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Freyas POV

Wieder ging Mehyl ab und auf. So nervös hatte ich ihn noch nie bemerkt. Seine Anspannung übertrug er auf all seine Soldaten um ihn herum. Als würde er einen Gedanken aus dem Kopf vertreiben, schüttelte er energisch den Kopf. Dann hob er ihn und schaute sich um. Sein schweifender Blick blieb an mir hängen. Seine Miene veränderte sich Augenblicklich und er setzte einen Sorglosen blick auf. Grinsend kam er auf mich zu. Mehyl war ziemlich gut eine andere Maske zu zeigen. Doch ich hatte es gesehen. Er war nervös.

»Freya!«, begrüßte er mich, als hätten wir uns den ganzen Tag nicht gesehen. »Jetzt sind wir endlich dank deiner Hilfe bei dem Heilmittel.« Jetzt wo er so vor mir stand sah ich, dass sein Gesicht leichenblass war. Er klang nicht besonders erfreut hier zu sein. Was er gekonnt unter seiner Maske verbarg. Mehyl schaute in die Ferne.

»Ja ich bin gespannt ob sie es überleben.«, gab ich mich genauso sorglos. »Ich drücke Luc die Daumen.«

Sein Blick schoss auf mich herab. Noch nie hatte mich Mehyl so angeschaut. Sonst versuchte er mich immer mit seinem Charm zu überzeugen, damit ich ihm zum Weltenbaum brachte. Jetzt war es wohl endgültig damit vorbei.

»Mayser wird überleben.«, sagte er eindringlich. »Wenn dann wird es für Luc schlecht stehen.« Er schien nicht besonders überzeugend, aber ich zuckte mit den Schultern.

»So steht es geschrieben.«, stimmte ich ihm zu. Es war schade um Luc. Ich kannte ihn zwar nicht besonders, doch er war mir in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen. Auch wenn ich durch ihn und Ivy erst in diese Lage gekommen war. Nun schienen meine Probleme Zuhause so winzig zu sein. Fast wünschte ich mir schon zurück zu kehren und diese dämlichen Spiele über mich ergehen zu lassen.

»Mehr oder weniger.«, sagte Mehyl mürrisch.

»Was soll das heißen? Die Prophezeiung sagt eindeutig, dass Ivys Begleiter sterben wird.«, gab ich zurück.

»Mayser weiß worauf sie sich eingelassen hat. Ich habe ihr von der ganzen Prophezeiung erzählt. Mein Mentor bei den dunklen Neyfrem damals hat mir alles von dem Buch der Prophezeiungen erzählt. Hier drin wird Mayser sterben. Dafür würde ihr liebendes Herz sorgen.« Ich verstand nicht genau was er meinte. Hatte er deshalb Ivy dazu gebracht dunkel zu werden. Wollte er verhindern, dass sie starb. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Es passte nicht zu Mehyl seine Schwester zu retten. »Doch das sollte jetzt erledigt sein. Mein Mentor hatte unrecht. Das hier ist nicht Maysers Todestag. Nichts ist in Stein gemeißelt. Wir werden das Heilmittel bekommen und Mayser wird bei den dunklen Neyfrem leben.«

»Es klingt fast so, als würdest du dir sorgen um deine Schwester machen. Wie süß.«, sagte ich, um ihn aufzuziehen.

»Ich mache mir keine Sorgen. Sie liebt nicht, also wird sie nicht sterben.«, widerholte er.

»Ist dir das so wichtig? Obwohl du nicht mal sie liebst?«, fragte ich neugierig.

»Natürlich! Auch wenn ich niemanden liebe, weiß ich das Blut wichtiger ist, als alles andere. Sie gehört zu mir. So war es schon immer und so wird es auch bleiben. Wir sind Zwillinge. Uns verbindet etwas tieferes als Liebe. Zusammen kann uns nichts aufhalten.«, sagte Mehyl mehr zu sich selbst.

»Und dann schickst du die da rein, auch wenn du weißt, dass es ihre Bestimmung ist heute da drin zu sterben? Ergibt Sinn.«

»Mayser wird nicht sterben!«, wiederholte er und wandte sich um. »Sonst wäre alles umsonst geworden.«, sagte er fest. Er drehte sich wieder um, als wäre ihm etwas eingefallen. »Kannst du das Mayser geben?«, fragte mich Mehyl eindringlich und drückte mir eine kleine glatte Murmel in die Hand.

»Warum gibst du es ihr nicht gleich selbst, wenn sie zurückkehrt?«, fragte ich.

Er schüttelte den Kopf. »Gib es ihr einfach.« Er ging wieder zu seinen Soldaten und ließ mich ratlos zurück. Das hatte Mehyl so an sich. Aus ihm wurde ich nicht schlau.

Zach ließ sich neben mich nieder. Ich blickte zu ihm rüber und lächelte ihn an. Zum Glück war er auch hier. Obwohl es ziemlich seltsam war ihn in einem anderen Körper zu sehen. »Was wollte Mehyl von dir?«, fragte mich Zach.

»Er ist seltsam.«, antwortete ich ihm. »Er lässt es so darstellen, als würde er sich Sorgen um Ivy machen.«

»Ja, das passt nicht zu ihm.«, stimmte mir Zach zu. »Was hat er noch gesagt?«

»Nicht viel. Er hat mir noch diese Murmel für Ivy gegeben.«, erzählte ich ihm und zeigte ihm vorsichtig die Murmel.

»Das ist seltsam. Warum sollte Mehyl Mayser auf diese Weise eine Nachricht zukommen lassen. Etwas führt er im Schilde.«

»Tut er das nicht immer? Es scheint mir als wäre er immer nur berechnend Handeln.«, gab ich leise zurück.

Zach lachte. »Du weißt gar nicht wie Recht du hast.«

Ich sah ihn schief an. »Bist du ihm in dieser Form so nah gekommen, dass du ihn so gut kennst?«

»Ja. Ich habe für ihn sogar getötet. Auch wenn ich das nicht wollte.«, sagte Zach und blickte auf seine ineinander verschränkten Finger. Noch nie hatte ich diesen Gesichtsausdruck an Zach gesehen. Er wirkte so erschlagen, als hätte er eine große Last zu tragen. Ich strich ihn leicht über den Rücken. Zach zuckte zusammen und sah schnell zu mir rüber. Ich lächelte ihn ruhig an. Es gefiel mir nicht, dass Ivy ihn zu solchen Taten gezwungen hatte. Diese ganze Idee Zach in einen fremden Körper zu stecken war einfach widerwärtig.

Wir schwiegen.

»Das bedeutet etwas. Ich muss mich auch darauf vorbereiten. «Zach kramte in seiner Jackentasche und fang eine Murmel, die der von Mehyl sehr ähnlich sah.

»Was hat es mit diesen Murmeln auf sich? Trat ihr die alle mit euch rum?«, fragte ich ihn verwundert.

»Nein. Die habe ich für den Notfall mit mir getragen. Gib mir etwas Zeit. Ich muss mich konzentrieren.«, bat mich Zach. Er hatte sich in der kurzen Zeit bei den dunklen Neyfrem sehr verändert. Ich konnte ihn kaum wiedererkennen. »Würdest du sie Ivy geben?«

»Ja. Aber ich versteh nicht warum du...« Zach unterbrach mich.

»Ich auch noch nicht.«, gestand Zach und lächelte mich an. »Aber bald wird das alles vorbei sein. Ich verspreche es dir Freya. Und dann kehren wir alle zurück nach Hause.«

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt