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Als wir auf der anderen Seite des Weltenbaumes ankamen, sackte ich zusammen und ließ meine Kontrolle entgleiten. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr unter Verschluss bringen. Zu viele Menschen waren mir genommen worden. Was hatte ich nur getan? Ich hatte Des einfach im Stich gelassen. Ich begann zu weinen. Luc kam in die Hocke vor mir und schwieg. Seine bloße Präsenz machte mir ein schlechtes Gewissen. Ich hatte um ihn gekämpft. Hatte Des einfach sterben lassen. Hatte keinen Finger gerührt, um Mehyl aufzuhalten.

»Ivy. Des hat es verstanden. Seine letzten Worte an mich, waren das ich uns da rausschaffe.«, versuchte Freya meine Schuldgefühle zu dämpfen. Doch das machte es nur noch schlimmer. Des hatte so selbstlos gehandelt und ich hatte ihn schon aufgegeben. Wegen mir hatte er erst dieses zweite Leben führen müssen und was hatte ich getan? Ihn ein Jahr in einen Dolch gesperrt und ihm Mehyls Tyrannei ausgesetzt.

Ein lautes Kreischen ertönte und ich schreckte auf. Ein kribbeln durchfuhr mich. Ich blickte mich suchend nach meinem Ivok um. Es kam auf uns zu gerannt und warf mich fast um, als es sich auf mich stürzte.

»Ich habe dich auch vermisst Großer.«, sagte ich und schlang meine Arme um ihn. Nur Rrru konnte mir diese Art von Trost bringen.

»Rrru.«, schrie Caleb. Als er uns entdeckte, kam er auf uns zu gerannt. »Deshalb ist er wie ein wahnsinniger verschwunden. Ihr werdet nicht glauben was gestern alles passiert ist. Alle Anführer Gaias sind hier! Wir haben die Gefangenen aus den Kerkern geholt und die letzten dunklen Neyfrem eingesperrt. Wir wissen nur nicht wie wir sie töten können.« Caleb plapperte, ohne Luft zu nehmen. Seine euphorische Art hätte fast ein Grinsen auf meinem Mund gezaubert.

Attica sah mich an. Trat auf mich zu in strich mit dem Daumen über meine Wange. »Damit.«, sagte sie und drückte Caleb ihren Daumen in die Handfläche.

»Wir haben ein paar dunkle Neyfrem in die Kerker gesperrt. Es sollten die letzten sein, die geblieben sind. Du musst dann mit uns kommen. Eine wird nicht reichen.«, erklärte er. »Was ist mit den anderen dunklen Neyfrem und Mehyl? Habt ihr alle besiegt?«

»So könnte man es nennen.«, antwortete ihm Freya. Caleb sah von mir zu Luc.

»Wo ist Des?«, fragte er schließlich und schaute sich suchend um.

Alle schwiegen und ich gluckste. »Oh tut mir echt leid.«, sagte Caleb und umarmte mich, so fest er konnte.

»Dir muss es nicht leidtun. Es war meine Schuld.«, sagte ich kalt.

»Du bist nicht schuld. Hättest du anders gehandelt, wären viel mehr gestorben. Wir hatten keine andere Wahl. So werden die dunklen Neyfrem für immer eingesperrt bleiben.«, widersprach Luc und legte seine Hand auf meine Schulter.

»Da seid ihr ja!«, rief der Anführer der Zyern erfreut. »Wir sind deinem Ruf gefolgt, Luc. Du hattest recht bei allem, was du gesagt hattest. Aber alle anderen sind schon geflohen. Wir konnten nur wenige gefangen nehmen.«

»Um die anderen haben wir uns schon gekümmert. Die werden nie wieder jemanden verletzten können. Da wo sie sind, wird es ihr Gefängnis bis in alle Ewigkeit sein.«, erklärte Attica und hob ihre Hand, um den Anführer der Zyern davon abzuhalten zu sprechen. »Bringt uns zu den Gefangenen.«

Er nickte und begann voraus zu laufen. Rrru und Caleb begleiteten uns zu den Kerkern. Als wir die Treppen zu den Zellen herabstiegen, kam mir ein Schauder über den Rücken. So viele Neyfrem waren hier schon gestorben, damit ihre Kinder ihr dunkles Blut aktivieren konnten.

Als die anderen Anführer uns sahen, nickten sie uns respektvoll zu. Einige wagten es nicht uns in die Augen zu schauen. Sie hatten die ganze Zeit geleugnet, dass es diesen schrecklichen Ort gab. Hatten es nicht realisieren wollen, um diese schwere Entscheidung zu umgehen.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt