. Es war eins dieser Lachanfälle, die nie enden, weil man sofort wieder an die Situation denkt und der Teufelskreis von neuem anfängt. Als er endlich wieder Hyse bekam, sagte er: »Du hast gezittert. Ich habe es nur etwas erwärmt.« Wir schwiegen.

»Also gut lass uns hier rauskommen.«, unterbrach er schließlich die Stille. Das Wasser kroch diesmal übers Feld und verließ die Arena, wie eine Nachtschnecke. Jetzt, wo das warme Wasser verschwunden war, war es ziemlich kalt. Wieder begann ich zu zittern, aber versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Doch Des entging es nicht und schloss mich in eine feste Umarmung. Er war warm und ich schmiegte mich an ihm, um die Kälte zu ersetzen.

»Du bist die, die Hyse manipulieren kann. Kannst du die Hyse nicht aufwärmen?«, fragte er.

»Hmm.«, fragte ich abwesend. »Oh ja. Aber mir ist gerade warm.« Sein lachen ließ seine Brust beben. Ich spürte seinen Blick auf mir und blickte zu ihm hoch.

»Ich hatte mir dich ganz anders vorgestellt.«, gestand er.

»Heißt das, du hast über mich nachgedacht?«, neckte ich ihn.

»Ja.«, gab er zu. Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. Es war mein erster Kuss, also konnte ich es nicht vergleichen, aber es fühlte sich besonders an. Des küsste mich erst leicht und behutsam, bevor der Kuss intensiver und fordernder wurde. Als seine Lippen sich von meinen lösten, grinste er mich an. Ich erwiderte sein Grinsen. »Das habe ich mir auch oft vorgestellt.«, flüsterte er.

Als ich die Augen öffnete und in meinem Zimmer war, war ich erst verwirrt. Es hatte sich so echt angefühlt. Ich hatte nichts mehr gespürt, seit ich ein dunkler Neyfrem war, aber das war so echt gewesen, als ob ich es nochmal erlebt hatte. Jetzt wo ich aber wieder in meinem Zimmer war, waren alle meine Gefühle wieder verschwunden. Es war schmerzhaft gewesen Maysers Gefühle zu spüren, sie haben in mir Gebrannt und mich zu töten gedroht. Nie wieder wollte ich das fühlen. Ich war sehr zufrieden, wie die Sachen geradestanden.

Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, also hatte ich noch Zeit, mir die nächste Perle anzuschauen. Ich zog die anderen zwei, die leuchteten aus dem Beutel. Eine von ihnen hatte eine eher grünlichere Farbe. Während die andere genauso blau war wie die Restlichen.

Jemand riss die Tür zu meinem Zimmer auf und kam hereingestürmt. Ich drehte mich zur Tür und sah, dass es Caleb war. »Hast du den Alarm nicht gehört?«, fragte er hysterisch. »Du musst schnell rauskommen. Mehyl wird zu allen sprechen.«

»Wie dramatisch.« Ich verdrehte die Augen. »Hätte er nicht vorher Bescheid geben können? Ich geh nicht hin. Hab etwas zu tun. Wenn er mir etwas sagen will, dann soll er mir nicht aus dem Weg gehen.«

»Du verstehst es nicht! Es muss etwas Wichtiges sein. Das hat er noch nie gemacht. Die meisten von uns wissen nicht einmal wie er aussieht.«, erklärte Caleb und flog nur so über jedes einzelne Wort. »Bitter Ivy. Komm.«

Genervt musterte ich ihn. Es schien ihm sehr wichtig zu sein, dass ich mitkomme. »Warum ist dir meine Anwesenheit so wichtig.«

Er grinste. »Wenn du da bist, dann könnte vielleicht etwas was er sagt wichtig für dein Plan sein. Etwas, was ich übersehen würde, wenn ich dir erzähle, was er gesagt hat.«

»Halt dich da raus, Caleb!«, erwiderte ich. »Also gut ich komme mit.«

Er eilte zur Tür und ich folgte ihm, nachdem ich die Perlen weggepackt hatte. Caleb wusste genau wo wir hingehen mussten, denn er packte meine Hand und zog mich hinter sich her. Während er mit seinen kleinen Beinen schon rannte, lief ich schnell neben ihm her.

»Wie wäre es, wenn wir uns hinteleportieren, statt hier durch das ganze Lager zu rennen?«

Erst jetzt schien ihm bewusst zu werden, dass es wohl das schlauste war, wenn man es eilig hat. Er nahm meine Hand und teleportierte uns vor die Halle.

»Wie konntest du nur nicht den Alarm hören?«, fragte er mich verwundert.

»Ich war in Gedanken.«, verteidigte ich mich. »Aber ich wusste nicht, dass ich dir Rechenschaft schuldig bin.«

»Bist du.«, sagte er voller kindlicher Naivität und wurde langsamer. »Wir sind Freunde und ich helfe dir bei deinem Plan.«

Als ich Richtung Trainingshalle blickte, sah ich, dass wirklich alle dunkel Neyfrem hier sein mussten. Die Halle war überfüllt und alle standen zusammen gepresst bei einander. Die Soldaten unten und die Adeligen auf einer Art Tribüne. »Du musst da hoch.«, sagte Caleb und deutete nach oben. Ich teleportierte uns auf die Tribüne und setzte mich auf einen freien Stuhl. Wir waren gerade noch rechtzeitig angekommen, denn im nächsten Moment erschien Mehyl.


Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt