~8.2~

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Des hielt mir den Beutel mit den Perlen hin. Ich nickte. Es waren Maysers Anweisungen für mich. »Danke. Ich weiß was es ist.« Er sah mich abwartend ab, als würde er auf eine Erklärung warten. »Es ist persönlich.«

»Apropos persönlich. Ich wollte dich um ein Gefallen bitten.«, fragte er vorsichtig.

»Nein. Frag nicht schon wieder. Du weißt was für dich hier auf dem Spiel steht. Tu was ich dir sage und ich halte auch meinen Teil der Abmachung.«

»Aber woher soll ich wissen, dass du mir die Wahrheit sagst?«, fragte er.

»Du hast keine andere Wahl, als mir zu vertrauen. Jetzt geh.«, befahl ich. Er sah mich wütend an, aber tat was ich ihm gesagt hatte. Er drehte sich um und verschwand. Meine Hand glitt zum Beutel und ich suchte nach einer Perle die Leuchtete. Es gab sogar drei Stück. Ich nahm willkürlich eine raus und sobald ich sie berührt hatte, erschien Mayser vor mir.

»Mein liebes Ich aus der Zukunft. Es tut mir furchtbar leid, dass ich dich durch diese schreckliche Zeit gezwungen habe. Aber was auch immer du denken magst. Es gibt immer Neyfrem auf die du zählen kannst. Vertraue vor allem Des.«, erklang Maysers Stimme. Sie stand direkt vor mir und sah mir direkt in die Augen, als wäre sie nicht bloß eine Erinnerung. Sie hatte sich in Des geirrt. Was für ein Reinfall. Ich wette, dass mein früheres Ich Des höchst Persönlich getötet hätte, wenn sie noch mitbekommen hätte, wie er uns verraten hat. Mayser hatte ihr Vertrauen in die falsche Person gesetzt. »Besonders die Erinnerungen von mir und Des habe ich gründlich versucht zu löschen, denn ich wollte nicht, dass du die Leere in dir spürst, ohne ihn zu sein. Aber ich will mir und ihm nicht verwehren, dass wir da weitermachen können, wo wir aufgehört hatten. Deshalb muss ich dir die schönste meiner Erinnerungen einfach zurückgeben. Ich hoffe, dass sie einen genauso großen Platz in deinem Herzen einnehmen wird, wie sie in meinem hat.«

Im nächsten Augenblick stand ich nicht mehr in meinem Zimmer, sondern wurde in eine Erinnerung gezogen. Ich stand vor einem stämmigen Mann, neben ein duzend anderer Jugendlichen in meinem Alter. Unter ihnen war auch Mehyl. Ich und die anderen standen Kerzengerade da und bewegten uns keinen Zentimeter. Fast alle waren Jungs nur ich und ein weiteres Mädchen waren unter ihnen. Meine Augen wanderten zu dem Jungen, der neben mir stand, als ich seinen Blick spürte. Sofort blickte er nach vorne und tat so, als hätte er mich nicht schon die ganze Zeit angestarrt. Ich erinnerte mich an ihn. Er war der Junge, der damals so jämmerlich gescheitert war, als er versucht hatte die Boykaruts aus dem Wasser zu locken, um seiner Schwester die Medizin zu bringen, die sie benötigte. Später hatte er Mehyl und mich nicht verraten, als wir uns verkleidet hatten, um mit ihnen zu spielen.

»Blick nach vorne Soldat.«, schrie eine Stimme mich an. Ich blickte nach vorne. Ein Junge neben mir lachte. »Bist wohl nicht gewöhnt in Gegenwart von Jungs zu sein. Was Anführerin?«, flüsterte er und dabei sagte er das letzte Wort so abfällig, wie er nur konnte. Mein Blick war immer noch nach vorne gerichtet und ich ließ mich nicht von ihm provozieren.

»Ihr beide. Vortreten.«, befahl der stämmige Mann und deutete auf mich und den Jungen, der mich eben verhöhnt hatte. Er warf uns einen langen Stab zu und sagte:» Kämpft! Keine Fähigkeiten. Bleibt fair.«

Mein Leben lang hatte ich trainiert und hatte bisher noch nie gegen jemanden in meinem Alter gekämpft. Deshalb hatten meine Eltern auch auf diesen Kurs bestanden. Sie meinten Mehyl und mir würde es gut tun Jugendliche in unserem Alter kennenzulernen. Es war mir egal, dass ich keine Freunde hatte. Die wenigen Freunde, die ich gehabt hatte, waren mir gegenüber immer anders gewesen. Sie hatten mich anders behandelt als den Rest und mich oft außen vor gelassen. Das gehörte nun mal dazu. Meine Zukunft lag nicht in ihren Mitten. Dieser Kurs hier würde daran nichts ändern.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt