~21.1~

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Für den Rest des Weges war die Stimmung ziemlich getrübt. Bay kündigte gerade an, dass wir in einer halben Stunde ankommen würden, als zwei Wolfsbestien auf uns zugelaufen kamen. Bevor jemand reagieren konnte, war ich in ihren Gedanken. Diesmal würde ich es nicht darauf ankommen lassen. Luc trat vor und wollte sich verwandeln, doch ich hielt ihn zurück. Er sah mich fragend an.

»Es sind meine Brüder.«, erklärte Bay.

Anders als Luc, verwandelten sie sich vor uns und ihre plötzliche Entblößung schien ihnen nichts auszumachen. »Wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten.«, rief einer der Brüder. »Mayser! Du bist es wirklich!«

Erst zog mich der eine in eine feste Umarmung und dann der andere. Sie musterten mich lange. »Du siehst genauso aus wie früher.«, sagte der gleiche.

»Das ist Aryn.«, murmelte Bay mir zu.

Aryn sah ihn verwirrt an. »Hast du gut erkannt Bay. Mayser kann uns auseinanderhalten. In zwei Jahrzehnten sollte sie das nicht verlernt haben.« Anscheinend hatte Mayser nur Bay erzählt, dass sie sich an nichts mehr erinnern würde. Ceyl schwieg. Er hatte bis jetzt kein Wort mit mir gewechselt. Das überließ er Aryn. Ceyl beobachtete nur die ganze Situation und musterte mich prüfend.

Bay hob die Arme und lachte. »Ich wollte nur sichergehen.«

»Wie hast du das geschafft?«, fragte Aryn mich. »Eigentlich solltest du alt und faltig sein.«

Ich warf ihn ein falsches Lächeln zu. »Meine Fähigkeiten haben mich vor diesem Schicksal bewahrt.«

»Haben sie das?« Er lachte. Sein Lachen klang nicht so melodisch, wie das von Bay. An sich sahen die Drillinge gleich aus. Nur kleine Merkmale waren unterschiedlich. Aryn hatte ein kleines Muttermal an der Schläfe, Ceyl hatte dunklere Augen und Bay ein markanteres Kinn. »Du hast dir aber Zeit gelassen, um uns wieder zu besuchen.«, sagte er vorwurfsvoll.

»War etwas beschäftig.«, erklärte ich wage. Es hatte vielleicht einen Grund, warum Mayser Aryn und Ceyl nicht vertraut hatte. »Mit der ganzen Mehyl Sache.«

»Naja. Die Lage scheint sich beruhigt zu haben, als du Anführerin wurdest.«, erwiderte er aufmunternd.

»Das stimmt wohl.«, log ich. Die Lage hatte sich eher verschlimmert. Wir waren kurz davor das Heilmittel zu bekommen und waren stärker, als jemals zuvor.

»Und was hat sich in den letzten Jahren bei euch so getan?«, fragte ich, obwohl es mich nicht interessierte. Ich musste mich zwingen so freundlich zu sein zu Leute die ich nicht einmal kannte.

»Ceyl hat eine Frau und zwei Kinder.«, sprach Aryn für Ceyl. Wenn er mit seiner Frau genauso viel sprach, wie mit mir war es bestimmt eine glückliche Beziehung.

»Das freut mich, Ceyl.«, erwiderte ich und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Ceyl nickte nur. Vielleicht war er ja stumm. »Werde ich sie kennenlernen?«

»Natürlich.«, entgegnete Bay.

»Und wie sieht es mit euch aus?«, fragte ich Bay und Aryn.

»Was soll mit uns sein?«, drehte Aryn die Frage um und grinste mich an.

»Keine Frau traut sich. Wir schüchtern sie wohl ein.«, erklärte Bay seine Irrsinnige Theorie.

»Daran wird es wohl liegen.«, antwortete ich lachend und zwinkerte ihm zu.

Luc kam auf uns zu. »Ich will dieses herzerwärmende Familientreffen ja nicht stören, aber Jay ist am ausflippen. Ivy du solltest vielleicht mit ihm reden.«

»Er ist nicht mein Problem. Du hast ihn mitgebracht. Kümmere dich darum.«, entgegnete ich genervt.

»Ivy?«, fragte Aryn und schaute zum ersten Mal zu meinen Begleitern. »Deshar hast du ja auch mitgebracht. Hätte nicht gedacht, dass er sich nach dem letzten Mal noch mal hierher trauen würde.« Und warum nicht? Was hatte er angestellt? Es war an der Zeit wieder mit Des zu reden. Bevor ich ahnungslos in alle Fettnäpfchen trat.

Dark Neyfrem #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt