~13.3~

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Luc folgte mir schweigend zu unserem alten Trainingsplatz. Ich konnte deutlich an seinem Gesicht sehen, dass er etwas loswerden wollte. Dennoch schwieg er bis wir an unseren Platz angekommen waren. »Also gut wollen wir dann?«, fragte ich ihn schnell, bevor er etwas anderes sagen konnte. Er musterte mich.

»Ich glaube nicht, dass du in diesem Kleid kämpfen kannst.«, erwiderte er amüsiert.

»Natürlich kann ich.« Ich ging in Stellung und winkte ihm mit der Hand, damit er begann auf mich loszugehen. Das hatte ich oft in den Filmen von der Erde gesehen. In den alten Klassikern aus China. Damals wollte ich immer genauso kämpfen, obwohl ich wusste, dass die Schauspieler das nur durch die Spezialeffekten konnten. Kate und ich hatten und oft die Nächte um die Ohren geschlagen um alte Filme zu sehen und bei den Karatefilmen gegeneinander gekämpft, was oft dazu geführt hatte, dass wir nicht mehr atmen konnten vor Lachen.

Luc lachte. »Denkst du, du wärst Jackie Chan?« Ich schaute ihn überrascht an. Ich hatte komplett vergessen, dass Luc sehr lange auf der Erde gelebt hatte und selber auf die alten Klassiker stand. Was echt komisch war, da nicht mal Menschen sie gerne schauten. Sie gaben sich nur noch mit den neusten Filmtechniken zufrieden und wollten alles spüren können, statt es nur zu sehen. Sie hatten sich von ihrer eigenen Geschichte abgewandt und wollten nur noch nach vorne blicken. Auf das was die Zukunft für sie bereit hielt, statt auf die Vergangenheit zurückzublicken.

»Na los.«, forderte ich ihn ungeduldig auf.

»Wenn ich gewinne will ich, dass du dich bei Kate entschuldigst.«

»Was? Warum?«, fragte ich ihn genervt.

»Du hast sie scheiße behandelt.«, erwiderte er, als wäre es offensichtlich. »Als du weg warst hat sie sich schreckliche Sorgen um dich gemacht. Sie ist fast verrücktgeworden und wollte dich alleine suchen gehen. Du bedeutest ihr und ihrer Familie verdammt viel.« Er war so Gefühlsdusselig. Warum wollte er so unbedingt, dass ich mich mit ihr auseinandersetzte?

»Warum ist dir das so wichtig?«, fragte ich wieder.

»Du weißt nicht wie es hier war als du weg warst. Sie kann nicht noch ein Rückschlag verkraften.«

»Und du weißt es? Du warst ja auch nicht hier.«, konterte ich.

»Ich war oft genug hier. Um zu sehen wie sie immer mehr daran zerbrochen ist.«

»Also gut.«, sagte ich, nur um diese sinnlose Unterhaltung zu beenden. »Was bekomme ich, wenn ich gewinne.«

Wieder lachte er, als sei das unmöglich. »Was du willst.«

»Okey.«

Er zog seine Jacke aus und warf sie achtlos auf den Boden. Lässig stellte er sich vor mich hin und wartete auf meinen ersten Zug. Also gut. Er wollte nicht anfangen, dann würde ich eben beginnen.

Mit meiner rechten Faust schlug ich in sein Gesicht, sodass ich seine Nase hätte treffen müssen. Doch er wich leicht aus. Ich zwar nur einmal gegen Luc gekämpft im Lager, als er Haushoch gewonnen hatte, aber ich kannte Luc. Lange genug hatte ich gesehen, wie er sich bewegte und wie er dachte. Deshalb fiel es mir nicht allzu schwer seine nächsten Bewegungen vorauszudeuten. Mein rechter Fuß wartete einige Zentimeter zum dem Platz entfernt, an den er seinen linken Fuß setzte. Mit meiner linken Faust schlug ich ihn gegen seine rechte Schulter und er fiel genauso wie ich es geplant hatte über meinen Fuß. Er taumelte und versuchte sich noch zu fangen, aber es war zu spät für ihn. Ich ließ nämlich nicht locker und schubste ihn zu Boden. Er fiel unsanft zu Boden und sah mich entgeistert an. »Was zur Hölle?«, fragte er ungläubig. »Was geben sie euch drüben zu essen?«, scherzte er. Ich hielt seine Hände fest und zwang ihn so liegen zu bleiben.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt